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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben
Autoren: K. L. Going
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Haustür auf und werde von Tante Pete in Empfang genommen.
    »Wo zum Teufel hast du gesteckt? Ich habe dich gewarnt, das nicht noch mal mit mir zu machen.«
    Er geht im Wohnzimmer auf und ab. Dino und Orlando sitzen an der Küchentheke. Alle stehen auf, doch ich gehe wortlos an ihnen vorbei. Pete folgt mir in mein Zimmer, aber ich ignoriere ihn. Ich hole mein Handy raus und suche eine Nummer.
    In Ordnung. Dad kann mich statt Samstag genauso gut jetzt abholen.
    »Ignoriere mich nicht einfach, wenn ich dich etwas frage«, knurrt Tante Pete. »Du schuldest Orlando eine Entschuldigung, und Dino muss mit dir reden, weil du in der Schule den Alarm ausgelöst hast. An deiner Stelle würde ich jetzt ernsthafte Reue zeigen.«
    Ich warte auf das Rufzeichen in Dads Leitung, doch Pete nimmt mir das Handy aus der Hand.
    »Ich rufe meinen Vater an«, sage ich und nehme es wieder an mich.
    Tante Pete schnaubt verächtlich.
    »Das wollen wir ja mal sehen.« Mit einer fließenden Bewegung reißt er mir das Handy aus der Hand und schlägt damit so hart auf die Küchentheke, dass winzige Plastikteilchen wie Raketen durch das Mobilheim schießen.
    »Was soll das?!«
    »Ignorier mich nicht«, knurrt Pete zornig. »Du denkst, du könntest tun und lassen, was du willst? Das kann ich auch.«
    Jetzt bin ich richtig wütend und greife nach dem Telefon in der Küche.
    »Ich darf doch wohl noch einen verdammten Anruf machen«, fange ich an, doch Pete reißt die Schnur aus der Wand und wirft den Apparat aus dem Fenster.
    »Los, mach deinen verdammten Anruf.«
    Ich stürme in mein Zimmer und schlage laut die Tür zu, was rein gar nichts bringt, weil Pete sie sofort wieder aufmacht.
    »Solange du hier wohnst, tust du, was ich sage.«
    »Ich wohne nicht mehr hier«, sage ich. »Das ist vorbei.« Ich schleudere einen Stapel CDs in einen leeren Karton, doch Pete greift ihn sich und schüttet ihn auf dem Boden aus. Dino legt Pete eine Hand auf den Arm, doch der schüttelt sie ab.
    »Ihr solltet euch abregen«, sagt Orlando. »Beruhigt euch doch erst mal.«
    Tante Pete lacht sarkastisch. »Sag mir, Liam: Wo willst du hingehen?«
    Ich gebe keine Antwort.
    »Ich schwöre, du solltest mir besser antworten, wenn ich dich etwas frage, und du solltest dich jetzt lieber bei Orlando entschuldigen, und damit meine ich jetzt, sonst –«
    »Warum denn? Warum sollte ich mich bei Orlando entschuldigen? Weil er mich für einen Aufsatz, bei dem ich mich angestrengthabe, nachsitzen ließ? Weil er mich in einem Fach durchfallen lässt, das ich sowieso nie bestanden hätte? Weil er so tut, als sei er mein verdammter Vater?«
    »Das habe ich nie getan«, sagt Orlando, der im Türrahmen steht.
    Ich schüttele den Kopf. »Na ja, jetzt macht es sowieso keinen Unterschied mehr, weil ich zur Army gehen werde. Ich habe gestern Abend den Karriereberater angerufen, und ihr könnt nichts dagegen tun, also könnt ihr alle –«
    Plötzlich drückt Pete mich so hart an die Wand, dass ich keine Luft mehr bekomme. Ich mache die Augen zu.
    »Pete, reg dich ab.«
    »Petey ...«
    »Haltet den Mund.« Tante Pete drückt mich noch fester gegen die Wand. »Was willst du erreichen?«, fragt er. »Willst du mich zwingen , dich rauszuwerfen? Ist es das, was du willst?«
    Ich wende den Kopf ab, doch Pete dreht sich so, dass er mir direkt ins Gesicht sieht. »Also, ich sage dir noch einmal, dass ich dich nicht rauswerfen werde, und ich werde es auch nicht zulassen, dass du dein Leben wegwirfst, also vergiss es. Hast du verstanden? Und jetzt sag mir, dass du noch kein einziges verdammtes Stück Papier unterschrieben hast.«
    Ich spüre brennende Tränen in den Augen. Mein Atem ist flach, und ich schaffe es kaum noch, den Kopf zu schütteln. Als Tante Pete seinen Griff lockert, rutsche ich an der Wand entlang und sacke zu Boden.
    »Was kümmert es dich, wenn ich zur Army gehe?«, frage ich, aber es ist nur ein ersticktes Krächzen. »Was kümmert es überhaupt irgendjemanden? Bei allem anderen werde ich sowieso versagen.«
    Tante Pete lässt mich keuchend los und tritt einen Schritt zurück.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragt er.
    »Weil es die Wahrheit ist«, sage ich bissig. »Und ich wünschte, ihr würdet damit aufhören, so zu tun, als hätte ich Potenzial oder so was, als ihr mir das doofe Geschenk gegeben habt ...«
    Pete lässt sich an der gegenüberliegenden Wand zu Boden gleiten. Er streckt die Hand aus und packt mich am Arm.
    »Liam«, sagt er verzweifelt, »aber du hast doch
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