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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Rampe los.
    Beatrice rutschte aus und fiel mit ihr.
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    Miles hechtete hinter ihr her und stürzte auf die Luke zu. Ob er sie noch erwischt hatte, wußte er nicht, denn seine rechte Hand war ein gefühlloser Klumpen. Er sah ihr Gesicht nur noch als einen weißen Fleck, als sie in die Dunkelheit gerissen wurde.
    In seinem Kopf war etwas wie ein Schweigen, ein großes
    Schweigen. Obwohl das Heulen des Windes, das Gedröhn der
    Motoren, das Geschrei, Gefluche und Gekreische weitergingen, verschwanden sie irgendwo zwischen seinen Ohren und seinem Gehirn und entgingen der Wahrnehmung. Er sah nur einen weißen Flecken, der in der Dunkelheit verschwand, und das immer wieder und wieder, wie eine dauernd wiederholte Vid-Schleife.
    Schließlich fand er sich auf Händen und Knien kauernd, von der Beschleunigung des Shuttles an das Deck gepreßt. Sie hatten die Luke zubekommen. Das nur noch von Menschen stammende
    Gebrabbel im Innern des Shuttles wirkte gedämpft und dünn, nachdem jetzt die brüllenden Stimmen der Götter verstummt waren. Miles blickte auf und schaute in das bleiche Gesicht von Pitts Kumpan, der neben ihm kauerte und immer noch die nicht abgefeuerte Dendarii-Waffe hielt, die er in einem anderen Leben aufgeklaubt hatte.
    »Sie sollten lieber eine Menge Cetagandaner für Marilac töten«, sagte Miles schließlich mit heiserer Stimme zu ihm. »Sie sollten lieber für irgend jemand etwas wert sein, denn ich habe bestimmt zuviel für Sie gezahlt.«
    Das Gesicht des Marilacaners zuckte unsicher und eingeschüchtert. Miles überlegte, wie wohl sein eigenes Gesicht aussehen mußte. Nach diesem Spiegelbild zu schließen: seltsam, sehr seltsam.
    Miles kroch vorwärts, suchte etwas, jemanden … Formlose
    Blitze bildeten gelbe Streifen am Rande seines Blickfelds. Eine Dendarii-Söldnerin im Kampfanzug, die ihren Helm schon abgenommen hatte, zog ihn auf die Beine.
    »Sir? Sollten Sie nicht lieber nach vorn ins Cockpit kommen, Sir?«
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    »Ja, schon gut …«
    Sie schlang einen Arm um ihn, unter seinem Arm hindurch,
    damit er nicht wieder hinfiel. Sie bahnten sich ihren Weg durch das überfüllte Shuttle nach vorn, durch Marilacaner und Dendarii hindurch. Gesichter wandten sich ihm zu, bemerkten ihn furchtsam, aber niemand wagte eine Äußerung zu tun. Als sie sich dem vorderen Ende des Shuttles näherten, zog ein silberner Kokon Miles’ Blick auf sich.
    »Warten Sie …«
    Er fiel neben Suegar auf die Knie. Ein Blitz der Hoffnung …
    »Suegar. He, Suegar!«
    Suegar öffnete die Augen zu Schlitzen. Es war nicht festzustellen, wieviel von alldem durch Schmerz, Schock und Drogen zu ihm durchdrang.
    »Jetzt bist du auf deinem Weg. Wir haben es geschafft, wir haben das Timing eingehalten. Ganz glatt. Behende und schnell. Hinauf durch die Regionen der Luft, höher als die Wolken. Du hattest recht mit der Schrift, wirklich.«
    Suegar bewegte die Lippen. Miles neigte den Kopf tiefer.
    »… das war nicht wirklich eine Schrift«, flüsterte Suegar. »Ich habe es gewußt … du hast es gewußt … Verarsch mich nicht …«
    Miles schwieg, zu Stein erstarrt. Dann beugte er sich wieder vor.
    »Nein, Bruder«, flüsterte er. »Denn obwohl wir bekleidet hineingingen, sind wir sicherlich nackt herausgekommen.«
    Suegars Lippen zuckten in einem trockenen Lachen.
    Miles weinte erst, als sie den Wurmlochsprung hinter sich hatten.
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EPILOG
    Illyan saß schweigend da. Miles legte sich zurück, bleich und erschöpft. Ein törichtes Beben, das sich in seinem Unterleib verbarg, ließ seine Stimme zittern. »Tut mir leid. Ich dachte, ich wäre schon darüber hinweggekommen. Soviel Verrücktes ist seitdem geschehen, ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, zum Verdauen …«
    »Erschöpfung nach dem Kampf«, meinte Illyan.
    »Der Kampf dauerte nur ein paar Stunden.«
    »So? Nach dieser Abrechnung hatte ich sechs Wochen veranschlagt.«
    »Wie lang auch immer. Aber wenn Ihr Graf Vorvolk argumentieren möchte, ich hätte Leben gegen Gerät tauschen sollen, nun …
    ich hatte vielleicht fünf Minuten für diese Entscheidung, unter feindlichem Feuer. Wenn ich einen Monat Zeit gehabt hätte, um die Lage zu studieren, wie er, dann wäre ich zum selben Schluß gekommen. Und ich werde jetzt dazu stehen, vor dem Kriegsgericht oder in jeder gottverdammten Arena, in der er mit mir kämpfen will.«
    »Beruhige dich«, riet ihm Illyan. » Ich werde mich mit Vorvolk befassen, und auch mit seinen Einbläsern. Ich denke … nein, ich garantiere, ihre kleine
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