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Showalter Gena-Die Botschaft

Showalter Gena-Die Botschaft

Titel: Showalter Gena-Die Botschaft
Autoren: Gena Showalter
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Prolog
    Die Frau lag nackt auf einer kalten Metallplatte, die Hände über dem Kopf in Schellen gelegt, die Beine mit Fußeisen gespreizt. Kalte Luft, die nach Blut und Desinfektionsmittel roch, hatte ihre Haut in eine Schicht aus Eis verwandelt, die sich über Muskeln spannte, die selbst zum Zittern zu schwach waren. Der Wille zu fliehen war ihr beim tausendsten Versuch vergangen, auch wenn die Tränen, die sie vor Ewigkeiten vergossen hatte, noch als Kristalle an ihren Wangen klebten.
    Es ist aus mit mir, dachte sie. Der letzte Tag meines Lebens.
    Leider gab es keine Möglichkeit mehr, den Kurs zu wechseln. Das Schiff hatte bereits abgelegt, und um sie herum toste der Sturm. Sie hatte nicht um dies hier gebeten, hatte es mit Sicherheit nicht so gewollt, dennoch hatte sie es bekommen. Jetzt konnte sie nur noch kämpfen, und das würde sie tun. Mit jeder letzten Kraftreserve.
    Ein gedämpftes Wimmern erklang irgendwo hinter ihr. Auch wenn sie zu fest angekettet war, um sich umzudrehen und nachzusehen, wusste sie, was das bedeutete. Ihre Nachfolgerin war gerade aufgewacht und hatte bemerkt, dass sie in einem Hundezwinger gefangen war, von dem aus sie nur eine Metallplatte und eine gedemütigte Frau sehen konnte. Sie wusste es – weil sie einst selbst in diesem Käfig gefangen gewesen war. Man hatte sie gezwungen zuzusehen, wie der Psychopath, der sie betäubt und in seinen Wagen gezerrt hatte, die andere Frau erledigt hatte, die auf der Metallplatte gefesselt gewesen war. Die Frau vor ihr, die er auf brutalste Weise ermordet hatte.
    „Tu dir selbst einen Gefallen und sei still“, sagte sie zu dem Mädchen. Es war nicht der richtige Moment für Liebenswürdigkeiten. „Es ist besser, den Mund zu halten, als ihm zu geben, was er will – und er will, dass du weinst. Er will, dass du schreist und bettelst und zugibst, wie sehr es wehtut“.
    Das Wimmern wurde noch lauter.
    „Oder mach so weiter und ihn damit zum glücklichsten Mörder auf der Welt“, fügte sie resigniert hinzu.
    Plötzlich erfüllte der Klang von Schritten in schweren Stiefeln den Raum. Ihr Herz schlug zu heftig, zu schnell. Eine Sekunde verging, dann zwei, ehe die Scharniere der einzigen Tür im Raum ächzten. Ihr drehte sich der Magen um.
    Er war hier.
    Würde sie es wirklich wagen?
    „Guten Morgen, meine Hübschen. “ Dieser selbstgefällige Tonfall, mit Anflügen von Schadenfreude und Boshaftigkeit. „Wie geht es uns heute?“
    Ja. Sie würde.
    Aus dem Käfig drang lautes Schluchzen, während sie sagte: „Ich habe das Gefühl, dass es Spaß machen würde, die Rollen zu tauschen. Was meinst du? Du hier gefesselt, und ich stehe vor dir mit dem niedrigen IQ, dem winzigen Penis und – unterbrich mich, wenn ich falsch liege – dem riesigen Mutterkomplex. “
    Sein Atem zischte über ihre Haut. „Du wirst meine Mutter nie wieder erwähnen, verstanden?“ Wut war an Stelle der Selbstgefälligkeit getreten, und sie hörte Messer und andere Spielzeuge scheppern, während er nach dem Instrument seiner Wahl suchte.
    „Wenn du mit ‚nie wieder erwähnenʻ meinst, nie aufhören darüber zu redenʻ, dann ja, verstanden. Also, warum tun wir nicht so, als wäre ich deine Therapeutin und du zu einer Gratissitzung bei mir?“
    „Das reicht! “
    Noch lange nicht. „Sag doch mal. Hat deine liebe Mommy dich nicht gestillt? Odervielleicht viel zu lange?“
    Eine bedrückende Stille legte sich über den kleinen Raum.
    Stich das Messer noch tiefer in die Wunde – das wird er auch gleich tun. „Komm schon, du kannst mir vertrauen. Das bleibt alles unter uns, deine dunklen Geheimnisse veröffentliche ich höchstens in meinem Blog. Na gut, vielleicht auf Twitter. Oh, und Facebook. Eventuell ein Video-Tagebuch auf Youtube. Aber abgesehen davon, sind meine Lippen versiegelt. “
    Das Scheppern wurde noch lauter und nachdrücklicher. Schließlich fand er, was er gesucht hatte – eine 20 Zentimeter lange gezackte Klinge. Er hielt sie in das viel zu helle Oberlicht, sodass sie glänzte, und drehte sich dann zu ihr um, das Gesicht halb grinsend, halb vor Wut verzerrt.
    „Mein Schatz“, wandte er sich jetzt an die andere Gefangene und gab vor, sie selbst zu ignorieren. Nur dass er mit den Zähnen knirschte, konnte er nicht verbergen. „Du gibst am besten gut Acht, was als Nächstes geschieht, denn wenn du mein Missfallen erregst, wirst du es am eigenen Leib erfahren. “
    Das Weinen wurde zu einem unterdrückten Schluchzen, und der Käfig schepperte.
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