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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit
Autoren: Lois McMaster Bujold
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fand … im Sterben liegend, da mußte ich entscheiden, ob ich den Buchstaben meines Vertrags folgen und einen Katatoniker beziehungsweise eine Leiche zurückbringen sollte, oder den Geist – und eine Armee. Ich entschied mich für letzteres, und ich wählte Sie beide aus. Sie müssen Oberst Tremonts Werk fortsetzen.«
    »Ich war nur Feldleutnant«, begann Tris erschrocken, und Oliver stimmte ein: »Ich bin ein gewöhnlicher Soldat, kein Stabsoffizier.
    Oberst Tremont war ein Genie …«
    »Sie sind jetzt seine Erben. Das sage ich. Schauen Sie um sich.
    Mache ich Fehler bei der Auswahl meiner Untergebenen?«
    Nach einem Augenblick des Schweigens murmelte Tris:
    »Anscheinend nicht.«
    »Bilden Sie sich einen Stab. Finden Sie Ihre Taktikgenies, Ihre Technikzauberer, und lassen Sie sie für Sie arbeiten. Aber der Antrieb und die Entscheidungen und die Leitung muß von Ihnen kommen, hier in dieser Falle geschmiedet. Sie müssen sich an diesen Ort erinnern, und sich damit auch immer daran erinnern, was Sie tun und warum.«
    »Und wann mustern wir aus dieser Armee aus, Bruder Miles?«, fragte Oliver ruhig. »Meine Zeit war während der Belagerung von 318
    Fallow Core zu Ende. Wenn ich irgendwo anders gewesen wäre, dann hätte ich heimgehen können.«
    »Bis die cetagandanische Besatzungsarmee durch Ihre Straßen gerollt wäre.«
    »Selbst dann. Die Chancen stehen nicht gut.«
    »Die Chancen standen seinerzeit schlechter für Barrayar, aber die Barrayaraner haben die Cetagandaner davongejagt. Es dauerte zwanzig Jahre und forderte mehr Blut, als Sie beide zusammen in Ihrem ganzen Leben gesehen haben, aber sie haben es geschafft«, sagte Miles mit Nachdruck.
    Oliver schien von diesem historischen Präzedenzfall mehr
    beeindruckt zu sein als Tris, die skeptisch sagte: »Barrayar hatte diese verrückten Vor-Krieger. Irre, die in den Krieg stürmten, denen es gefiel zu sterben. Marilac hat diese kulturelle Tradition einfach nicht. Wir sind zivilisiert – oder wir waren es einmal …«
    »Lassen Sie mich Ihnen etwas über die barrayaranischen Vor erzählen«, fiel ihr Miles ins Wort. »Die Verrückten, die einen ruhmreichen Tod in der Schlacht suchten, fanden ihn sehr früh.
    Dadurch wurde die Befehlskette sehr schnell von den angesammelten Narren befreit. Die Überlebenden waren diejenigen, die lernten, schmutzig zu kämpfen und mit dem Leben davonzukommen, und am nächsten Tag zu kämpfen und zu siegen, zu siegen, zu siegen, und für die nichts, keine Bequemlichkeit, keine Sicherheit, nicht ihre Familie oder ihre Freunde oder ihre unsterblichen Seelen, wichtiger war als zu siegen. Tote sind per Definition Verlierer. Überleben und Sieg. Sie waren keine Supermänner oder immun gegen Schmerzen. Sie schwitzten in Verwirrung und Düsternis. Und mit weniger als der Hälfte der physischen Ressourcen, über die Marilac sogar jetzt noch verfügt, haben sie gewonnen. Wenn man ein Vor ist«, Miles bremste sich ein bißchen, »dann gibt es kein Ausmustern.«
    Nach einem Moment des Schweigens sagte Tris: »Selbst eine
    freiwillige patriotische Armee muß essen. Und wir werden die 319
    Cetagandaner nicht schlagen, indem wir mit Papierkügelchen auf sie feuern.«
    »Finanzielle und militärische Hilfe wird kommen, und zwar über einen verborgenen Kanal, nicht über mich. Falls es ein
    Widerstandskommando gibt, an das diese Hilfe geliefert werden kann.«
    Tris maß Oliver mit den Augen ab. Ihr inneres Feuer brannte näher an der Oberfläche, als es Miles je gesehen hatte, und lief über diese Muskelstränge hinweg. Das Winseln der ersten zurückkehrenden Shuttles drang durch den Nebel. Tris sprach sehr sanft. »Und ich dachte, ich sei die Atheistin, Sergeant, und Sie wären der Gläubige. Kommen Sie mit mir – oder mustern Sie
    aus?«
    Oliver beugte die Schultern. Unter dem Gewicht der Geschichte, nicht der Niederlage, erkannte Miles, denn das Feuer in seinen Augen glich dem in Tris’ Blick. »Ich komme«, knurrte er.
    Miles fing Tungs Blick auf. »Wie steht’s?«
    Tung schüttelte den Kopf und hielt Finger hoch. »Etwa sechs Minuten Verspätung, beim Ausladen oben.«
    »Okay.« Miles wandte sich wieder Tris und Oliver zu. »Ich
    möchte, daß Sie beide mit dieser Welle hochgehen, in getrennten Shuttles, auf jedes Truppenschiff einer. Wenn Sie dort ankommen, dann beginnen Sie damit, das Ausladen Ihrer Leute zu beschleunigen. Leutnant Murka wird Ihnen Ihr Shuttle zuweisen …« Er winkte Murka herbei und schickte sie mit ihm zusammen
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