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Von Liebe steht nichts im Vertrag

Von Liebe steht nichts im Vertrag

Titel: Von Liebe steht nichts im Vertrag
Autoren: TRISH MOREY
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etwas wie ein Wunder vollbracht?
    Wohl kaum. Mit dem Handrücken wischte sie über ihre Wangen, zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel und putzte sich die Nase. Schließlich hatte auch sie nicht an ein Wunder gedacht, als man ihr die Neuigkeit mitgeteilt hatte. Ganz und gar nicht.
    Trotzdem, hatte er wirklich so aufgebracht klingen müssen? Jeder glaubte wohl, dass sie an alldem schuld war.
    Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihren noch flachen Bauch, in dem ein Kind heranwuchs, das sie eigentlich nie wollte. Sie hatte nur zugestimmt, weil Shayne sich so verzweifelt einen Sohn wünschte. Und jetzt war dieses Kind nicht einmal von ihm.
    Vielleicht war es tatsächlich ihr Fehler.
    Als unnatürlich hatte Shayne ihre Haltung bezeichnet. Eine richtige Frau wolle doch wohl Kinder haben, hatte er gesagt. Die schlimmste Beleidigung aber hatte er zurückgehalten, bis sie sich mit ihrem mühsam ersparten Geld in der Carmichael Clinic einfanden, der besten Klinik für künstliche Befruchtung in Australien.
    Eine richtige Frau würde kein Baby aus dem Reagenzglas benötigen, um schwanger zu werden .
    Als die Behandlung dann endlich erfolgreich war, sah es tatsächlich kurz so aus, als werde sie das Kind bekommen, das Shayne sich so verzweifelt wünschte. Doch dann war die Klinik mit der Nachricht herausgerückt, dass etwas schrecklich durcheinandergeraten sei. Und wieder hatte sie in seinen Augen versagt.
    Denn eine richtige Frau würde niemals das Kind eines anderen Mannes in sich tragen. Weil sie das Angebot der Klinik annähme, die Sache aus der Welt zu schaffen.
    Vielleicht hatte Shayne ja sogar recht.
    Doch sie brachte es nicht übers Herz, darüber zu entscheiden, ob dieses Baby leben würde oder nicht. Und deshalb war sie verdammt zu einem Kind, das sie eigentlich nie gewollt hatte und das nicht einmal ihr eigenes war. Und trotzdem war sie nicht in der Lage, die Sache aus der Welt zu schaffen, wie Shayne es umschrieben hatte.
    Aus seinem Mund hatte es so einfach geklungen, als handele es sich nur darum, den Müll wegzuwerfen oder sich alter Kleider zu entledigen. Aber hier ging es nicht um einen Sack mit Abfall, den sie mit sich herumtrug. Egal, ob sie es wollte oder nicht, ein Baby wuchs in ihr heran. Ein Leben. Das Kind eines anderen Menschen.
    Zudem hing ein solcher Schritt nicht nur von ihrer Entscheidung ab. Denn irgendwo lebte ein Paar, das alles getan hatte, um neues Leben zu schaffen. Ein Paar, dem dieses Kind von Rechts wegen gehörte. Ganz egal, was nun geschehen mochte oder wozu die wirklichen Eltern sich entscheiden würden, hatten sie doch zumindest ein Recht darauf, von der Existenz dieses Babys zu erfahren.
    Sie kniff die Augen zusammen. Armes Baby, dass es ausgerechnet bei ihr landen musste, einer Frau, die eigentlich nie ein Kind gewollt und nur zugestimmt hatte, um ihre Ehe zu retten.
    Welche Ironie des Schicksals!
    „Tut mir leid, Kleines. Aber bald treffen wir deinen Dad. Vielleicht auch deine Mum. Sie wollen dich, da bin ich mir sicher.“
    Und wenn nicht?
    Eine Träne lief über ihre Wange, als sie an das Telefongespräch von eben dachte, an die tiefe Stimme des Mannes, in der ein vernichtender Ton mitgeklungen hatte. Als sei sie schuld an dieser folgenschweren Katastrophe. So sah er die ganze Geschichte im Moment bestimmt.
    Sie hatte all das selbst durchgemacht. Den Schock. Die Fassungslosigkeit. Das schiere Erstaunen darüber, dass ein so fundamentaler Fehler passieren konnte, und das in einer hochmodernen Klinik. Einem Ort, der dazu bestimmt war, Träume wahr werden zu lassen, und nicht, Albträume zu produzieren.
    Shaynes Reaktion hatte sie am stärksten getroffen. Sein Entsetzen hatte sich von einem Herzschlag zum anderen in rasende Wut verwandelt. Entrüstung darüber, dass das Baby, mit dem er wochenlang vor Familie und Freunden geprahlt hatte, nicht einmal sein eigenes war. Zorn auf die Klinik, die seine Pläne völlig durcheinandergebracht hatte.
    Und dann hatte er seine Wut direkt auf sie, Angie, gerichtet, nachdem sie sich rundheraus geweigert hatte, der Abtreibung zuzustimmen, die man ihr vonseiten der Klinik angeboten und die Shayne gefordert hatte.
    Oh ja, sie verstand nur allzu gut, wie schockiert Mr Pirelli im Moment sein musste. Sie hätte sogar verstanden, wenn er in seinem Zorn aufgelegt oder geleugnet hätte, dass das Kind von ihm sei.
    Aber er hatte nicht aufgelegt, sondern zugestimmt, sich am nächsten Tag mit ihr zu treffen. Es war das Einzige, was sie für das Kleine,
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