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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen
Autoren: Delilah S. Dawson
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als ein Mitglied der Familie Feodor. Die Verräterin Ravenna hat Aztarte ein unreines Opfer dargebracht, und ich werde dieses Geschöpf reinwaschen mit dem Blud unseres Volkes. Sie wird meine Schwester, Prinzessin Olgha Feodor, ersetzen, die von Ravennas Hand ermordet wurde. Blut für Blud.«
    Ein Murmeln ging durch die Menge, doch niemand erhob Einwände oder trat vor. Mit einem stummen Flehen an den Mond und seine Gebieterin zog ich den edelsteinbesetzten Ärmel meines Kleides zurück, um mich ins Handgelenk zu beißen und das Blud in Keens offenen Mund tropfen zu lassen. Zuerst geschah nichts, und das Blud lief von ihren Lippen und tröpfelte auf die weiße Oberfläche des Altars. Eine Sekunde lang, als ich die strahlend roten Tropfen fallen sah, war ich wieder ein Kind im Zelt einer Zigeunerin und starrte eine Frau mit Krokodilslächeln an – und dann war ich wieder im Hier und Jetzt bei Keen und versuchte sie dazu zu bringen, zu überleben. Mein Herz geriet ins Stottern, als ich sah, wie das Blud ihre trockene Zunge leuchtend rot färbte. Und dann, Wunder über Wunder, begann ihre aufgerissene Kehle zu arbeiten. Einige Augenblicke später leckte sie sich über die Lippen und schlug die Augen auf.
    »Mehr«, stieß sie gurgelnd hervor, und ich lachte.
    »Dann bist du also wieder du selbst, Schmuddelkind?«
    Sie packte mein Handgelenk, zog es an sich und saugte heftig daran. Es war nicht so, wie es mit Casper gewesen war – ganz und gar nicht. Es tat weh, so sehr, als wolle sie mir mit ihren Zähnen die Seele selbst aus dem Körper saugen. Aber ich würde meinem Volk beweisen, dass ich unantastbar war, und ich war verzweifelt entschlossen, Keen am Leben zu halten. Für mich und für Casper. Also hielt ich den Kopf erhoben, ließ sie trinken und forderte sie alle heraus, sich mit mir anzulegen. Innerlich allerdings schrie ich vor Schmerz.
    »Wird sie überleben?«, fragte Casper leise.
    Ich drehte mich um und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Ich kenne nichts anderes als Wunder«, sagte ich, halb lachend, halb weinend darüber, wie sich alles gewendet hatte.
    »So geht es mir auch langsam.«
    »Willkommen am Bludhof, Maestro.«

40.
    W as danach kam, war nicht leicht. Keens Verwandlung war langwierig und bereitete uns beiden entsetzliche Schmerzen. Am Ende lagen wir eng umschlungen auf dem harten Boden unter einem Berg von Umhängen und Jacken, zitternd vor Kälte und Schmerz durch das Ausbluten, und bedeckt von gefrorenem Blud. Casper blieb die ganze Zeit über bei uns und wachte über uns, als sei ich ein Weibchen mit einem neugeborenen Welpen.
    Schließlich zog Keen sich unter meinem Arm hervor und stand auf, so wackelig auf den Beinen wie ein neugeborenes Rehkitz.
    »Ich glaube, jetzt sind wir endlich quitt«, brummelte sie. Dann schüttelte sie sich und grinste mit neuer Energie, bevor sie der Nase nach zum Banketttisch ging.
    Casper zog mich auf seinen Schoß, und ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und sah zu, wie Mikhail und seine Leute das Chaos, das sie hinterlassen hatten, wieder beseitigten. Als sie in einem Pfeilregen an den Seilen vom Himmel herabgeglitten waren, hatte es ausgesehen, als seien sie viele. Doch in Wahrheit bestanden sie nur aus einer provisorischen Mannschaft von weniger als einem Dutzend Bludmänner; Söhne von Frostland, die unter Mikhails Führung gemeutert und das Luftschiff der Piraten gekapert hatten, während Kapitän Corvus sich zwischen Miss Mays Schenkeln in die Besinnungslosigkeit trank.
    Meine erste Amtshandlung als Zarina war die Begnadigung von Mikhail und den übrigen Bludbaronen, die von Ravenna abgesetzt worden waren. Meine zweite Amtshandlung bestand darin, alle nach Hause zu schicken, damit sie dort die Kunde verbreiteten, dass die Verräterin tot und die wahre Königin zurückgekehrt war, zusammen mit dem reichlichsten Zuckerschnee, den man seit einem Jahrhundert gesehen hatte. Alex war noch immer außer sich wegen Ravennas Tod, und ich wies die Diener an, ihn in seine Gemächer im Palast zurückzubringen und, falls nötig, dort einzuschließen, bis der Zauber, der seine Zuneigung zu Ravenna verursachte, gebrochen werden konnte.
    Und es blieb noch so viel zu tun, um alles, was Ravenna angerichtet hatte, wieder in Ordnung zu bringen. Die kommenden Wochen würden harte Tage und lange Nächte bringen, um die diplomatischen Beziehungen, die Abkommen und die Staatsangelegenheiten wieder zu ordnen. Auch um die aufständischen Pinkies musste ich mich kümmern,
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