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Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Titel: Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Autoren: Bob Mayer , Jennifer Crusie
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hell.
    Beleuchtet wirkte die Drachen-Achterbahn kleiner, als Ethan sie von früher in Erinnerung hatte, von damals, als er sich aus Glendas Wohnwagen fortgeschlichen hatte, um den Drachen um Mitternacht fliegen zu sehen; als Gus ihm Geschichten über Dämonen im Park erzählt hatte und ihn mitzählen ließ, wie oft die Wägelchen am Ende ihrer Fahrt ratterten, wenn sie am Drachenschweif ankamen. Fünf bedeutete, dass der Park sicher war, daran erinnerte er sich. Alle Dämonen hinter Schloss und Riegel. Gus hatte den Dämonen sogar Namen gegeben. Tura , die wie eine Meerjungfrau aussah – Ethan hatte in der Fantasie von ihr geschwärmt. Fufluns , der Spaß-Dämon. An zwei weitere konnte er sich nicht mehr erinnern. Und dann Kharos , der Teufel.
    Direkt ein Wunder, dass er nie unter Alpträumen gelitten hatte. Zumindest nicht in der Kindheit.
    Die frisch gestrichenen blauen und grünen Wägelchen waren zur Fahrt bereit, ihre Drachenschuppen glänzten in der grünen Beleuchtung der Schienen. Ethan stand neben Gus auf der Plattform, da zog Gus seine Taschenuhr hervor und öffnete den Deckel.
    »Jetzt wird es Zeit.« Gus ließ die Uhr zuschnappen, steckte sie wieder in seine Westentasche, betrat den Bedienungsstand und drückte auf die Knöpfe.
    Die Wägelchen setzten sich in Bewegung, fuhren in die erste Kurve, glänzten im Licht der Glühbirnchen, während sie die Steigung über dem Turmsee hinaufkletterten, und die gesamte Tragkonstruktion bebte, als wollte sie jeden Augenblick in Stücke brechen; dann sausten die Wägelchen abwärts durch die Kurven. Ethan sah stumm zu, bis sie schließlich langsam die Steigung zur letzten Schleife emporknarrten, zum Drachentunnel, der sich mindestens dreißig Meter hoch in die Luft schwang. Und die Holzstützen, die die Schienenbahn trugen, zitterten und ächzten protestierend. Die Drachenbahn würde keine Rekorde brechen, was die Höhe betraf. Oder die Länge. Oder die Sicherheit, dachte Ethan, der in schreckerfüllter Faszination dem Ächzen und Quietschen der Wägelchen lauschte, die klangen, als würden sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Vielleicht sollte man die Bahn nicht öfter als unbedingt nötig in Betrieb nehmen.
    »Gus? Vielleicht …«
    Gus winkte ab, ging zum Ende der Plattform und öffnete die Sperrkette, die den Gang für das Servicepersonal verschloss. Er betrat den Gang und beugte sich dann vor und drückte sein rechtes Ohr auf eine der Schienen.
    »Herrje, Gus, das ist gefährlich«, rief Ethan, aber der alte Mann hörte ihn nicht, er konzentrierte sich ganz auf die Vibrationen der Bahn. Ethan ging zu ihm und hielt sich bereit, Gus rasch zurückzureißen, falls er von dem Drachen überrascht werden sollte.
    Die Drachenbahn fuhr durch den Tunnel und donnerte dann hinab und in die beginnende Korkenzieher-Abfahrt, die den Namen »Drachenschweif« trug. Die Wägelchen krachten auf den Schienen vorwärts und rückwärts gegeneinander, rauschten dann, unten angekommen, durch flaches Wasser und auf die letzte lange Gerade, die wieder zur Plattform führte. Als der Drache angerast kam, erhob Gus sich, und im Licht des Bedienungsstandes war sein Gesicht grimmig.
    »Was ist denn los?«, fragte Ethan und fürchtete, dass der alte Mann vielleicht einen Herzanfall bekam.
    »Nur viermal Rattern.« Gus eilte in den Bedienungsstand zurück, und Ethan folgte ihm dichtauf.
    Der Drache kam die Plattform entlang, und Gus zog den Hebelschalter und stoppte die Bahn. Die Sicherungsstangen, die die Passagiere vor dem Herausfallen bewahren sollten, gingen automatisch hoch. Er betätigte weitere Schalter, schaltete damit den Antrieb ab und die Tausende von Glühbirnen aus, sodass die Lichtreflexe im Wasser erloschen und der See in lebloses Dunkel getaucht wurde. Der Park versank in Dunkelheit, nur die Straßenlaternen warfen durch ihre Zellophantüten hier und da orangefarbene Lichtkegel.
    Ethan legte Gus die Hand auf die Schulter. »Komm«, meinte er. »Lass uns zu den Wohnwagen zurückgehen …«
    Plötzlich hielt er alarmiert inne.
    Neunzehn Jahre Militärdienst bei den Special Forces und drei Jahre Kampferfahrung: Keine noch so große Menge Alkohol im Blut konnte seine scharfen Instinkte dämpfen. Ethan fummelte unter seiner Weste herum und zog schließlich die Pistole hervor. Er zwinkerte, um klarer zu sehen, suchte das Gelände vor sich und hinter sich ab, und die Mündung seines Schießeisens bewegte sich mit seinen Blicken mit, während er versuchte, die dunklen Schatten zu
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