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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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– nein, es war Gewissheit – , dass jede Sekunde, die sie sich hier aufhielten, zu lang war.
    Eine Vorahnung? Aber diese Art von Vorahnungen hatte sie doch gar nicht. Nur über das Malen und Zeichnen konnte sie sich ein Bild von der Zukunft machen.
    Schnell. Schnell. Schnell.
    Vertrau auf dein Gefühl, dachte sie plötzlich
    »Gabriel«, drängte sie, »wir müssen jetzt los.« Und innerlich warnte sie auch die anderen: Lewis, Rob, Anna – wir müssen gehen! Jetzt, sofort! Etwas wird passieren. Ich weiß nicht, was, aber wir müssen hier raus …

    »Immer mit der Ruhe.« Erst als sie Gabriels Hand auf dem Arm spürte, merkte sie, wie aufgewühlt sie war.
    »Mit mir ist alles in Ordnung. Aber Gabriel, wir müssen weg hier …«
    Er sah ihr kurz in die Augen und nickte dann. »Wenn du das Gefühl hast, dann nichts wie los. «
    In diesem Moment kam Rob mit einem Arm voller Aktenmappen durch die Geheimtür. Anna stand in der Tür zum Labor.
    »Was ist los? Kommt jemand?«, fragte Rob.
    »Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass wir uns beeilen müssen …«
    »Wir nehmen Joyce’ Auto«, sagte Gabriel.
    Rob zögerte und nickte dann. »Kommt schon, wir gehen durch die Hintertür.« Er scheuchte Lewis und Anna vor sich her. Kaitlyn folgte ihm in dem Bewusstsein, dass sie gar nicht schnell genug verschwinden konnten.
    »Wir nehmen das Auto nur, um hier wegzukommen«, sagte Rob gerade, da schoss Kaitlyn ein Schwall Adrenalin durch den Körper. In ihrem Mund hinterließ er den metallischen Geschmack von Angst.
    Die Vordertür sprang auf.

KAPITEL ZWEI
Kaitlyn sah sich um.
    Mr. Zetes.
    Die Außenbeleuchtung beschien ihn von hinten, sodass er als dunkle Silhouette zu sehen war, doch Kait konnte trotzdem sein Gesicht erkennen. Als sie vor einer guten Woche im Institut eingetroffen war, hatte sie Mr. Zetes als freundlichen, aristokratisch wirkenden älteren Herrn kennengelernt, der sie an den Großvater des kleinen Lord Fauntleroy erinnerte. Jetzt wusste sie, wer er wirklich war.
    Sein löwenartiger Kopf mit dem dichten weißen Haar war die Verkörperung des Bösen, und seine stechenden dunklen Augen schienen zu brennen wie …
    … wie die eines Dämons, dachte Kaitlyn. Nur, dass er kein Dämon war, sondern ein wahnsinniges Genie. Wir müssen weg hier.
    Sie standen alle da wie angewurzelt. Auch Gabriel, der Mr. Zetes am nächsten war, hatte sich zu ihm umgedreht. Etwas an dem alten Mann hielt sie in seinem Bann, machte sie willenlos.

    Die Angst lähmte sie.
    Sieh ihn nicht an, sagte Rob in Kaitlyns Kopf, doch seine Stimme war schwach und fern. Viel stärker war das Entsetzen, das im Netz widerhallte.
    »Kommt her«, sagte Mr. Zetes. Seine Stimme war kraftvoll und gebieterisch. Er tat einen Schritt nach vorn, und Kaitlyn konnte ihn nun im Licht der Flurbeleuchtung deutlich sehen. In seinem dichten weißen Haar und an dem gestärkten Hemdkragen klebte Blut. Das war eine Folge von Gabriels geistiger Attacke, die Zetes das Bewusstsein geraubt hatte. Doch nun war Gabriel erschöpft …
    Als sei er Teil des Netzes und könne ihre Gedanken hören, sagte Mr. Zetes: »Ihr seid alle müde. Ich glaube nicht, dass ihr eure Kräfte heute noch nutzen könnt. Wie wäre es, wenn wir uns hinsetzen und miteinander reden würden?«
    »Wir haben nichts zu bereden«, stieß Kaitlyn hervor, der die Furcht nur vorübergehend die Sprache verschlagen hatte.
    »Oh doch, wir müssen über eure Zukunft reden«, sagte Mr. Zetes. »Ich gebe zu, dass ich heute Abend ziemlich hart mit euch umgegangen bin. Es war ein Schock für mich, dass ihr ein telepathisches Netz aufgebaut habt. Aber ich glaube immer noch, dass wir zusammenarbeiten können. Wir finden heraus, wie wir die Verbindung lösen können …«

    »Sie meinen, ohne dass Sie einen von uns umbringen müssen?«, fragte Kait schneidend.
    Lass dich nicht auf eine Diskussion mit ihm ein, schnitt Gabriels kalte Stimme durch die Angst, die klirrend im Netz vibrierte. Ihr vier geht schon mal vor, durch die Hintertür. Ich halte ihn hier fest.
    »Nein«, brach es laut aus Kaitlyn heraus. Ungeachtet der Gefahr musste sie auf ihr Gefühl vertrauen. Gabriel, der immer behauptet hatte, dass er sich aus niemandem etwas machte, riskierte schon wieder seinen Hals für sie.
    Doch da setzte er sich schon in Bewegung und stellte sich genau zwischen die anderen vier und Mr. Zetes. Kaum war ihnen der Blick auf das Gesicht des alten Mannes verstellt, löste sich ihre Erstarrung.
    Aber wir können dich nicht
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