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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit
Autoren: Fritz Leiber
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Wann kommen wir drei uns wieder entgegen
    Im Blitz und Donner, oder im Regen?
    Wenn der Wirrwarr stille schweigt,
    Wer der Sieger ist, sich zeigt.
    Macbeth
     
1
Auftritt von Husaren
     
    Ich heiße Greta Forzane. Neunundzwanzig bin ich und Partymädchen, damit ist so ziemlich alles über mich gesagt. Ich wurde als Tochter skandinavischer Eltern in Chicago geboren, aber jetzt liegt mein Wirken hauptsächlich außerhalb von Raum und Zeit – weder im Himmel noch in der Hölle, wenn es solche Orte überhaupt gibt, aber auch nicht in dem Kosmos oder Universum Ihrer Vorstellung.
    Ich bin nicht so romantisch-überwältigend wie jener unsterbliche Filmstar mit meinem Vornamen, aber ich habe einen gewissen rauhen Charme. Den brauche ich auch, denn es ist mein Beruf, Soldaten gesundzupflegen und mit Schmerzen wieder zur Vernunft zu bringen – Soldaten, die im größten gerade laufenden Krieg einiges abbekommen haben. Dieser Krieg ist der Veränderungskrieg, ein Krieg der Zeitreisenden – tatsächlich nennen wir die Teilnahme an dem Krieg unter uns das Mitmachen in der Großen Zeit. Unsere Soldaten kämpfen, indem sie zurückreisen, um die Vergangenheit zu ändern, oder sogar weiter voraus, um die Zukunft zu verändern – und damit soll unserer Seite in einer Milliarde oder mehr Jahren zum endgültigen Sieg verholfen werden. Ein langwieriges, anstrengendes Geschäft, das können Sie mir glauben, die Große Zeit – eine tolle Zeit für alle, die mitmachen.
    Sie haben natürlich keine Ahnung vom Veränderungskrieg, aber er beeinflußt Ihr Leben laufend, und vielleicht haben Sie bereits Auswirkungen oder Auseinandersetzungen verspürt, ohne sich dessen bewußt zu sein.
    Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihr Gedächtnis gemacht, weil es Ihnen von einem Tag zum nächsten ein verändertes Bild der Vergangenheit zeichnet? Haben Sie je befürchtet, Ihre Persönlichkeit würde sich unter dem Einfluß ungeahnter und unkon trollierbarer Kräfte verändern? Haben Sie je das siche re Gefühl gehabt, der Tod könne Sie jeden Augenblick aus dem Nichts anfallen? Haben Sie schon Angst vor Geistern gehabt – nicht vor Gespenstern aus den Märchenbüchern, sondern vor den Milliarden von Wesen, die früher einmal ganz real und kräftig waren, so daß man sich nun kaum vorstellen kann, sie schliefen nur harmlos bis in alle Ewigkeit? Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht über jene Wesen, die man Teufel oder Dämonen nennen mag – Geister, die sich frei durch Zeit und Raum bewegen, durch die heißen Herzen von Sternen und das kalte Skelett des Weltalls zwischen den Galaxien? Haben Sie je den Eindruck gehabt, das ganze Universum könne ein einziger, verrückter Traum sein? Wenn dies alles zutrifft – dann haben Sie schon einen Hauch des Veränderungskrieges verspürt.
    Wie ich in diesen Krieg geraten bin, wie er geführt wird, von welchen Seiten er ausgefochten wird, warum Sie nicht bewußt davon wissen, was ich wirklich davon halte – das alles werden Sie zu gegebener Zeit erfahren.
    Den Ort außerhalb des Kosmos, wo ich und meine Freunde unsere Pflegearbeiten verrichten, nenne ich nur einfach Station. Ein Großteil der Pflege besteht darin, Soldaten, die frisch von Zeit-Kommandounternehmen zurück sind, aufzuheitern und ihnen menschliche Wärme zu vermitteln. Mein gewöhnlicher Titel ist denn ja auch Gesellschafterin, und ich habe auch meine Schwächen, wie Sie noch feststellen werden.
    Meine Freunde sind zwei andere Mädchen und drei Burschen aus einem ziemlichen Sammelsurium von Zeiten und Orten. Wir bilden ein ziemlich gutes Team, und mit Sid als Boß betreiben wir eine ziemlich gute Erholungsstation, obwohl wir auch unsere Familiensorgen haben. Aber die größten Sorgen schneien uns mit den erschöpften Soldaten ins Haus, die gerade durch die Hölle gegangen sind und nun selbst ein bißchen Höllenzirkus veranstalten wollen. Genau genommen waren es drei frisch eingetroffene Soldaten, die das anfingen, wovon ich Ihnen erzählen will, diese Sache, die mir so einiges über mich selbst offenbarte und so.
    Als es anfing, war ich schon tausend Schlafperioden und zweitausend Alpträume lang in der Großen Zeit dabei und hatte vielleicht seit fünfhundert bis tausend in der Station gearbeitet. Diese Doppel-Alptraum-Routine, jedesmal wenn man den schwindligen kleinen Kopf hinlegt, ist hart, aber man tut, als gewöhnt man sich daran, weil es angeblich wert sein soll, wenn man in der Großen Zeit mitmacht.
    Die Station liegt in
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