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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen
Autoren: Delilah S. Dawson
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doch nicht in der grausamen Weise, die mein Volk erwartete. Ravenna hatte sie Amok laufen lassen, um das Bludvolk von ihren anderen Sünden abzulenken, doch ich wollte, dass sie von nun an eigene Rechte hatten. Das würde noch einiges an Geschick im Bludrat erfordern. Ich würde mein Volk einfach davon überzeugen müssen, dass glückliche Lebensmittel besser schmeckten. Die Phiolen, die mir die Diener brachten, um nach der Verwandlung wieder zu Kräften zu kommen, schienen meinen Hunger kaum zu lindern, doch mit Casper an meiner Seite hatte ich erhebliche Zweifel, dass ich je wieder direkt von einem lebenden Pinkie trinken würde, ganz gleich, wie sehr ich es mir wünschte. Die Zarina würde mit gutem Beispiel vorangehen.
    Als sich die Menge endlich vollständig aufgelöst hatte, drehte ich mich um und schlang Casper meine Arme um den Hals. Meine Glieder waren schwer vor Erschöpfung, mein Kleid war bespritzt mit Blud und zerrissen von Keens panischen Fingernägeln, doch er zuckte vor dem geronnenen Blut nicht zurück. Das Luftschiff hing hoch über uns, streifte die höchsten Zweige der Bäume und ließ Schnee auf unsere Köpfe rieseln. Ich konnte hören, wie die Piraten oben feierten, ihren mit Blut gemischten Grog tranken und »Aztarte lächelt über Blutvergießen« sangen. Wir waren so allein, wie seit der Kutschfahrt nicht mehr.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte ich ihn, während er seine Finger durch mein inzwischen offenes Haar gleiten ließ.
    »Was gemacht?«
    »Ein Lied gespielt, das du nie zuvor gehört hast, ein geheimes Lied, so als hättest du selbst es geschrieben? Wie konntest du es so gut spielen, dass der Schnee sogar jetzt noch fällt?«
    Er kicherte an meinem Hals, und sein ganzer Körper bebte vor Lachen. »Zuerst hatte ich furchtbare Angst. Doch als ich die ersten Noten sah, wusste ich es. Es ist der ›Tanz der Zuckerfee‹ aus Tschaikowskys Nussknacker . Es ist eines der berühmtesten Lieder, die in meiner Welt je geschrieben wurden. Als ich es gelernt habe, war ich noch nicht einmal zehn.« Er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen, doch ich hatte nicht genug Atemluft, um miteinzustimmen. »Ich kann es nicht glauben – von allen Melodien, die Sang noch nie gehört hat, ist ausgerechnet diese das große Geheimnis des Bludvolkes.«
    Ich lächelte schwach und seufzte. Ich war froh, dass Aztarte, oder auch das Schicksal, auf unserer Seite war. Casper zog mich näher an sich, und über seine Schulter hinweg sah ich, wie Keen den Tisch mit den Desserts plünderte und in ihren ersten Kostproben von Blutnaschereien schwelgte und versuchte, die Leere, die das wiederholte Ausbluten verursacht hatte, wieder zu füllen. Ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte.
    »Die Kleine ist ganz schön zäh«, sagte ich.
    »Das musst du gerade sagen.«
    »Bah. Das gehört alles zum Tagwerk einer Zarina. Ich bin nahezu unverwundbar.«
    »Ich habe mich noch nie so gefühlt, bis du aufgetaucht bist. Walt Whitman hat einmal gesagt, dass diejenigen, die einander lieben, unbesiegbar werden. Jetzt verstehe ich es.«
    »Hat er auch etwas über Schlaf gesagt?«
    Casper überlegte einen Moment und streichelte dabei mit einem Arm träge über meinen Rücken. »Er hat gesagt, um ein guter Mensch zu werden, brauche es frische Luft, gutes Essen und Schlafen auf der Erde.«
    Ich grinste und erhob mich auf wackeligen Beinen; dann streckte ich die Hand aus, um ihm hochzuhelfen. »Vergiss die Erde. Ich habe ein riesiges Bett, da drüben im Palast. Lass mich dich mit ihm bekanntmachen.«

41.
    E inige Tage später erwachte ich zum Klang des Cembalos. Meine Hermelinrobe auf dem Teppich hinter mir herziehend, tappte ich die Treppe hinunter zum Salon. Die Szene vor mir war wie ein Traum. Alle, um die ich auf dem Ball des Zuckerschnees gekämpft hatte, waren hier und frühstückten gemeinsam im goldwarmen Morgen des Eispalastes.
    Casper saß über das Cembalo gebeugt, in Kniehosen und offenem Hemd, und spielte irgendein fremdartiges Lied aus seiner Welt; es war wie ein Spiegel unserer ersten Begegnung. Keen lümmelte vor dem Feuer auf dem Boden und neckte einen Wurf Wolfshundwelpen mit ihrer Uhrwerkschildkröte, während mein Bruder ganz aufgeregt versuchte, ihr den Stammbaum der Hunde zu erklären. Ravennas Magie war schwer zu brechen, was bedeutete, dass Alex’ Leiden derzeit fast geheilt war. Jedoch trauerte er noch immer um die Frau, die er für seine Verlobte gehalten hatte. Casper hatte bereits an Criminy Stain geschrieben
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