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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben
Autoren: K. L. Going
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antwortet Dad.
    »Es sollte dir auch wirklich leid tun«, sagt er. »Der Schulleiter hat mich über dein Benehmen aufgeklärt, und wie immer hast du es versäumt, auch nur das kleinste bisschen Respekt gegenüber Autoritätspersonen zu zeigen und –«
    Dad ist dabei, in seine übliche Standpauke abzudriften, doch Orlando unterbricht ihn. »Danke, Allan«, sagt er, »aber ich glaube, die Entschuldigung galt mir.« Dad verstummt sofort, und Orlando betrachtet mich von der anderen Seite des Zimmers. »Ich nehme deine Entschuldigung an, Liam. Es bedeutet mir sehr viel zu hören, was du gerade gesagt hast, und nebenbei gesagt halte ich dich für einen intelligenten Jungen. Hamlet ist ein schwieriges Buch, doch wenn du ein bisschen daran arbeitest, wirst du es verstehen.« Er macht eine kurze Pause. »Und das meine ich ernst.«
    Eine Welle der Erleichterung ergreift mich, doch da räuspert sich Direktor Mallek. »Und was ist mit dem Alarm?«, fragt er und sieht dabei Dino an. Darauf habe ich gewartet. Dino kann so oder so entscheiden. Wenn er mich hart bestraft, würde ich es ihm nicht verübeln; schließlich hat er schon einmal ein Auge zugedrückt.
    »Na ja«, sagt Dino und trommelt mit den Fingern auf seiner Stuhllehne herum, »wir nehmen es sehr ernst, wenn der Alarmausgelöst wird. Das war kein lustiger Streich und noch nicht einmal ein Versehen. Es war Absicht, und deswegen kann ich die Sache nicht einfach abtun. Ich halte es nicht für nötig, eine Strafanzeige zu stellen, und die Schule muss selbst entscheiden, welche Strafe sie auferlegen möchte, doch ich persönlich halte gemeinnützige Arbeit als Strafe für das Mindeste.«
    Dad nickt. »Unbedingt«, sagt er. »Es gibt eine Vielzahl an hervorragenden gemeinnützigen Aufgaben in der Gegend von Westchester. Sobald Direktor Mallek mich angerufen hatte, ahnte ich so etwas schon und habe recherchiert ...«
    Dino hustet. »Eigentlich habe ich großes Interesse daran, dass Liam sich für die hiesige Gemeinde nützlich macht. Vor allem für diese Schule. Ich denke, die anderen werden mir zustimmen.« Er sieht erst Direktor Mallek und dann Orlando an. »Der Alarm wurde hier ausgelöst, und es waren die Menschen hier, die alles stehen- und liegenlassen mussten.«
    Dad runzelt die Stirn.
    »Das halte ich nicht für angemessen. Es ist zu weit von Westchester entfernt, und Liams Zeit wird mit ausführlichen Vorbereitungen für den Highschool-Abschluss und das Einstiegsprogramm der Army gut ausgefüllt sein.«
    Ich versuche, normal zu atmen, doch mein Puls rast. Ich sehe erst Mom und dann Pete an. Pete nickt, also räuspere ich mich.
    »Tatsache ist, ich habe es mir anders überlegt, Dad.«
    Dad verstummt mitten im Satz.
    »Ta... Onkel Pete und ich hatten letzte Nacht – oder vielmehr heute früh – ein langes Gespräch, und wenn Direktor Mallek es zulässt, würde ich die Schule gern hier in Pineville zu Ende machen. Mir ist klar, dass das Auslösen des Alarms und meine Trunkenheit auf dem Schulgelände Folgen für mich haben werden, und ich werde tun, was immer ich muss« – dabei sehe ich DirektorMallek direkt an «– selbst wenn es das ganze Jahr dauert, bis ich das alles abgearbeitet habe. Aber ich möchte hierbleiben.«
    Vor diesem Teil habe ich mich gefürchtet, und Dad zögert keine Sekunde.
    »Du hast deine Entscheidung schon getroffen«, sagt er. »Aus diesem Grund sind wir alle heute hergekommen. Deswegen sind deine Mutter und ich heute früh hierhergefahren.« Ich sehe, wie ihm das Blut in den Kopf steigt. Ich winde mich vor Unbehagen, aber jetzt ist es zu spät. Jetzt haben die Dinge das Höchstmaß an Unerträglichkeit erreicht, doch dieses eine Mal ist es mir ganz recht.
    »Nein, Dad«, sage ich. » Du hast die Entscheidung getroffen, so wie du immer alle Entscheidungen triffst. Ich habe dazu Ja gesagt, weil ich hoffte, dass du dann stolz auf mich bist. Aber du wirst nie stolz auf mich sein, selbst wenn ich in der Army wäre.«
    Dads Gesicht läuft knallrot an. Zuerst stottert er, doch dann steht er auf.
    »Du hast es dir anders überlegt, weil er –«, dabei zeigt er auf Tante Pete, »– denkt, er könnte eine Art Vaterfigur spielen und –«
    »Lass es sein, Allan«, sagt Pete. »Ich versuche nicht, ein Vater zu sein, und falls dein Sohn wirklich einen Vater sucht, dann solltest du dich vielleicht fragen, warum er das tut.«
    Dad lacht.
    »Falls mein Sohn einen Vater sucht, dann wird er ihn wohl kaum in einem Radiomoderator finden, der
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