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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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Streiten. Wir müssen weg hier, und zwar sofort.«
    Zitternd öffnete sie die Tür und holte ihre Reisetasche aus dem Kofferraum.
    Der Polizist lag reglos da, doch zu Kaitlyns Erleichterung atmete er gleichmäßig.
    Aber wer weiß, ob er noch bei Verstand ist, dachte sie. Gabriels Kräfte konnten Menschen in den Wahnsinn treiben.
    Auch die anderen stiegen aus. Lewis sah im Licht des Polizeiautos kreidebleich aus, und Annas dunkle Augen wirkten rund und riesig wie die einer Eule. Als Rob sich neben den Polizisten kniete, spürte Kaitlyn seine Anspannung.

    Rob fuhr mit der Hand über die Brust des Mannes. »Ich glaube, er kommt wieder auf die Beine …«
    »Dann los«, sagte Kaitlyn. Sie blickte sich verzweifelt um und zerrte an seinem Ärmel. »Bevor uns jemand sieht und noch mehr Polizei hier auftaucht …«
    »Nimm ihm die Dienstmarke ab«, feixte Gabriel. Das brachte Rob auf die Füße. Es schien, als löse sich bei allen gleichzeitig die Schreckstarre, und sie rannten los, weg von dem verlassenen Polizeiauto und Joyce’ Cabrio.
    Zuerst war es Kaitlyn egal, wo sie hinliefen. Gabriel führte sie an, und sie folgten ihm blind, während er sie im Zickzack durch Seitenstraßen lotste. Als ein Seitenstechen Kaitlyn zwang, das Tempo zu drosseln, nahm sie ihre Umgebung erst richtig wahr.
    Oh Gott, wo waren sie nur gelandet?
    »Gemütlich hier«, murmelte Lewis und setzte sich die Baseballmütze wieder mit dem Schild nach hinten auf.
    Es war die gespenstischste und bedrohlichste Straße, die Kait je gesehen hatte. Die Tankstelle, an der sie vorbeikamen, war verfallen, in den Fenstern fehlte die Verglasung, in den Zapfsäulen war kein Benzin. Dasselbe galt für die Tankstelle gegenüber. Die Imbissbude daneben war von einem stabilen Maschendrahtzaun umgeben, der oben mit Stacheldraht gesichert war.

    Neben der Imbissbude befand sich ein Spirituosengeschäft, über dem eine gelbe Leuchtreklame flackerte und dessen Glasfenster mit Gitterstäben geschützt waren. Es war geöffnet, und im Eingang standen mehrere Männer. Einer von ihnen blickte über die Straße, Kaitlyn direkt ins Gesicht.
    Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, sah aber, dass sich seine Lippen zu einem Grinsen öffneten. Der Mann stieß seine Kumpane mit dem Ellbogen an und machte dann einen Schritt auf die Straße.

KAPITEL DREI
    Kaitlyn erstarrte und blieb wie angewurzelt stehen. Rob legte einen Arm um sie und zog sie mit sich. »Anna, komm her«, sagte er leise, und Anna gehorchte sofort. Lewis hielt sich ebenfalls eng bei ihnen.
    Der Mann blieb auf der anderen Straßenseite stehen, doch sein Blick folgte ihnen.
    »Geht einfach weiter«, sagte Rob. »Dreht euch nicht um.« Er sprach ruhig und überzeugend, und sein Arm schloss sich noch fester um Kaits Schultern.
    Gabriel sah sich mit einem spöttischen Lächeln zu ihm um. »Was ist los, Kessler? Angst?«
    Ich habe Angst, sagte Kaitlyn, ehe Rob antworten konnte. Sie spürte Robs Wut. Er und Gabriel waren auf Streit aus. Ich habe Angst, und ich will nicht die ganze Nacht hier verbringen.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Gabriel zeigte mit einer nickenden Kopfbewegung nach vorn. »Dann gehen wir dahinten hin, wo die Fabriken sind. Da finden wir bestimmt einen Unterschlupf, wo die Bullen uns nicht finden werden.«

    Sie überquerten die Eisenbahnschienen, kamen an riesigen Lagerhäusern und Lkw-Höfen vorbei. Kaitlyn blickte sich immer wieder nervös um, doch das Einzige, was sich bewegte, war der weiße Rauch, der aus den Schloten einer Lebensmittelfabrik aufstieg.
    »Hier«, sagte Gabriel unvermittelt. Er stand vor einem unbebauten Grundstück, das wie alle anderen mit Stacheldraht eingezäunt war. Auf einem Schild stand:
    ZU VERKAUFEN ODER ZU VERPACHTEN CA. 1,6 HA PACIFIC AMERICAN GROUP
    Gabriel stand vor dem verschlossenen Tor, und Kaitlyn sah, dass hier der Stacheldraht platt gedrückt war.
    »Gib mir einen Pullover oder so etwas«, sagte er. Kaitlyn zog ihre Skijacke aus, und Gabriel legte sie auf das Tor.
    »Jetzt könnt ihr drüberklettern.«
    Bald waren sie auf dem Grundstück, und Kait hatte ihre nunmehr durchlöcherte Jacke wieder an. Ihr war es egal. Sie wollte sich nur irgendwo, wo sie sicher war, zusammenrollen wie eine Katze und schlafen.
    Das Grundstück war dafür gut geeignet. Große Erdhaufen schirmten es von der Straße ab. Kaitlyn stolperte über eine Stelle, an der sich zwei Erdwälle trafen,
und ließ sich an Ort und Stelle zu Boden sinken. Das Adrenalin, das sie in den
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