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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Schnees, der noch dazu so reichlich fiel.
    »Siehst du? Aztarte lächelt auf meine künftige Herrschaft herab«, schnurrte sie beinahe, und ich lächelte durch zusammengebissene Zähne, bevor ich ihr einen großen Klacks Blud ins Gesicht spuckte. Er spritzte über ihre elegante Maske und färbte das Einhornhaar in ein fahles Rosa.
    Sie stieß ein langsames, leises Fauchen aus. »Wir beenden diesen Tanz, und dann wirst du mit deiner Pinkie-Abscheulichkeit sterben.«
    »Wir werden sehen.«
    Der Tanz endete, und wir vollführten die traditionelle Verbeugung, ohne den Blick voneinander zu wenden. Die ganze Gesellschaft applaudierte und pfiff mit ungewöhnlicher Begeisterung. Der Schnee fiel noch immer und fing sich bereits in unseren Haaren und den Zweigen um uns herum, wenngleich er nie den Stein der Tanzfläche erreichte. Als ich mich aufrichtete und mich auf Ravenna stürzen wollte, packten mich die beiden Dandys wieder an den Handgelenken und rissen mich schmerzhaft zurück.
    »Ein vielverprechendes Omen!«, rief Ravenna aus, und das Volk jubelte erneut in echter Begeisterung. Sie hob die Arme und führte uns zum Bludaltar, und die Tänzer bildeten einen Ring um uns. »Bringt den Maestro und das Opfer«, rief sie, verschwand zwischen den Gästen und ließ mich mit den Dandys zurück.
    Als die Menge sich versammelte, begann das Flüstern. Sie konnten mein Gesicht sehen. Erkannten sie mich wieder, oder waren sie einfach nur neugierig, weil ich keine Maske trug und festgehalten wurde wie eine Verbrecherin?
    »Ahna?« Mein Bruder. Seine Stimme klang tiefer, als ich sie in Erinnerung hatte, doch sein Gesicht war noch immer jugendlich, und er sah besorgt aus.
    »Ich grüße dich, Alex.« Ich ließ meinen Tonfall neutral, stolz klingen und hielt den Kopf hoch erhoben.
    »Wusstest du, dass es mir besser geht? Wo bist du gewesen? Wir haben eine Ewigkeit nach dir gesucht.«
    Ich kicherte. »Das ist mein kleiner Bruder, denkt immer zuerst an sich selbst.«
    »Weißt du, wo Mutter und Vater geblieben sind?«
    »Ja.« Ich legte den Kopf schief. Sein Mangel an Trauer verwirrte mich. »Weißt du es?«
    »Auf diplomatischer Mission. Ravenna sagt, sie werden bald zurück sein.«
    »Da bin ich mir sicher«, antwortete ich sanft.
    Die Menge teilte sich, und Ravenna schritt heran, mit Casper an ihrer Seite. Er hatte die Zähne gefletscht, doch ich roch auch Furcht an ihm, und das überraschte mich. Im gegenwärtigen Moment sollte er ganz Zorn sein, so wie ich.
    Ein Murmeln ging durch die Gäste, und ich roch etwas Merkwürdiges, das mir die Nackenhärchen aufstellte. Ein Eindringling, ein Nicht-Blud, hier auf dem Ball des Zuckerschnees? Als ich dann tiefer einatmete, umklammerte die Furcht auch mein Herz, und ich verstand Caspers eigenartige Reaktion. So war ich nicht überrascht, als die Menge sich teilte, um einen Diener durchzulassen, der eine gefesselte Pinkie trug.
    Keen.
    Der Diener legte sie auf dem Boden ab, und sie knurrte durch den Knebel in ihrem Mund und warf sich in ihren Fesseln hin und her. Ravenna legte ihr eine Hand auf den Kopf. »Ihr werdet nie erraten, was wir in der Stadt gefunden haben. Sie versuchte gerade einen königlichen Diamanten von der Größe ihres Daumennagels zu versetzen.«
    Ich stöhnte auf und sah Keen finster an, doch ihre weit aufgerissenen Augen blickten zu verängstigt, als dass ich damit etwas erreicht hätte; nicht einmal das respektlose und gefährliche Augenverdrehen, das ich zu sehen gehofft hatte. Mit der tief verwurzelten Angst des Beutetieres wusste sie, dass es für sie keine Rettung gab.
    »Wir haben den Segen von Aztarte, mein Volk! Und nun werden wir sie ehren, mit dem Blut der Vergeltung!«
    Die Menge schien unsicher zu sein, wie sie reagieren sollte, und so erklangen nur vereinzelt Applaus und Geflüster. Einen Augenblick lang wurde die Lichtung dunkel, als eine Wolke sich vor den Mond schob. Ich schauderte, und das nicht, weil mir der Schnee wie Küsse auf Haar und Schultern fiel. Das Allerschlimmste war eingetreten: Sie hatte uns alle drei in ihrer Gewalt und Aztartes Segen, zu herrschen. Ich hatte mir gewünscht, Keen wiederzusehen, doch niemals auf diese Weise.
    Ravenna hob Keen auf, als sei sie schwerelos, und warf sie grob auf den Blutaltar. Keens Gesicht war so weiß wie der Stein, und sie kämpfte gegen ihre Fesseln an, während ihr Blick flehend auf Casper gerichtet war.
    »Diese unbedeutende Kreatur hat mir alle eure Geheimnisse verraten.« Ravenna sprach zu mir, doch ihre
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