Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen
Autoren: Delilah S. Dawson
Vom Netzwerk:
nach hinten und zog mich unter ihrem Rock hervor. Nur weg von ihr – jetzt ihre Haut zu berühren, wäre Selbstmord.
    Es war schon fast schön anzusehen, wie ihr Körper inmitten all des Kampfgetümmels tanzte. Sie lag auf dem Rücken, und ihr prächtiger Glockenrock bauschte sich um sie, während sie sich wand. Blud sammelte sich in ihren Augen und tropfte ihr aus Nase, Mund und Ohren, um in die Ritzen zwischen den weißen Steinen zu laufen. Der Kampf erstarb, und das Volk von Frostland kam heran, bildete einen großen Kreis um Ravenna und sah ihr schweigend beim Sterben zu.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich erstarrte und knurrte, bevor ich erkannte, dass es Mikhail war.
    »Cyanote?«, fragte er.
    Ich nickte. »Ein geheimer Einsatz im Ring. Als sei er für eben diesen Tag geschaffen worden.«
    »Ich sagte Euch, wir würden hier sein, meine Königin. Euer Wort, mein Leben.«
    Alex löste sich aus der Menge und stolperte über den Steinboden auf Ravenna zu, um an ihrer Seite niederzuknien.
    Als er ihre Hand nehmen wollte, rief ich gebietend: »Nein! Fass sie nicht an, es sei denn, du wünschst zu sterben!«
    Seine Hand hielt mitten in der Bewegung inne. Dann ließ er sie zu Boden sinken, und Bludtränen rollten ihm über die bleichen Wangen. Als sie ein letztes Mal zuckte und dann reglos lieben blieb, warf er den Kopf in den Nacken und schrie, ein Laut, der aus seinem Mund nur allzu vertraut war.
    »Eure Beute, meine Königin«, sagte Mikhail leise und schob mich ein klein wenig vorwärts.
    Einen Fuß vor den anderen setzend, ging ich auf den Leichnam meiner ärgsten Feindin zu. Ich kniete Alex gegenüber neben ihr nieder und nahm den Ärmel meines Kleides zu Hilfe, um den Ring abzunehmen. Ihr Finger war starr und fing bereits an, sich zu krümmen.
    »Ein Glas Blut«, rief ich, und mit willkommener Schnelligkeit tauchte eines auf. Ich stellte das Glas auf den Boden, strich meinen Rock nach hinten und ließ den Ring in das Glas fallen. Das Blut darin blubberte und rauchte, und eine kleine grüne Wolke stieg aus dem Glas und trieb über den Steinboden dahin. Als es wieder aufhörte, war das Blut zäh und klumpig geworden. Ich holte den Ring heraus und schob ihn an meinen Finger.
    Dann stand ich auf und hob meine blutige Hand.
    »Mein Volk, Aztarte hat gesprochen. Ich, Zarina Ahnastasia Feodor, beanspruche hiermit den Thron von Frostland, wie es mein Recht ist, durch Blud und Geburt. Ich rufe meine Herausforderung über das Blud des Feindes und den Reif des Zuckerschnees hinweg. Wer sich mir entgegenstellen will, tue es jetzt, und ich werde ihn vernichten!«
    Ich stand da und sah von einem Gesicht zum anderen mit herausforderndem Blick. Und jeder einzelne Anwesende, ob Mann oder Frau, senkte den Blick, sogar Alex. Niemand war willens, meinen Anspruch anzufechten. Und das war auch richtig so.
    Mikhail trat vor. »Dreimal hoch für Zarina Ahnastasia!«
    Einen Augenblick lang herrschte ohrenbetäubendes Schweigen, und dann brach es aus der Menge heraus, laut genug, um den Schnee von den Zweigen der Bäume zu schütteln.
    »Hurra! Hurra! Hurra!«
    Ich reckte eine Faust in den Himmel und antwortete in einem wilden Schrei, der meine Herrschaft besiegelte.
    Und noch während mein Aufheulen durch den Wald hallte, hörte ich ein leises Husten und dann ein Keuchen.
    Casper.

39.
    A ls ich ihn fand, klammerte er sich am Altar fest, hinter sich eine Spur von Blud.
    »Du musst ihr helfen«, sagte er.
    Ich schnaubte und brummte: »Zuerst muss ich dir helfen, du Narr.«
    »Nein. Zuerst ihr.«
    »Mikhail! Ihr müsst den Pfeil herausziehen!«, rief ich.
    »Nicht der.« Casper wich zurück und hustete Blud. »Ihr dürft den Pfeil nicht herausziehen. Ich brauche einen Arzt.«
    Mikhail tauchte neben uns auf, ein nachdenkliches Lächeln im Gesicht. »Ich weiß ja nicht, was ein Arzt ist, Kamerad, aber so ein kleiner Pfeil ist wohl kaum der Rede wert. Sobald die Spitze heraus ist, wird es ganz schnell heilen. Glück für dich, dass du auf die richtige Seite gewechselt bist, eh?«
    Ich nickte grimmig und wandte mich wieder Keen zu. Ihre Augenlider flatterten, und ihr Puls ging nur schwach. Sie war so schwer verletzt, dass sie kaum als Nahrungsquelle durchging. Als ich sie so dem Tode nahe liegen sah, überlief es mich kalt, und ich sah auf zum kalten Mond. Würde Aztarte mir das, was ich gleich tun würde, vergeben? Und – brauchte ich überhaupt noch irgendjemandes Vergebung?
    »Mein Volk, hiermit adoptiere ich dieses Kind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher