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GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

Titel: GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
Autoren: Simone Malina
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Prolog
     
    Ich bin eine geborene Stierfrau und habe gerade einen ausgewachsenen Steinbock niedergestreckt.
    Nun liegt er wie ein gekrümmter Wurm am Boden.
    Seine Augen blinzeln mich verstört an. Seine Stimme klingt als hätte er einen Gallenröhrling verschluckt. Seine Hände haben sich wie steifgefroren in seinem Schoß vergraben.
     
    Ich habe ihn mit meinen hohen Hacken, die er immer so an mir geliebt hat, in sein empfindlichstes Teil getreten.
    Jenes Teil, das mir einmal sehr vertraut war und das ich wohl mit verbundenen Augen unter einer Million Ersatzteilen herausgefühlt hätte. Weil es einzigartig war, weil ich eine tiefe Zuneigung diesem Teil gegenüber verspürte und weil wir zeitweise unzertrennlich waren. Dieses Teil war Teil meines Lebens.
    Es war Spielgefährte, Therapeut, Fitnesstrainer, Lustmolch und Verbündeter in einem. Deswegen habe ich ihm sogar einen Namen gegeben. Ich habe es „Herr Knappe“ getauft, weil es mir jederzeit zu Diensten stand. Außerdem zeichnete sich „Herr Knappe“ durch eine Standfestigkeit aus, von der ich annahm, dass sie so rasch nichts umhauen konnte. Und außerdem glaube ich, dass es meinem weißen Ritter wohl gefiele, wenn ich seinem Gemächt einen mittelalterlichen Namen gäbe.
     
    Ich weiß leider nicht, wie es ihm jetzt so geht, dem „Herrn Knappe“. Vielleicht hat es ihn dermaßen schlimm erwischt, dass er nie wieder gerade stehen kann. So schlimm, dass er seinen Dienst quittieren muss.
    Seinem Herrn geht es jedenfalls , den Umständen entsprechend, hundsmiserabel. Jenem Kerl, der mein gutgläubiges Herz zu übermütigem Pochen verleitete und es dann mit einem Schlag zum Stillstand verdonnerte. Dieser Kerl, der meine Seele zum Leuchten verführte und ihr dann das Licht ausgeblasen hat. Jenem Gauner, für den ich bereit gewesen wäre, meine Hände ins Feuer zu legen. Für den ich einen Meineid geschworen, eine Bürgschaft unterzeichnet und ihm meine Mitgift zu Füßen gelegt hätte. Rein hypothetisch natürlich, denn ich besaß eh fast nichts.
     
    Dafür hat er mich ein Monat lang zur Närrin gehalten.
    Wochen, in denen ich die wohl glücklichste Bekloppte der Welt war. Es war eine schöne Zeit, die schönste Zeit meines Lebens. Ich wäre so gern wieder eine glückliche Närrin. Ahnungslos, aber glücklich. So bin ich klüger, aber unglücklich.
    Warum wird man stets dazu gezwungen, sich zwischen Wahrheit und Glück zu entscheiden? Solange der schöne Schein keine Schatten wirft, kann das Leben schön sein.
    Glück ist : Wenn man ahnungslos bleibt.
    Wahrheit ist : Wenn man dazu gezwungen wird, mit seinem verletzten Ego zu liebäugeln.
    Auch hier trügt der Schein. Diese Annä hrung ist nichts anderes als Selbstbetrug. Nur damit man zu sich selbst sagen kann, dass man so etwas wie Selbstachtung besitzt, die einem vorgaukelt, stark genug zu sein, die Wahrheit zu ertragen, aber nicht bereit ist, mit einem die Konsequenzen auszubaden.
    In meinem Fall heißt das: Einen Schlussstrich unter mein bisher glückliches Leben zu ziehen!
    Ich pfeif e auf die Wahrheit, ich pfeife auf meine Selbstachtung, weil ich ihn immer noch liebe. Und ja, ich würde gern die Zeit zurückdrehen. Und nein, ich bin keine Powerfrau.
    I ch bin nicht stolz darauf, dass ich offensichtlich sehr gut gezielt habe. Er, mein einst zum Leben erweckter Traum, liegt immer noch am Boden und wimmert vor sich hin.
     
    Mein Name ist Tosca. – Tosca Stern, um genau zu sein.
    Meine Mutter kam auf die waghalsige Idee, mich nach einer Duftmarke zu nennen.
    In den 1970er-Jahren umwehte dieses Parfüm viele Frauen. Vielleicht erinnern Sie sich?
    Mit Tosca kam die Zärtlichkeit …
     

1 . Kapitel
     
    Wo bleibt das Azorentief mit den schwarzen, klumpigen Wolken, das man gestern in den Nachrichten versprochen hat? Wo bleiben Blitz und Donner, die meine Laune mit dem passenden Rahmenprogramm ausschmücken? Stattdessen scheint die Sonne, als wäre nichts geschehen.
     
    Ich stehe in meinem Frisiersalon und werfe einen Blick auf die Wanduhr. Es ist 14.30 Uhr. Herr Dr. Schruller, ein Stammkunde, hat gerade auf dem Frisierstuhl Platz genommen. Ich ringe mir ein freundliches Lächeln ab und lege ihm die Halskrause und den Haarschneideumhang an.
    „Nur die Spitzen, Fräulein Stern“, sagt er, während er sich vertrauensselig in seine Zeitung vertieft und ich geistesabwesend beginne, mit meiner Haarschneidemaschine zu hantieren, als würde ich ein Schaf scheren.
     
    Tja, denke ich. Gestern um diese Zeit war die
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