Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Komm bitte mit, John.« Father Ignatius ging auf einen Tisch zu. Er war rund und mit wunderschönen Intarsienarbeiten geschmückt. Ignatius stellte die Schale auf den Tisch und winkte mich so nahe wie möglich heran.
    »Schau es dir genau an, John.«
    Das tat ich. Der Gegenstand stammte aus dem Eisfach des Kühlschranks. Er war gefroren, und ich hätte ihn als ein Stück rotes oder rötliches Eis bezeichnet.
    Ich hob etwas verlegen die Schultern. » Sorry , aber ich weiß nicht, was es genau ist. Sieht mir nach Eis aus.«
    »Das ist es nicht, obwohl es vereist ist.«
    »Gut. Was ist es dann?«
    Ignatius schaute mit gerunzelter Stirn auf den Gegenstand. »Es ist Blut«, flüsterte er, »gefrorenes Blut...«
    Ich hätte es mir auf Grund der Farbe eigentlich denken können. Ich hatte auch für einen Moment daran gedacht, aber ich hatte es nicht aussprechen wollen.
    Eisblut. Gefrorenes Blut. Ich schüttelte den Kopf. Durch meinen Beruf hatte ich viel mit Blut zu tun, besonders dann, wenn ich mich auf der Jagd nach Vampiren befand, aber zu Eis gewordenes Blut hatte ich noch nicht kennen gelernt.
    Father Ignatius wartete auf eine Antwort, auch wenn er nichts sagte. Er sah, dass ich mit den Schultern zuckte. »Es ist natürlich schwer zu erklären und auch zu verstehen. Aber ich sehe keinen Grund, dir nicht zu glauben, Ignatius. Ist das auch das Motiv dafür gewesen, dass du mich gebeten hast, nach Rom zu kommen?«
    »Genau das habe ich gemeint.«
    Es war in diesem großen Raum mit der hohen Decke und den quadratischen Fenstern nicht so kalt wie im Eisfach eines Kühlschranks. Das machte sich auch bei diesem ungewöhnlichen Fundstück bemerkbar. Das Eis begann zu tauen. Es wurde an der Oberfläche zuerst wässrig, und auch an der Unterseite zeigten sich die ersten Wassertropfen, die eine rosige Farbe aufwiesen. Ich wusste nicht, was der Mönch damit vorhatte. Die Schale deutete darauf hin, dass er es auftauen wollte. Es war klar, dass es mit dem Blut eine besondere Bewandtnis haben musste, aber ich wusste nicht, ob es bereits analysiert worden war.
    Genau diese Frage stellte ich Ignatius.
    Der Mann mit den kurz geschnittenen grauen Haaren schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es nicht in einem Labor analysieren lassen, sondern dich geholt.«
    Diesmal musste ich lächeln. »Dann weißt du auch, was es mit dem Blut auf sich hat oder auf sich haben könnte?«
    »Ich denke es mir.«
    »Ist es normales Blut!«
    »Was ist normal?«, antwortete Ignatius mit einer Gegenfrage. »Es ist jedenfalls gefroren. Es wurde zu Eis, was man sich überhaupt nicht erklären kann. Ich habe es auch nicht hier im Kühlschrank zu Eis gefrieren lassen, ich habe es gefunden. Verstehst du? Blut wurde hier in Rom im Heiligen Jahr gefunden.«
    »Als Eis...«
    Ignatius wiegte den Kopf. »Ja, vereist. Das Blut ist gefroren. Es gibt doch dieses Sprichwort, das besagt, bis das Blut gefriert. Und das ist zu einer bitterbösen Wahrheit geworden. Hier ist das Blut gefroren, und das ist nicht normal. Da stecken andere Mächte dahinter. Davon gehe ich einfach aus.«
    Ich fragte nicht nach den Mächten, sondern erkundigte mich, wo der Blutklumpen gefunden worden war.
    »In einem Taufbecken.«
    »Bitte?«
    »Ja, im Taufbecken einer Kirche. Das Wasser war nicht nur zu Blut geworden, es ist sogar gefroren gewesen. Als hätte uns die Hölle ein Zeichen setzen wollen. Du weißt, dass das Heilige Jahr gefeiert wird. Bisher ist es störungsfrei abgelaufen, nun aber befürchte ich Schlimmes. Und ich weiß auch, dass es an anderen Orten ebenfalls diese ungewöhnlichen Funde gegeben hat.«
    »Dann hat es jemand geschafft, normales Wasser in Blut zu verwandeln. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, ich denke nicht. Oder man hat Wasser gegen Blut ausgetauscht. Ich frage mich nur, wessen Blut es gewesen sein könnte. Ich glaube nämlich nicht, dass es einem Menschen gehört. Für mich gibt es da nur eine Lösung.«
    Die nahm ich ihm vorweg. »Dämonenblut!«
    »Genau, John!«
    Wir schwiegen beide und schauten dabei zu, wie der gefrorene Blutklumpen immer mehr auftaute. Es war so wässrig geworden, dass er bereits im rot gefärbten Wasser schwamm. Dadurch war es natürlich dünner geworden. Wie Soße breitete es sich in der Schale aus.
    »Du hast von anderen Orten gesprochen, an denen man das Blut fand. Wo ist das gewesen?«
    »In mehreren Dörfern, John. In den Kirchen und Kapellen. Immer nur wenig, aber das wenige kann auch zu einer Masse werden. Ich denke wirklich an einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher