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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Spielzeugsoldaten … nein, das machte keinen Sinn. Veruntreuung. Ein häßliches Wort. Was für eine schlimme Verunglimpfung seiner Ehre, und seiner Intelligenz; als ob er nicht wüßte, woher die kaiserlichen Finanzmittel kamen und welche Opfer sie bedeuteten.
    Sein düsterer Ärger sackte zu einer düsteren Depression zusammen. Sein Herz schmerzte. Er fühlte sich besudelt. Konnte 13
    Illyan – gerade Illyan! – wirklich glauben, selbst nur einen hypothetischen Augenblick lang … Ja, Illyan konnte. Illyan wäre nicht hier, würde das nicht tun, wenn er nicht ernstlich besorgt wäre, daß die Beschuldigung sich als wahr erweisen könnte.
    Zu seinem Entsetzen ertappte Miles sich dabei, daß er still weinte.
    Zur Hölle mit den Drogen.
    Illyan betrachtete ihn ziemlich beunruhigt. »Auf die eine oder andere Weise, Miles, muß ich morgen deine Ausgaben rechtfertigen, denn das sind Ausgaben meiner Abteilung.«
    »Ich würde lieber vor einem Kriegsgericht aussagen.«
    Illyan preßte die Lippen aufeinander. »Ich werde später wiederkommen. Wenn du Gelegenheit hattest zu schlafen. Vielleicht kannst du dich dann besser ausdrücken.«
    Der Doktor machte sich an Miles zu schaffen, verpaßte ihm eine weitere Droge und verließ das Zimmer. Bleiern drehte Miles sein Gesicht zur Wand, nicht, um zu schlafen, sondern, um sich zu erinnern.
    14
    ERSTER TEIL

DIE BERGE DER TRAUER
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DIE BERGE DER TRAUER
    Als Miles vom langen See her den Hügel hinaufstieg, hörte er die Frau lamentieren. Er hatte sich nach dem Schwimmen nicht abgetrocknet, da der Morgen schon flimmernde Hitze versprach.
    Seewasser tröpfelte kühl von seinem Haar auf die nackte Brust und den Rücken, etwas unangenehmer von seinen abgerissenen Shorts an den Beinen hinab. Seine Beinstützen schabten an seiner nassen Haut, als er den schmalen Pfad durch das Buschwerk im militärischen Laufschritt hinauf stapfte. Seine Füße patschten in den alten, nassen Schuhen. Er verlangsamte sein Tempo neugierig, als er sich der Stimmen bewußt wurde.
    Die Stimme der Frau war vor Trauer und Erschöpfung zu einem Krächzen geworden. »Bitte, Lord, bitte. Ich möchte nur meine Gerechtigkeit …«
    Die Stimme der Wache vom vorderen Tor klang irritiert und
    verlegen. »Ich bin kein Lord. Los, stehen Sie auf, Frau. Gehen Sie zurück ins Dorf und melden Sie’s im Büro des Bezirksrichters.«
    »Ich sage Ihnen doch, ich komme gerade von dort!« Die Frau erhob sich nicht von den Knien, als Miles aus den Büschen trat und anhielt, um die Szene auf der anderen Seite der gepflasterten Straße zu beobachten. »Der Richter kommt erst nach Wochen
    zurück, nach Wochen! Ich bin vier Tage gegangen, um hierher zu kommen. Ich habe nur wenig Geld …« Eine verzweifelte Hoffnung klang in ihrer Stimme an, sie krümmte den Rücken und suchte in ihrer Rocktasche, dann richtete sie sich wieder auf und hielt dem Wächter die hohlen Hände hin. »Eine Mark und zwanzig Pfennige, das ist alles, was ich habe, aber …«
    Der Blick des empörten Wächters fiel auf Miles, und der Mann straffte abrupt den Rücken, als fürchtete er, Miles könnte den Verdacht haben, ein so erbärmliches Schmiergeld führe ihn in Versuchung. »Hauen Sie ab, Frau!«, versetzte er.
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    Miles runzelte die Stirn und humpelte über die Straße zum
    Haupttor. »Um was geht es denn, Korporal?«, fragte er in leichtem Ton.
    Der Wachkorporal war vom Kaiserlichen Sicherheitsdienst
    ausgeliehen und trug die grüne Dienstuniform der barrayaranischen Streitkräfte mit dem hohen Kragen. Er schwitzte und fühlte sich im hellen Morgenlicht dieses südlichen Bezirks nicht wohl, aber Miles nahm an, der Mann würde lieber schmoren, bevor er sich auf diesem Posten des Kragens entledigte. Er sprach ohne lokalen Akzent und war ein Stadtmensch aus der Hauptstadt, wo eine mehr oder weniger effiziente Bürokratie mit solchen Problemen fertig wurde, wie mit dem, das da vor ihm kniete.
    Die Frau war nun allerdings aus dieser Gegend und machte einen ganz und gar hinterwäldlerischen Eindruck. Sie war jünger, als man dem Ton ihrer Stimme nach hätte zunächst schließen können.
    Sie war groß, ihre Augen waren rot vom Weinen, strähniges
    blondes Haar hing über einem frettchenhaft schmalen Gesicht und hervorstehenden grauen Augen herunter. Wenn sie sich gewaschen und dann gegessen hätte, ausgeruht, glücklich und zuversichtlich gewesen wäre, dann hätte sie beinahe hübsch aussehen können, aber davon war sie jetzt weit entfernt, trotz ihrer
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