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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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erklärte Timon. »Mindestens einer eurer Vorfahren stammte aus dem Volk des Kristalls. Das alte Blut ist in euch wiedererwacht.« Er blickte einen nach dem anderen ernsthaft an. »Meine Kinder, ihr gehört hierher.«
    Kait wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war in ihrem Leben noch nie so verwirrt und aufgewühlt gewesen. Die Gemeinschaft war völlig anders, als sie es sich vorgestellt hatte, und diese Erkenntnis versetzte ihr einen Schock, lähmte sie geradezu. Im Netz herrschte derweil ein wildes Durcheinander widerstreitender Gefühle, die es unmöglich machten, festzustellen, was der eine oder die andere gerade dachte.
    Es war Rob, der die rettenden Worte fand. »Es ehrt uns, dass Sie uns für gut genug halten, bei Ihnen zu bleiben, Sir«, sagte er mit fester Stimme zu Timon. Seine natürliche Höflichkeit hatte die Oberhand gewonnen. »Und wir danken Ihnen dafür. Aber das ist eine Entscheidung, über die wir uns ausgiebig unterhalten müssen. Sie werden das verstehen.« Obwohl es eher eine Feststellung war, sah Rob die Gefährten fragend an.
    Mereniang machte einen leicht verärgerten Eindruck,
doch Timon erwiderte: »Natürlich. Selbstverständlich. Ihr seid alle müde, und morgen wird es euch leichter fallen, darüber zu entscheiden. Wir haben keine Eile.«
    Kaitlyn hätte immer noch am liebsten darüber diskutiert, doch Timon hatte recht. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Morgen würden sie alle gestärkt und weniger emotional an die Sache herangehen.
    »Dann sprechen wir auch noch einmal mit ihnen über Mr. Zetes«, flüsterte Rob ihr zu, als sich die Versammlung auflöste.
    Kaitlyn nickte. Sie sah sich nach Gabriel um. Er unterhielt sich mit Lydia, sah sie jedoch an, als er ihren Blick spürte.
    »Ist das wirklich so in Ordnung?«, fragte sie.
    Seine Augen waren unergründlich, sahen aus, als hätte sich ein spinnennetzartiger Film über sie gelegt. »Klar«, sagte er. »Im Geräteschuppen steht eine Liege für mich.«
    »Oh Gabriel … Vielleicht sollten wir besser mit dir hierbleiben. Soll ich Meren nicht …«
    »Nein«, schnitt Gabriel ihr das Wort ab. »Mach dir um mich keine Sorgen«, fügte er etwas sanfter hinzu. »Ich komme schon klar. Geh jetzt schlafen.«
    Mauern, hohe Mauern, dachte Kaitlyn, innerlich seufzend.

    »Gute Nacht, Kait«, sagte Gabriel in einem eigentümlichen Ton.
    Kaitlyn blinzelte. Hatte er ihr je eine gute Nacht gewünscht? »Ich … gute Nacht, Gabriel.«
    Mereniang führte die anderen fünf ins Haus und überließ Gabriel mehreren Gefährten.
    Als sie das Haus betraten, fiel Kaitlyn eine Frage ein, die zu stellen sie vergessen hatte. »Meren, wissen Sie etwas über die Inuksuk bei Whiffen Spit?«
    »Timon kennt sich damit besser aus.«
    »Na ja, ich habe mich nur gefragt, warum sie dort sind. Und ob sie etwas zu bedeuten haben.«
    Timon, der in diesem Moment dazugekommen war, lächelte. »Alte Völker haben diese Tradition begonnen. Sie kamen als Händler aus dem Norden hierher und ließen einen Teil ihrer Steinsprache zurück. Sie nannten diesen Ort hier den Ort der guten Magie und errichteten auf der Landzunge, die ihm gegenüberliegt, ihre Freundschaftszeichen.«
    Timon, tief in Gedanken, lächelte noch immer. »Das war vor sehr langer Zeit«, fuhr er fort. »Wir haben beobachtet, wie sich die Welt um uns verändert hat, doch wir sind stets dieselben geblieben.«
    In seiner Stimme schwang Stolz mit, auf Mereniangs Gesicht war ein Anflug von Arroganz zu erkennen.
    »Glauben Sie denn nicht, dass Veränderung etwas Gutes ist?«, fragte Kaitlyn verwundert.

    Timon schrak aus seinem Tagtraum auf. Er sah Kait verwirrt an und blieb ihr die Antwort schuldig.
    Kaitlyns Zimmer war einfach eingerichtet. Ein in die Wand eingebautes Bett, ein Stuhl, ein Waschbecken mit Spiegel. Es war die erste Nacht seit einer Woche, die sie allein verbrachte. Sie war davon nicht begeistert, doch vor Erschöpfung fielen ihr sofort die Augen zu.
     
    Draußen, im Geräteschuppen, lag Gabriel wach. Mereniang hatte ihnen also »in die Herzen geblickt«? Er lächelte verbittert. Die Gemeinschaft schien sich nicht darüber im Klaren zu sein, dass sich die Einstellung eines Herzens auch ändern konnte. Er jedenfalls hatte seine Haltung seit seiner Ankunft überdacht.
    Begonnen hatte es allerdings schon in der Nacht zuvor, am Kai, als er seine Gefühle für Kaitlyn entdeckt und Kaitlyn ihre Wahl getroffen hatte.
    Es war nicht ihre Schuld. Und, merkwürdig, es war auch nicht Kesslers
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