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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
Autoren: Lisa J. Smith
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kleinen Hände aufeinander. Dann stemmte sie sie in die Hüften.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte sie. »Tamsin, bring sie in den Rosengarten. Nur dort ist es jetzt warm genug. Ich komme nach.«
    Im Rosengarten ist es warm?, fragte Lewis, während sie Tamsin folgten.
    Merkwürdigerweise stimmte das. Mitten im März blühten hier Rosen in allen Farben, dunkelrot und goldorange, weiß und hellrosa. Das Licht und die Wärme, die den Garten erfüllten, schienen vom Brunnen auszugehen, der in der Mitte des mit einer Mauer eingefriedeten Gartens stand.
    Nein, nicht vom Brunnen, dachte Kaitlyn. Von
dem Kristall, der darin stand. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, auf dem Bild, hatte sie gerätselt, ob es sich vielleicht um eine Eisskulptur handelte oder eine Säule.
    Der Kristall hatte keine Ähnlichkeit mit dem von Mr. Zetes, einem monströsen Gebilde, das von abartigen Auswüchsen übersät war und dem kleinere Kristalle wie Parasiten aus dem Hauptkörper sprossen. Der Kristall im Rosengarten dagegen war sauber und rein, hatte geschliffene Facetten.
    Und er glühte leicht, pulsierte mit einem weichen, milchigen Licht, das die Luft ringsum erwärmte.
    »Energie«, sagte Rob und hielt eine Hand hoch, um sie zu spüren. »Der Kristall ist von einem bioenergetischen Feld umgeben.«
    Kaitlyn spürte ein Brummen im Netz. Sie drehte sich gerade um, da sagte Gabriel hinter ihr schon: »Besser als jedes Lagerfeuer.«
    »Da bist du ja!«, sagte Rob. Sie scharten sich alle um Gabriel. Sogar Lydia lächelte.
    In diesem Augenblick kam Mereniang mit mehreren Begleitern durch den anderen Eingang in der Mauer.
    »Das ist Timon«, sagte sie. Der Mann, der vortrat, war auch äußerlich alt. Er war groß, aber gebrechlich und hatte weißes Haar und fast durchscheinende Haut. Sein faltiges Gesicht war freundlich.

    Ist er der Anführer?, fragte Kaitlyn.
    »Ich bin Dichter und Geschichtsschreiber«, sagte Timon. »Doch als ältestes Mitglied unserer Kolonie muss ich manchmal auch Entscheidungen treffen.« Er warf ihnen ein sanftes ironisches Lächeln zu.
    Kaitlyn starrte ihn mit klopfendem Herzen an. Hatte er sie etwa gehört?
    »Und das ist LeShan.«
    »Wir kennen uns bereits«, sagte Gabriel und zeigte seine Zähne.
    Es war der Mann vom Flughafen. Sein Haar hatte eine schimmernd hellbraune Farbe, wie die der Birke. Seine dunkelbraunen Augen fielen zur Seite leicht ab. Sie blitzten Gabriel gefährlich an.
    »Das habe ich nicht vergessen«, antwortete er. »Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, hast du mir ein Messer an die Kehle gesetzt.«
    »Und Sie hatten sich auf Kaitlyn geworfen«, sagte Gabriel und löste damit unter LeShans Begleitern einige Bestürzung aus.
    »Ich wollte euch warnen«, blaffte LeShan ihn an und machte drohend einen Schritt auf ihn zu.
    Mereniang runzelte die Stirn. »LeShan«, ermahnte sie ihn. LeShan wandte den Blick nicht von Gabriel ab. »LeShan, Aspekt!«
    LeShan fügte sich und ging einen Schritt zurück.
    Wenn Aspekt eine gewaltlose Philosophie war, so
hatte LeShan für Kaits Geschmack Schwierigkeiten damit. Sie hatte nicht vergessen, wie leicht er in Rage geriet.
    »Setzt euch doch«, sagte Timon. »Wir werden versuchen, eure Fragen zu beantworten.«
    Kaitlyn und die anderen setzten sich auf zwei der kühlen Steinbänke, die an der Mauer standen. In der Stille hörten sie die Frösche quaken und das Wasser im Brunnen plätschern. Das blasse, milchige Licht des Kristalls strahlte sanft auf Timons dünnes Haar und Mereniangs hübsches Gesicht.
    Niemand sagte ein Wort. Lewis zupfte Kaitlyn am Ärmel. Mach schon.
    »Gut, also, wer sind Sie?«, fragte Kait schließlich.
    Timon lächelte. »Wir sind die letzten Überlebenden eines uralten Volkes. Das Volk des Kristalls. »
    »Das habe ich schon mal gehört«, sagte Lydia. »Jemand hat den Namen erwähnt, aber was das zu bedeuten hat, weiß ich nicht.«
    »Unsere Kultur bediente sich der Kristalle, um Energie zu erzeugen und zu fokussieren. Nicht irgendwelche Kristalle: Sie mussten absolut rein sein und eine ganz besondere Facettierung haben. Wir haben sie als Große Kristalle oder als Feuersteine bezeichnet. Sie wurden wie eine Art Kraftwerk verwendet. Wir haben Energie daraus gewonnen, wie ihr Wärmeenergie aus Kohle gewinnt.«

    »Ist das denn möglich?«, fragte Rob.
    »Uns war es möglich. Aber in unserem Volk sind übersinnliche Kräfte an der Tagesordnung. Unsere Gesellschaft gründet auf übernatürlicher Energie.« Timon nickte zu dem Kristall im
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