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Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)

Titel: Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Autoren: Bob Mayer , Jennifer Crusie
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weg.«
    Mab betrachtete die Menschen um sich herum: Glenda, deren platinblondes Haar sich sträubte, ihre blauen Augen voller Anspannung; Ray, dessen Haifischaugen sie aus seinem langsam aus den Fugen gehenden Gesicht heraus anstarrten; und Delpha, die Frankie auf der Schulter trug und mit ihren tief liegenden Augen fast ebenso totenkopfähnlich wirkte wie die in Mullgewebe gehüllten Geister im Park. Sie alle erschienen Mab merkwürdig, als täten sie nur so, als wäre alles in Ordnung. Frankie wirkte von ihnen allen noch am normalsten.
    »Also, wer war nun dieser Clown, der dich zu Boden geschlagen hat?«, erkundigte sich Ray und versuchte, jovial zu lächeln, doch seine Anspannung war offensichtlich.
    »Ich glaube, es war der FunFun vom Eingangstor«, erklärte Mab, und Rays Lächeln erlosch.
    »Der FunFun vom Eingangstor? Ich dachte, du meinst mit Clown einen Kerl …«
    »Das hat sie nur halluziniert «, mischte Glenda sich ein und starrte ihn an. »Sie hat sich den Kopf angeschlagen und diesen FunFun halluziniert …«
    »Ach ja, zum Teufel, sie hat ihn halluziniert «, stimmte Ray zu. »Clowns aus Eisen rennen ja auch nicht herum, das wäre verrückt.«
    Es klang merkwürdig, so als versuchte er verzweifelt, es nicht merkwürdig klingen zu lassen.
    »Merkwürdig«, sagte Mab laut.
    »Was?«, fragte Ray, und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich bin mit dem Karussell fertig«, erklärte Mab, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ah, gratuliere«, erwiderte Ray. »Dann kannst du ja jetzt mit dem Wahrsager-Automaten anfangen.«
    »Das habe ich vor«, sagte Mab. »Könntest du jetzt verschwinden?«
    »So spricht man nicht mit seinem Chef«, meinte Ray, und seine Jovialität schwand.
    Mab schüttelte den Kopf und bedauerte es sofort, denn ihr Kopf pochte umso stärker. »Du bist nicht mein Chef. Ich bin mein Chef. Ich habe in diesem Park hervorragende Arbeit geleistet, und morgen, wenn meine Kopfschmerzen vorbei sind, werde ich mit dem Wahrsager-Automaten anfangen, und der wird genauso fantastisch wie alles andere, und dann wirst du sagen: ›Vielen Dank, Mary Alice‹, und dann werde ich mich meinem nächsten Auftrag widmen, wo ich auch wieder mein eigener Chef bin und wo ich auch wieder hervorragende Arbeit leisten werde.« Sie dachte an den eisenummantelten FunFun vom Eingangstor, an die schönen glatten Streifen auf seiner Jacke, das Glitzern, das sie in seine türkisen Augen gemalt hatte, den Glanz der mehrfachen Lasuren auf seiner Weste. Sollte ihn jemand beschädigt haben …
    »Du hast ja eine interessante Einstellung zum Angestelltendasein«, meinte Ray mit Schärfe in der Stimme.
    »Ich habe eine interessante Einstellung zu allem.« Mab wandte sich von ihm ab und nickte Glenda zu, die nervös mit einer Zigarette auf die Zigarettenpackung klopfte. »Jetzt geht’s mir wieder besser, ich werde rauf und ins Bett gehen. Gehen Sie nur, und kümmern Sie sich um Ihren Sohn.«
    »Ich gehe gleich zu Ethan. Aber Sie setzen sich erst mal und trinken etwas Tee«, meinte Glenda, aber dabei blickte sie zur Tür.
    »Ethan?« Ray wandte sich zu Glenda um. »Ist er hier?«
    »Ist heute Abend angekommen.« Glenda zündete ihre Zigarette an. »Hat seinen Abschied von der Army genommen.«
    »Das hätten Sie mir sagen sollen«, sagte Ray. »Warum ist er denn hierhergekommen?«
    Glenda inhalierte und blies den Rauch von Mab weg. »Er – ist – gerade – erst – angekommen.«
    Mab rutschte vom Barhocker, machte einen Bogen um Ray und setzte sich ans Ende der Theke, um durch die beschlagenen Fenster auf den leeren, dunklen Weg hinauszublicken. Es war zu dunkel, um bis zum Eingangstor sehen zu können, wo der FunFun hätte stehen müssen, aber sie sah ihn noch vor sich, wie er ausgesehen hatte, als er sie niedergestoßen hatte, überlebensgroß, und er hatte ihren Namen gesagt. »Wisst ihr, als der Clown zu mir sprach, brach die Metallschicht an seinen Wangen. Das ist ein schlimmer Schaden, nicht einfach zu beheben. Gut, dass es nur eine Halluzination war.« In der spiegelnden Fensterscheibe sah sie Glendas Gesichtsausdruck, eindeutig schockiert.
    »Er hat Ihren Namen gesagt?«, fragte Glenda.
    »Der Clown hat zu dir gesprochen?«, fragte Ray.
    Sie drehte sich auf ihrem Hocker zu ihnen herum. »Das habe ich halluziniert. Er sagte: ›Mab‹, und das Metall auf seinem Gesicht splitterte, ich sah das Holz darunter« – der Gedanke daran machte sie krank –, »und dann streckte er mir die Hand entgegen, um mir
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