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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben
Autoren: K. L. Going
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Frauenkleider anzieht und in einer Wohnwagensiedlung lebt.«
    Tante Pete steht auf, doch Direktor Mallek räuspert sich laut.
    »Wie ich sehe, ist das ein Streitpunkt«, bemerkt er, doch keiner hört mehr zu.
    Eddie versucht verzweifelt, etwas beizutragen, das mit »Als Liams Arbeitgeber ...« anfängt, und Orlando blockt unauffälligTante Petes rechten Arm ab, indem er sich neben ihn stellt. Dino sieht aus, als würde er ernsthaft darüber nachdenken, Verstärkung anzufordern, und Mom fummelt wieder an ihrer Handtasche herum. Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar.
    »Du hast in dieser Sache nichts zu melden«, sagt Dad, während er mit dem Finger in der Luft herumfuchtelt, als würde er auf Tante Petes Brust einstechen. »Ich bin Liams Vater, und ich sage, dass er heute mit mir nach Hause kommt. Punkt aus!«
    Wenn nicht alles so verfahren wäre, könnte ich jetzt fast lachen. Jetzt will Dad mich?
    Pete sieht aus, als wollte er Dad anspucken. »Dummes Geschwätz«, sagt er. »Deine Frau und dein Sohn verbiegen sich, um es dir recht zu machen, während du sie wie Dreck behandelst! Also ist es ihre Entscheidung, ob –«
    Direktor Mallek tritt dazwischen. »Das reicht jetzt!«
    Eine unbehagliche Stille kehrt ein.
    »Ich bin sicher, wir können uns einig werden, wenn alle kooperieren«, sagt Direktor Mallek ruhig. Er sagt es in diesem bestimmten Ton, der ausdrückt, dass er sehr verärgert ist, und das ist toll, denn dieses eine Mal gilt er nicht mir. Dad macht den Mund auf, doch Direktor Mallek gebietet ihm mit der Hand zu schweigen.
    »Liam«, sagt er, »gehe ich recht in der Annahme, dass du die Schule lieber zu Ende machen würdest als sie abzubrechen?«
    Ich nicke.
    »Mr Geller«, fährt Direktor Mallek fort, »ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Liams Wunsch nicht wenigstens in Erwägung ziehen. Es ist für Eltern äußerst ungewöhnlich, darauf zu bestehen, dass ...«
    Dads Miene wandelt sich von wütend zu kontrolliert.
    »Selbstverständlich«, sagte er. »Mir liegt nur das Wohl meinesSohnes am Herzen. Wenn Liam die Schule zu Hause in Westchester abschließen möchte, wo er angemessen beaufsichtigt werden kann, dann habe ich nichts dagegen.«
    Direktor Mallek nickt. »Das ist fair«, sagt er. »Ich kann die erforderlichen Unterlagen zusammenstellen lassen und bin mir sicher, dass wir eine akzeptable Lösung finden, wie Liam seine Untaten an unserer Gemeinde wiedergutmachen kann.«
    Ich setze mich auf.
    »Einen Moment«, sage ich und sehe Mom an. »Wir sind uns überhaupt nicht einig.« Ich versuche, sie dazu zu bringen, mich anzusehen, aber sie weigert sich. Also muss ich sie darum bitten. » Mom «, sage ich. » Bitte .«
    Diesmal blickt sie auf und für einen Moment treffen sich unsere Blicke. Dann wende ich mich an Direktor Mallek.
    »Ich weiß, dass Sie Konsequenzen für wichtig halten«, sage ich zu ihm. »Und ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen. Das verspreche ich. Es ist noch nicht zu spät. Schließlich habe ich endlich eine Entscheidung getroffen. Das sollte doch auch zählen, oder? Ich weiß jetzt, was ich machen will, und wenn ich nur eine Chance bekomme, mache ich es diesmal vielleicht richtig.«
    Ich bin noch nicht fertig, doch Direktor Mallek legt mir die Hand auf den Arm.
    »Es tut mir leid, Liam«, sagt er, »aber ich glaube, du brauchst die Unterstützung deiner Eltern.«
    In diesem Moment steht Dad auf.
    »Liam, hol deine Jacke.«
    Ich rühre mich nicht.
    »Liam ...«
    »Lass ihn, Allan.«
    Das hatte ich von Pete erwartet, doch es kommt von Mom. Alle Blicke richten sich auf sie, und für den Bruchteil einer Sekundesieht sie aus wie früher auf dem Laufsteg. Sie steht auf und geht auf mich zu. Dann küsst sie mich auf die Stirn.
    »Dein ganzes Leben«, flüstert sie, »habe ich gebetet, dass du wie dein Vater wirst. Bitte , habe ich gedacht, lass ihn bloß nicht so werden wie mich .« Ihre Hand ruht auf meinem Gesicht; sie zittert. »Aber du bist wie ich, stimmt’s? Außer, dass du stärker bist als ich, und wenn ich dich ansehe, empfinde ich nichts als Stolz.«
    Ich schließe die Augen.
    »Es tut mir so leid, Li«, sagt sie tonlos. Dann fügt sie hinzu: »Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt.«
    Es bleibt lange still im Raum. Dann sagt Dad: »Sarah, das haben wir schon ausdiskutiert.«
    »Nein, Allan«, sagt sie. »Das haben wir nicht.«
    Sie wendet sich an Direktor Mallek. »Ich weiß, Sie müssen mit Liam über sein gestriges Verhalten sprechen. Ich bitte Sie nicht um
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