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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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Anna ein. »In seinem Haus in San Francisco, als er das erste Mal zu Bewusstsein kam, hatte er alle Zeit der Welt, die Polizei anzurufen und das Auto als gestohlen zu melden …«

    Kait verspürte den Impuls zu fliehen. Zu Hause in Ohio war sie schon ein paarmal vor der Polizei davongelaufen, wenn man sie mal wieder dazu bringen wollte, in einem aktuellen Fall eine Vorhersage zu machen. Doch damals war sie zu Fuß unterwegs gewesen, draußen auf dem Lande rund um Thoroughfare. Und man hatte sie nicht wegen eines Verbrechens gesucht.
    Jetzt saß sie in einem gestohlenen Auto und hatte sich soeben der Beihilfe zur Körperverletzung schuldig gemacht.
    Und außerdem hast du auch noch mich dabei, und ich verstoße gegen meine Bewährungsauflagen, hörte sie Gabriel in ihrem Kopf sagen. Schon vergessen? Ich darf das Institut nur verlassen, um in die Schule zu gehen.
    »Oh Gott«, sagte Kaitlyn laut. Mit schweißnassen Händen umklammerte sie das Lenkrad. Der Wunsch, einfach das Gaspedal durchzudrücken und abzuhauen, wuchs beständig.
    »Nein«, sagte Rob eindringlich. »Wir werden ihnen nicht entkommen können, und das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist eine wilde Verfolgungsjagd. «
    »Was machen wir dann?«, fragte Anna.
    »Rechts ranfahren.« Rob sah Kait an. »Halt an, und wir reden mit ihnen. Ich zeige ihnen die hier.« Er deutete auf die Akten. »Und wenn sie uns auf die Polizeistation bringen, bekommen es alle zu sehen.«

    Kait fühlte eine Woge der Ungläubigkeit. »Machst du Witze?«, fragte Gabriel. »Geht es noch naiver, Kessler? Glaubst du wirklich, dass jemand fünf Jugendlichen glaubt, und dann noch die Polizei …« Er brach ab. Als er wieder sprach, hatte sich seine Stimme verändert. »Na gut«, sagte er tonlos. »Halt an, Kait.«
    Die Mauern. Kait spürte, wie Gabriel an ihnen baute. Doch im Moment musste sie sich auf andere Dinge konzentrieren. Sie verließ an der nächsten Abfahrt die Schnellstraße. Die blauen und gelben Lichter folgten ihr.
    Sie fuhr noch eine ganze Strecke weiter, ehe sie sich überwinden konnte, das Tempo zu drosseln und schließlich anzuhalten. Das Polizeiauto folgte ihr wie ein Hai und hielt hinter ihr.
    Kaitlyn atmete schwer. »Okay, Leute …«
    »Überlass das Reden mir«, sagte Rob. Kait nickte dankbar. Im Rückspiegel sah sie eine Gestalt aus dem Streifenwagen steigen. Der Polizist war offenbar allein.
    Mit steifen Fingern ließ Kaitlyn das Fenster herunter.
    Der Polizist beugte sich zu ihr hinab. Er hatte einen gepflegten schwarzen Schnurrbart und ein eckiges Kinn.
    »Führerschein bitte«, forderte er, und Rob, der sich
über Kait gebeugt hatte, sagte: »Entschuldigung.« Und dann spürte es Kait.
    Es war eine fast saugende Bewegung, wie wenn sich im Meer das Wasser zurückzieht und zu seinem Tsunami sammelt. Ehe Rob oder sie noch etwas sagen konnten, schlug Gabriel schon zu.
    Dunkle Kräfte entluden sich in Richtung des Polizisten, eine Welle zerstörerischer mentaler Energie. Der Polizist machte ein Geräusch wie ein verletztes Tier, ließ den Notizblock fallen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Nein!«, rief Rob. »Gabriel, hör auf!«
    Kaitlyn spürte nur den Übelkeit erregenden Nachhall des Angriffes im Netz. Verschwommen und wie in Zeitlupe sah sie den Polizisten auf die Knie fallen. Anna keuchte, Lewis wimmerte.
    Gabriel, hör auf!, brüllte Rob. Du bringst ihn noch um. Hör auf!
    Wir müssen ihm helfen, dachte Kaitlyn. Wir dürfen nicht zu Mördern werden, wir müssen ihm helfen …
    Es erforderte unglaubliche Willenskraft, sich zu Gabriel umzudrehen. Am liebsten hätte sich Kaitlyn vor der schrecklichen Kraft, die noch immer von ihm ausging, abgeschottet. Stattdessen öffnete sie sich und versuchte, zu ihm durchzudringen.
    Gabriel, du bist kein Mörder, jetzt nicht mehr, sagte sie. Bitte, hör auf. Bitte, hör auf.

    Sie spürte erst Unentschlossenheit, doch dann versiegte der schwarze Strom. Er schien zu Gabriel zurückzufließen, wo er spurlos verschwand.
    Zitternd legte Kaitlyn den Hinterkopf an die Kopfstütze. Im Auto herrschte absolute Stille.
    Dann stieß Rob hervor: »Warum? Warum hast du das gemacht?«
    »Weil er nie auf uns gehört hätte. Keiner wird auf uns hören, Kessler. Keiner ist auf unserer Seite. Wir müssen kämpfen, wenn wir überleben wollen. Aber davon hast du keine Ahnung, stimmt’s?«
    »Ich werde dir mal zeigen, was…«
    »Hört auf! «, rief Kaitlyn. »Seid still, alle beide. Wir haben keine Zeit zum
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