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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben
Autoren: K. L. Going
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Milde, aber ich bitte Sie darum, ihm noch eine Chance an Ihrer Schule zu geben. Er ist jetzt achtzehn, und er kann seine Entscheidungen selbst treffen. Wenn es das ist, was er will –«
    »Sarah, setz dich hin«, sagt Dad.
    Sie rührt sich nicht. »Er verdient noch eine Chance, denn wir haben ihm nie eine echte Chance gegeben.«
    » Sarah! «
    Zum ersten Mal sieht Mom meinen Vater direkt an. »Wir unterhalten uns auf dem Flur darüber. Jetzt muss Liam die Angelegenheiten mit seinem Onkel, seinem Lehrer, seinem Schulleiter, seinem Arbeitgeber und dem Polizeibeamten regeln, die ihm alle gute Freunde gewesen sind.« Sie sieht jeden der Jungs einzeln an, und in ihren Augen stehen Tränen.
    Dad dreht sich zu mir um.
    »Wir werden uns später darüber unterhalten«, sagt er, und ich nicke. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass wir das tun werden.

Epilog
    ZWEI WOCHEN SPÄTER sitze ich vor dem riesigen Spiegel im Chorraum und lege Lidschatten auf. Das Zimmer quillt über vor halb bekleideten Cheerleadern und Jungs in Boxershorts und Krawatten. Eigentlich sind separate Umkleiden für Jungen und Mädchen vorgesehen, doch die Absperrungen sind umgefallen, und jetzt herrscht nur noch Chaos. Ich grinse. Noch fünfzehn Minuten bis zur Show.
    Tante Pete tritt hinter mich. »Das sieht gut aus«, sagt er. »Wie kriegst du den Effekt hin?«
    Ich streiche zart über den Pinsel. »Es sind mehrere Schichten«, erkläre ich. »Der dunkelste Ton wird direkt am Lid aufgetragen, dann kommt ein hellerer Ton in die Mitte, und ein Farbton mit Gold wird bis zu den Augenbrauen aufgetragen. Es hebt sich von der Bühne ab und zieht die Blicke an.«
    Jen setzt sich neben mich. »Kann ich es ausprobieren?«, fragt sie. Sie sieht sehr hübsch aus.
    Ich gebe ihr den Pinsel. »Du solltest einen neutralen Farbton nehmen«, sage ich, »aber nimm etwas Gold für die Lippen – so.«
    Joe Banks wirft einen Football an die Wand.
    »Nie im Leben würde ich mit so was rumlaufen.«
    Pete lacht. »Na komm, Joe! Ein bisschen Lippenstift? Oder vielleicht etwas Rouge?«
    »Ihr seid total durchgeknallt.«
    Ich möchte lachen, aber ich verkneife es mir.
    »Raymond. Simon. Ihr habt die Liste nicht richtig gelesen. Ihr müsst sie lesen. Ihr tragt die Shorts von PacSon mit den Schuhen von Skecher und der Sonnenbrille.«
    Raymond sieht an sich herab. »Das sind doch Shorts«, sagt er. Ich stöhne.
    »Nikki, zeigst du bitte Rambo die Shorts von PacSon? Und Stephie und J.T. tragen die falschen Accessoires.« Verdammt, um alles muss man sich selber kümmern. »Ich muss das Zeug hier auftragen«, murmle ich. »Wenn ich es nicht richtig auftrage ...«
    Tante Pete sieht mich prüfend an, und ich fange seinen Blick auf.
    »Ich weiß ja«, füge ich hinzu. »Dann geht die Welt auch nicht unter.« Aber vielleicht doch, denn jetzt will ich endlich anfangen, erfolgreich zu sein. Ich halte den Lidschatten hoch. »Will noch jemand?«
    Pete nimmt mir den Pinsel aus der Hand.
    »Klar. Warum nicht?« Er imitiert meine geschwungenen Bögen. Ich beobachte ihn. Allmählich lernt er die Technik.
    Tante Pete trägt bei der Modenschau das rote Kleid. Außerdem macht er den DJ, dadurch hatten wir eine Menge Werbung. Das Onkel-Neffe-Modelteam. Es soll ein Riesengag werden, ich meine seine Aufmachung in dem Kleid, und die ganze Stadt wird kommen, um es zu sehen. Keiner ahnt, dass Tante Pete das Ganze ernst meint. Er trägt die Pumps mit den Strasssteinen, die wir im Einkaufszentrum gekauft haben, und er hat sich sogar rasiert. An den Beinen.
    »Sieht gut aus«, sage ich, als er den Lidschatten aufgetragen hat. Ich ziehe mein Hemd an und rücke die Manschetten zurecht. Joe Banks’ Football knallt gegen die Wand, und irgendjemand lässt ein Tablett voller Ohrringe fallen, doch ich ignoriere es. Ich muss noch etwas erledigen. Daher gebe ich Pete den Lidschatten.
    »Passt du kurz darauf auf? Ich bin gleich wieder da.«
    Eddie betritt den Raum, als ich zur Tür hinausgehe.
    »Wo willst du hin? Wir haben nur noch zehn Minuten. Oh Gott! Ich krieg gleich eine Panikattacke.«
    Er fächelt sich Luft zu, aber ich beachte ihn nicht. Es gibt da jemanden, den ich auf dem Flur abpassen muss.
    »Darleen!«
    Sie ist auf dem Weg zur Sporthalle, doch als ich sie eingeholt habe, bleibt sie stehen.
    »Wie geht es dem neuen Ballkönig von Pineville?«, fragt sie.
    Ich werde rot. Die Wahl war am Vormittag, und ich habe haushoch gewonnen. Ich weiß ehrlich nicht, wie das passieren konnte.
    »Gut«, sage ich. »Mir
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