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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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Schuld. Die beiden gehörten eben zusammen, beide waren aufrichtig und gut.
    Doch das bedeutete nicht, dass Gabriel dableiben und sich das ansehen musste.
    Und hier, an diesem Abend, war auch seine letzte Hoffnung gestorben. Die Leute mit dem Kristall konnten ihn nicht befreien. Sie wollten es nicht einmal.
Er hatte die Abscheu und Verachtung in ihren Augen gesehen.
    Hier leben? In einem Schuppen? Jeden Tag ihrer Verachtung ausgesetzt sein? Und Kessler und Kaitlyn in ihrem Glück ständig vor der Nase haben?
    Gabriels Lippen zogen sich leicht zu einem Lächeln auseinander und gaben seine Zähne frei. Nein, das hatte er nicht vor.
    Ich sollte der Gemeinschaft dankbar sein, dachte er. Sie haben mir gezeigt, was ich wirklich bin, einfach, indem sie mir vorgeführt haben, dass ich das Gegenteil von ihnen bin. Damals, in den alten Tagen hätte ich mich der Dunklen Loge angeschlossen und diese Waschlappen allesamt zum Teufel geschickt.
    Es war eine ganz einfache Rechnung. Da er bei den Guten nichts zu suchen hatte, musste er ja wohl auf die andere Seite gehören.
    Das war keine große Überraschung, eigentlich sogar eine alte Erkenntnis. Doch Kaitlyn hatte ihn fast vergessen lassen, was er eigentlich war. Sie hatte ihn fast davon überzeugt, dass er auf der hellen Seite der Macht leben konnte, dass er nicht der geborene Mörder war. Nun, morgen würde sie merken, wie falsch sie damit gelegen hatte.
    Gabriel ging einen Schritt zurück und sah sich den Mann auf dem Boden des Geräteschuppens an.
    Das war Theo. Die Gemeinschaft hatte ihn zu Gabriel
geschickt, damit er die Nacht bei ihm verbrachte. Ob er ihm Gesellschaft leisten oder ihn bewachen sollte, war Gabriel nicht ganz klar. Jetzt war er ohnmächtig. Noch nicht tot, aber auf dem besten Weg dahin.
    Gabriel hatte eine Gedankenverbindung zu ihm hergestellt, um sein Wissen anzuzapfen. Einschließlich des geheimen Wegs durch den ansonsten undurchdringlichen Urwald.
    Die Energie, die er zusätzlich erhielt, war auch nicht zu verachten.
    Nun wartete Gabriel nur noch auf Lydia. Er hatte sie im Rosengarten beiseite genommen und gefragt, ob sie in der Nacht zu ihm kommen wolle. Er war sich ziemlich sicher, dass sie auftauchen würde. Gabriel würde sie fragen, ob sie wirklich die nächsten siebzig Jahre in einer Kommune aus tattrigen Althippies verbringen wollte. Oder ob das Leben im sonnigen Kalifornien dem nicht vorzuziehen wäre. Dort, vermutete Gabriel, baute Mr. Zetes seine eigene Dunkle Loge auf.
    Lydia war schwach. Gabriel war sich ziemlich sicher, dass er sie überreden konnte mitzukommen. Und wenn nicht, dann würde sie eben Theo auf dem Boden Gesellschaft leisten. Lewis wäre unglücklich, aber was ging ihn schon Lewis an?
    Einen kurzen Augenblick lang flackerte ein Bild in seinem Geist auf, was geschehen würde, wenn er Lydia
tatsächlich überreden konnte – was hier mit der Gemeinschaft geschehen würde, wenn er Mr. Zetes verriet, wo das weiße Haus zu finden war. Es war kein hübsches Bild. Und Kaitlyn wäre mittendrin in dem Chaos.
    Gabriel schüttelte den Gedanken ab und bleckte wieder die Zähne.
    Seine neue Überzeugung gab ihm Mut. Wenn er künftig böse sein wollte, dann ohne Wenn und Aber. Von nun an gab es keine halben Sachen mehr.
    Außerdem würde ja auch Kessler dort sein. Der würde sich eben um Kaitlyn kümmern müssen.
    Draußen vor dem Schuppen hörte er Schritte. Gabriel setzte sein strahlendes Lächeln auf und ging Lydia entgegen.
     
    Da war ein Schrei.
    Kaitlyn hörte ihn sogar im Schlaf, ehe sie langsam zu Bewusstsein kam. Als sie wach war, merkte sie, dass es nicht nur ein Schrei war, sondern viele. Das ganze Netz vibrierte vor Entsetzen.
    Sie rannte hinaus, zog sich unterwegs etwas über. Was ist los?, rief sie aufs Geratewohl ins Netz.
    Ich weiß nicht, kam es von Rob zurück. Ein großer Tumult. Irgendwas ist passiert …
    Leute rannten durch die Flure des weißen Hauses. Kaitlyn sah Tamsin. »Was ist denn hier los?«

    »Deine Freunde«, sagte Tamsin. Sie hatte dunkle olivfarbene Augen, die nicht recht zu ihrem goldenen Haar passen wollten. »Der Junge da draußen und das kleine Mädchen …«
    »Gabriel und Lydia? Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind weg«, sagte Mereniang, die gerade durch den Flur kam. »Und der Mann, den wir zu Gabriels Bewachung abgestellt haben, ist halb tot.«
    Kaitlyns Herz schien ins Bodenlose zu stürzen. Sie war wie gelähmt, ihr stockte der Atem.
    Das konnte nicht wahr sein. Es konnte einfach nicht wahr sein.
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