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Von Liebe steht nichts im Vertrag

Von Liebe steht nichts im Vertrag

Titel: Von Liebe steht nichts im Vertrag
Autoren: TRISH MOREY
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während sie den nächtlichen Geräuschen von Sherwill lauschte – den bellenden Hunden, quietschenden Reifen, lärmenden Nachbarn –, hatte sie sich immer wieder ausgemalt, wie das heutige Treffen verlaufen würde.
    Eine leichte Sommerbrise zerzauste ihre Haare. Der Gestank nach Benzin und fettigen Donuts, den der Wind mit sich brachte, ließ Angies Magen wieder revoltieren. Obwohl er leer war, hatte sie das Gefühl, sich erneut übergeben zu müssen.
    Bitte, lieber Gott, dachte sie und schluckte gegen die Übelkeit an. Nicht jetzt. Nicht hier. Wenn sie noch rechtzeitig bei ihrem Treffen sein wollte, musste sie sich beeilen.
    Ihr Frühstück, eine trockene Scheibe Toast und eine Tasse Tee, hatte sie direkt wieder von sich gegeben. Eine Stunde in einem überfüllten Zug hatte nicht eben zu ihrer Beruhigung beigetragen, genauso wenig wie der Mann, der sie heftig angerempelt hatte, als sie aus dem Zug gestiegen war. Ohne ein Wort der Entschuldigung war er in der Menge verschwunden, während sie geschlagene zehn Minuten hatte sitzen bleiben müssen, bis ihr Herz wieder langsamer schlug und sie den kalten Schweißausbruch bezwungen hatte.
    Zehn Minuten, die sie eigentlich nicht entbehren konnte.
    Dabei hatte sie entspannt und gefasst wirken wollen, wenn sie den Vater des Kindes kennenlernte, das in ihr heranwuchs.
    Verdammt .
    Sie blinzelte gegen die Mittagssonne an und schob die Sonnenbrille zurecht, als sie die letzten Stufen zu dem überfüllten Gehweg hinabstieg. Plötzlich wünschte sie, etwas Leichteres angezogen zu haben. Es war viel zu heiß für ihre Jeans und die biedere Strickjacke, für die sie sich entschieden hatte, um seriös zu wirken. Jetzt fand sie ihre Aufmachung abgetragen und unmodern.
    Zögernd blieb sie auf der letzten Stufe stehen. Eltern schlenderten auf dem Gehweg an ihr vorbei, Kinder hopsten lachend mit ihren großen Luftballons in den Händen davon. Sie sah Paare, Hand in Hand, ganz mit sich selbst beschäftigt, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen. Schlanke, durchtrainierte Jogger in modischem Sportdress schlängelten sich im Laufen geschickt an den Menschen vorbei.
    Angie zog ihre dünne Strickjacke, die sie in einem der billigen Bekleidungsläden gekauft hatte, fester um die Schultern und kämpfte sich durch die Menschenmenge. Fast wünschte sie, diesem Treffen hier nicht zugestimmt zu haben. Darling Harbour – es hatte sowohl weltgewandt als auch exotisch geklungen, als Mr Pirellis Sekretärin ihr diesen Ort als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Angie hatte vorgegeben, sich auszukennen. Sie hätte es peinlich gefunden zuzugeben, dass sie seit Jahren nicht mehr dort gewesen war.
    Außerdem war sie so erleichtert gewesen, dass Mr Pirelli dem Treffen überhaupt zugestimmt hatte, dass sie nicht auch noch über den Treffpunkt hatte diskutieren wollen.
    Es war doch ein gutes Zeichen, dass er sie sehen wollte, oder nicht? Und wenn er sie erst einmal kennengelernt hatte, würde er das Kind doch sicher haben wollen, nicht wahr? Die Hoffnung bewahrte sie in ihrem Herzen und hegte sie. Denn nichts anderes wünschte sie sich für dieses Kind. Es sollte bei seinen leiblichen Eltern leben und von ihnen geliebt und geschätzt werden.
    Und wenn sie sich gegen dieses Kind entschieden?
    Tief sog sie die salzige Luft ein. Nun, es gab noch weitere Möglichkeiten. Andere Paare, die kein eigenes Kind haben konnten und das Kleine wie ihr eigenes lieben könnten. Dieses Baby würde jemanden glücklich machen, dessen war sie sicher.
    Sie zog einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche, um noch einmal nachzuprüfen, ob sie auf dem richtigen Weg war. Angst stieg in ihr auf, als sie zu dem grünen Rundbogen hinübersah, der in das Einkaufszentrum an der Harbourside führte. Die Sekretärin hatte ihr erklärt, sie solle vor dem Café am Eingang warten.
    Ihre Schritte verlangsamten sich, je näher sie kam. Auch wenn sie ihr Ziel schon fast erreicht hatte, war es bei all den vielen Menschen und dem Gedränge unmöglich, einzelne Personen genau auszumachen. Was, wenn er nicht gewartet hatte? Wenn er aufgegeben hatte und gegangen war?
    Endlich entdeckte sie ein Paar. Es saß an einem Tisch, die Hände ineinander verschränkt, die Köpfe gesenkt, offenbar in gedrückter Stimmung. Angie zögerte, während ihr Herz in der Brust hämmerte. Waren diese beiden die Eltern des Kindes, das in ihr heranwuchs?
    Sie sah, wie die Frau sich Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Angie straffte sich. Das mussten sie sein. Der
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