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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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Brunnen hin. »Das ist der letzte Große Kristall. Wir gewinnen aus ihm die Kraft, die wir hier brauchen. Ohne ihn wären wir hilflos. Kristalle spenden nicht nur Wärmeenergie und Strom, wisst ihr. Sie erhalten uns auch am Leben. In unserem angestammten Land konnten sie uns verjüngen. Hier können wir die Verheerungen der Zeit lediglich aufhalten.«
    Haben deshalb so viele von ihnen alte Augen in einem jungen Gesicht?, fragte sich Kaitlyn. Doch nun meldete sich Lewis zu Wort.
    »In den Geschichtsbüchern steht nichts davon«, sagte er. »Da steht nichts von einem Land, in dem aus Kristallen Kraft gewonnen wird.«
    »Ich fürchte, das war vor der Zeit, die du als Geschichte bezeichnen würdest«, erwiderte Timon. »Ich verspreche dir, es gab diese Kultur. Plato hat sie erwähnt, auch wenn er nur Geschichten zitierte, die er gehört hatte. Geschichten von einem Land, in dem das schönste und edelste Volk auf Erden lebte. Land und Wasser waren ringförmig angeordnet, und die Hauptstadt war von drei Mauern umgeben. Die Menschen bauten ein Metall namens Orichalcum ab, das
wertvoller war als Gold und das ein rötliches Licht abgab. Damit verzierten sie die innere Stadtmauer.«
    Kaitlyn hielt den Atem an. Denn während Timon sprach, sah sie vor ihrem inneren Auge, was er beschrieb. Die Bilder fluteten ihren Geist, wie damals, als Joyce ihr ein winziges Stück Kristall auf das dritte Auge gedrückt hatte. Sie sah eine Stadt mit drei Ringmauern, einer aus Bronze, einer aus Zinn und einer, die rotgold leuchtete. Die Stadt selbst glänzte und glitzerte: Die Gebäude waren mit Silber verkleidet, die Türme mit Gold.
    »Sie hatten alles«, sagte Timon mit sanfter Stimme. »Pflanzen jeder Art, Kräuter, Wurzeln und Blätter. Heiße Quellen und Mineralbäder. Hervorragenden Boden für den Landbau. Aquädukte, Gärten, Tempel, Häfen, Bibliotheken, Universitäten.«
    Kaitlyn sah alles vor sich. Wälder mit stattlichen Bäumen, und dazwischen stilvolle Gebäude. Und Menschen, die ohne Hass in Harmonie miteinander lebten.
    »Aber was ist passiert?«, fragte sie. »Wo ist das alles geblieben?«
    LeShan übernahm die Antwort. »Sie haben den Respekt vor der Erde verloren. Sie haben genommen und genommen und nichts zurückgegeben.«
    »Haben sie ihre Umwelt zerstört?«, fragte Anna.
    »Ganz so einfach war es nicht«, erwiderte Timon.
»In den letzten Tagen gab es eine Kluft zwischen denen, die ihre Kräfte für das Gute einsetzten, und denen, die sie in den Dienst des Bösen stellten. Seht ihr, die Kristalle konnten ebenso Böses bewirken wie Gutes. Man konnte sie auch für Folter und Zerstörung einsetzen. Nicht wenige schlossen sich der Dunklen Loge an und begannen, ihre Kräfte für deren Zwecke zu nutzen.«
    »Und die ›guten‹ Meister verlangten zu viel von ihren Kristallen«, warf LeShan ein. »Sie waren gierig. Doch als sie die Kristalle zu viel Energie erzeugen ließen, entstand ein künstliches Ungleichgewicht. So kam es zunächst zu Erdbeben, dann auch zu Sturmfluten. «
    »Und so wurde das Land zerstört«, sagte Timon traurig. »Die meisten Menschen gingen mit ihm unter. Nur ein paar hellseherisch begabte Menschen kamen davon, denn sie hatten gesehen, was geschehen würde. Einige von ihnen gingen nach Ägypten, andere nach Peru. Und einige« – er hob den Kopf und sah seine Gäste an – »nach Nordamerika.«
    Kaitlyns Augen verengten sich. Zu Timons letzten Worten hatten sich in ihrem Kopf keine Bilder aufgetan. »Diese … Zerstörung«, sagte sie. »Ist da etwa ein Kontinent untergegangen oder so etwas?«
    Timon lächelte nur. »Unser Volk ist wahrlich ein untergegangenes Volk«, sagte er und fuhr fort, ohne
ihre Frage zu beantworten: »Diese kleine Enklave hier ist alles, was davon übrig geblieben ist. Wir kamen vor langer Zeit hierher, weil wir ein einfaches, friedvolles Leben führen wollten. Wir kümmern uns nicht um die Welt da draußen, und meist kümmert sie sich auch nicht um uns.«
    Kaitlyn hätte ihre Frage gern wiederholt, doch Rob stellte schon eine andere. »Aber Mr. Zetes, der Mann, vor dem wir geflohen sind, hat auch einen Kristall.«
    Die Mitglieder der Gemeinschaft nickten finster. »Wir sind die einzigen reinen Überlebenden«, sagte Mereniang. »Doch auch andere sind entkommen und haben Bewohner ihrer neuen Heimatländer geheiratet. Euer Mr. Zetes ist ein Nachkomme einer solchen Beziehung. Er muss den Kristall geerbt haben, oder vielleicht hat er ihn auch irgendwo aufgespürt, nachdem er
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