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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Autoren: John Sandford
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selber was in den Hütten, aber Ms McDill tat das normalerweise nicht«, sagte Don. »So richtig hat trotzdem niemand nach ihr gesucht. Am frühen Morgen wollten ein paar Frauen zu einem Paddelausflug aufbrechen, doch eines der Boote fehlte. Eine von ihnen hat sich erinnert, dass Ms McDill am Vorabend eins genommen hatte. Also sind sie zu ihrer Hütte, wo sie nicht war. Sie wussten, dass sie gern zum Adlerhorst paddelte …« Er deutete auf eine Weymouthskiefer am Ende des Teichs, auf der sich in etwa dreißig Metern Höhe ein Adlerhorst befand. »George ist mit dem Boot hergekommen und hat sie gefunden. Dann haben sie uns gerufen.«
    Don schaltete den Motor aus und ließ ihr Boot zu den anderen gleiten. Als sie nahe genug heran waren, stand Virgil auf und blickte über den Bug. Vor sich sah er ein gekentertes olivgrünes Plastikboot, neben dem eine Leiche mit weißer Bluse im Wasser schaukelte.
    Der Sheriff richtete sich auf. »Sind Sie Virgil?«
    »Ja«, antwortete Virgil, und sie schüttelten einander die Hand. Der Sheriff war ein groß gewachsener, fleischiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht, zerknittert wie ein Hemd, in dem er geschlafen hatte. Er trug eine braune Uniform und schwere Uniformschuhe, viel zu klobig für das Boot.
    »Ich hab Ihre Artikel in der New York Times gelesen«, sagte er. »Interessant.«
    »Es war ein interessanter Fall«, erklärte Virgil.
    Sanders stellte ihm die anderen Polizisten und Rainy vor und fügte mit einem Nicken in Richtung der beiden Männer vom Bestattungsinstitut hinzu: »Und die sind da, um die Leiche abzuholen.«
    »Wie schätzen Sie die Lage ein?«, fragte Virgil.
    »Mir sieht es nach einem Mord aus, aber es könnte auch Selbstmord sein«, antwortete Sanders mit einem Blick auf die Leiche. »Allerdings schießen Frauen wie die sich normalerweise nicht selber in den Kopf. Zu viel Blut. Folglich muss jemand ziemlich nahe an sie rangekommen sein und sie erschossen haben. Vielleicht war’s ein Unfall.«
    »Mord«, sagte Virgil. »Einen Selbstmord halte ich für unwahrscheinlich, einen Unfall für ausgeschlossen.«
    »Warum?«, fragte Johnson.
    »Zu viele Bäume, die zu dicht stehen«, antwortete Virgil. »Zwischen ihnen durch könnte man nur ganz vom Rand aus schießen. Mit ziemlicher Sicherheit hat niemand einen Schuss aus einem Kilometer Entfernung abgefeuert und zufällig sie getroffen. Und wenn der Schütze sich in einem Boot befand, das genauso auf und ab schaukelte wie das ihre, musste er ziemlich nah sein, um sie zu treffen.«
    Johnson nickte, betrachtete die weiße Bluse, die sich wie ein Schleier um die Leiche ausbreitete, und wandte den Blick ab.
    Virgil fragte den Sheriff: »Können Sie die genaue Todeszeit bestimmen? Hat jemand Schüsse gehört?«
    »Bis jetzt wissen wir davon nichts.«
    Virgil nickte. »Don, stoßen Sie uns vom Boot des Sheriffs ab; ich möchte ein bisschen näher an die Leiche ran.«
    Virgil beugte sich über den Bootsrand, um die Tote genauer zu begutachten. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, erkannte jedoch die große Wunde an ihrem Hinterkopf. Über die Schulter gewandt sagte er: »Falls Sie auf dem Grund des Teichs keine Pistole großen Kalibers finden, war’s ein Gewehr.«
    Der Sheriff nickte. »Hab ich mir auch schon gedacht.«
    »Die Leute von der Spurensicherung sollen auf jeden Fall nach einer Pistole Ausschau halten. Wenn der Schütze sich in einem Boot befand, könnte er sie über Bord geworfen haben; möglicherweise handelt es sich aber auch tatsächlich um Selbstmord.« Andere Zeichen von Gewalteinwirkung konnte er nicht entdecken. Ein einziger Schuss, und die Frau war tot gewesen. Virgil richtete sich auf. »Wo ist die nächste Straße?«
    Die Polizisten blickten sich um, dann hob einer die Hand. »Ich schätze, da drüben.«
    »Wie weit weg?«
    »Einen halben Kilometer? Um den See führt eine kleine Straße herum; sie kreuzt etwa einen Kilometer von hier diesen Bach, nähert sich dann wieder dem Wasser und endet an einer Gruppe von Hütten am westlichen Ende des Sees. Die haben Sie vermutlich unterwegs bemerkt.«
    »Könnte man den Bach raufpaddeln?«, fragte Virgil.
    »Nein. Nördlich des Kanals ist alles zugewachsen. Zu Fuß geht’s vielleicht, weil der Bach nicht sonderlich tief ist. Allerdings hat er einen schlammigen Grund … Wahrscheinlich kommt man zu Fuß auch nicht durch. Jedenfalls nicht ohne Probleme.«
     
    Sie ließen sich einige Minuten lang dahintreiben. Bisher hätten sie die Leiche nicht aus dem Wasser
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