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GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)

Titel: GlücksWeib (heiterer Frauenroman) (German Edition)
Autoren: Simone Malina
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Welt für mich noch in Ordnung. Da habe ich mich noch für privilegiert gehalten, weil ich einer seltenen Spezies angehörte: Ich war eine glückliche Frau. Und nichts deutete darauf hin, dass mir dieses Menschenrecht bald entzogen werden könnte. Auch nicht, als mich Markus gegen 14.30 Uhr bei mir zu Hause anrief und mich bat, in einer Stunde bei ihm zu sein, obwohl wir uns erst für den Abend verabredet hatten. Dabei klang er ungewöhnlich förmlich. Aber meine Unbeschwertheit, mit der ich durchs Leben lustwandelte, seitdem ich ihn kannte, verbat sich jeglichen Argwohn. Stattdessen hüpfte ich im Sauseschritt in mein Schlafzimmer und musterte freudig erregt das reichhaltige Angebot meines Kleiderschranks. Die Anzahl meiner Schuhe hatte sich binnen weniger Wochen verdreifacht, während sich meine Garderobe von Grund auf erneuert hatte.
    Das hatte vor einem halben Jahr noch ganz anders ausgesehen. Damals, als ich Markus noch nicht kannte, da äugte ich in meinen Kleiderschrank hinein, als sei er die Schaufensterauslage eines Sanitätshauses. Meine Kleidung war funktionell. Jeans, Leggings, bequeme Pullover und Schuhe mit bequemem Fußbett gehörten zu meiner Grundausstattung. Ich war keine begnadete Shopping-Queen, sondern ein Schnäppchen-Luder, das sich bei Ebay gut aufgehoben und verstanden fühlte. Ich gehörte zur Kategorie derer, die stets in der letzten Sekunde ihr Gebot abgaben. Mehr als drei Euro für einen Pullover oder Hose gab ich nie aus, man musste ja noch den Versand berücksichtigen. Meine Beliebtheit bei den Verkäufern ging so weit, dass mir manche Anbieter das Geld wieder zurückerstatten wollten. Ich war eine virtuelle Lumpensammlerin, die ihren Schrank als Kleiderdepot begriff und ihre Beute in die Regale stapelte. Warum schöne Kleider im Schrank haben, wenn einem die erforderliche Grazie fehlte, diese zu tragen? Ich gehörte zu den Frauen, die schon allein bei dem Versuch, in einem engen Rock und auf hohen Hacken zu balancieren, ins Stolpern gerieten. So ein Kleid zieht man ja nicht einfach nur an, man führt es aus, stellt es zur Schau und ist verantwortlich dafür, dass es gut rüberkommt. Ohne „Bewährungshelfer“ brachte ich das nicht auf die Reihe. Die gleichen Strapazen gelten natürlich auch für die Schuhe. Mit 12-Zentimeter-Absätzen verliert man das ursprüngliche Ziel aus den Augen, weil einem das Klacken des Schuhwerks im Ohr hängt und die Blicke der Männer wie Satanszungen am Leibe kleben. Das ist dann kein Spaziergang mehr, sondern fühlt sich an wie Sackhüpfen auf Eis und Eierlaufen auf glühenden Kohlen zusammen. Jedenfalls hatte ich mir das so eingeredet, weil es nun mal bequemer war, auf flachen Sohlen dahinzuwatscheln, als sich auf hohen Hacken abzuquälen.
    „ Lieber barfuß im Regen tanzen, als auf Stelzen in der Sonne ranzen.“
    Aber das war Vergangenheit. Mein Credo: „Auf hohen Hacken Männerherzen knacken“, passte nun besser zu mir, glaubte ich zumindest.
     
    Mir wird ganz übel, wenn ich daran denke, wie ahnungslos ich war, als ich mir mit verklärtem Blick meine hautenge Satinhose überstreifte und sanft über das Leder meiner Stiefel strich, die Knöpfe meiner Bluse soweit öffnete, bis mein schwarzer Spitzen-BH das Licht der Welt erblickte. Und wie ich lässig, geradezu arrogant, meinen weinroten Ledermantel überwarf und meinem Spiegelbild aufgeweckt zuzwinkerte, bevor ich die Wohnung verließ. Ganz arglos und unbefangen freute ich mich des Lebens. Mit wiegenden Hüften stöckelte ich wie eine Diva über die Straße zu meinem Auto und fühlte mich in meiner Ausstrahlung bestätigt, als mir die Bauarbeiter auf einem Gerüst mit Begeisterung hinterher pfiffen. Den Strafzettel, der an meiner Windschutzscheibe hing, habe ich großkotzig zerknüllt und weggeworfen. Ich war keine Frau mehr, die man bestraft, sondern eine, die man belohnt. Die Arbeiter pflichteten mir mit einem zustimmenden Johlen bei.
     
    Das war früher, als ich noch allein war, auch ganz anders gewesen. Da musste ich die Bauarbeiter mit einem fröhlichen Gruß auf mich aufmerksam machen, bevor ich einen Pfiff erntete. Aber der klang weitaus verhaltener.
     
    Ja, das war heute vor 24 Stunden und 30 Minuten: Schweißnasse Arbeiter auf dem Bau, die mir unaufgefordert zujohlten. Da gehörte ich noch der Gattung der glücklich ahnungslosen Menschen an. Wie schnell doch die Zeit vergeht und vor allem wie unbekümmert.
     
    Als ich meinen Wagen startete, blinkte mir das rote Lämpchen meiner
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