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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch
Autoren: Jason Dark
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Nach einem abschließenden Schulterzucken war Harry Stahl gegangen, mit einem mulmigen Gefühl, das jetzt zurückkehrte, wie auch die Erinnerung an die Worte des Einheimischen, als er seinen Omega unweit hinter der Abfahrt der B 500 gestoppt hatte.
    Es war noch nicht dunkel geworden, obwohl sich ein wunderbarer Sommertag dem Ende entgegenneigte. Am Himmel schoben sich die ersten Farben zusammen. Das grelle Gelb der Sonne war verschwunden. So sah das Firmament aus wie ein blasses Meer, über dessen Oberfläche allmählich ein leichter rosefarbener Schleier hinwegglitt. Allmählich wirkte es so wie das Kunstwerk eines Malers.
    Harry Stahl hatte den Wagen verlassen. Er ging ein paar Schritte nach vorn und stand an der Zufahrt des Hexenlochs.
    Ein leichter Wind brachte den Geruch der frisch gemähten Wiesen heran. Das Heu roch wunderbar. Leicht feucht und nach den verschiedenen Sommerkräutern.
    Mit gefurchter Stirn schaute Harry den Weg hinab, so weit es möglich war. Es war eine schmale und kurvenreiche Strecke, an deren tiefster Stelle das Hexenloch war. Stahl war sie noch nicht gefahren. Er hatte es sich nur sagen lassen und den Weg zudem auf der Karte verfolgt. Im Tal würde er eine Mühle finden, die quasi sein erstes und einziges Ziel war.
    Schon jetzt verteilten sich zahlreiche dunkle Inseln auf der Serpentinenfläche. Das Licht war nur noch als Schimmer zu sehen, der auf dem Boden leuchtete wie verlorene Diamanten.
    Viel konnte Harry nicht erkennen. Das wollte er auch nicht.
    Er hatte sich eben nur einen ersten Eindruck verschaffen wollen. Manchmal bewegte der Wind das Laub der Bäume, sodass die Schatten der Blätter über den Boden huschten, als wären es Geister, die ihr Reich verlassen hatten.
    Harry drehte sich wieder um. Spaß machte ihm der Job nicht, aber er musste dort hinunter und sich das Hexenloch anschauen, in dem Menschen auf unerklärliche Art und Weise verschwunden waren.
    Vier Personen. Eine ganze Familie. Mutter, Vater, Sohn und Tochter. Sie waren einfach nicht mehr zurückgekehrt. Hätte Harry den Worten des Warners Glauben geschenkt, dann mussten sie in der Hölle verschwunden sein, die in diesem Fall von gefährlichen Hexen bewohnt war, so jedenfalls behauptete es die Sage. Man konnte von diesen Geschichten halten, was man wollte, ein Kern Wahrheit steckte darin immer. Zudem hatte Harry Stahl schon zu schlechte Erfahrungen gesammelt, um darüber zu lachen.
    Hinzu kam, dass Boris Helm, der Vater, einem Job nachging, der ihn als Geheimnisträger einstufte. Er arbeitete für den Sicherheitsdienst der Bundesrepublik, was immer man darunter auch verstehen mochte. Jedenfalls war dieser Dienst geheim, und Boris Helm gehörte zu den Menschen, die an Unterlagen herankamen, die ansonsten nicht für alle Augen bestimmt waren.
    Dieses und die geheimnisvolle Sage um das Hexenloch kamen zusammen, sodass die Behörde sich entschlossen hatte, Harry loszuschicken. Einen Mann, der immer dann eingesetzt wurde, wenn normale Mittel versagten. Er war jemand, der Phänomene jagte, wenn auch nicht so intensiv wie sein alter Freund John Sinclair in London.
    Die Helms hatten das Hexenloch besucht. Wie viele andere Menschen ebenfalls. Nur war die Familie nicht mehr aufgetaucht, und genau das war das Problem. Auch bei den Angehörigen hatte sich keiner von ihnen gemeldet. Suchaktionen waren durchgeführt worden. Allerdings im Geheimen. Man hatte auch schon Kollegen in das Hexenloch geschickt. Die allerdings hatten nichts finden können. Keine Spur, keinen Hinweis. Sie waren nur mit den Menschen konfrontiert worden, die sich dort unten die Mühle anschauten, aus der ein Andenkengeschäft gemacht worden war, und vor der noch weitere Kioske standen.
    Der Laden war geschlossen worden. Man hatte es dem Besitzer nahegelegt, und der gute Mann hatte sich in einen Urlaub zurückgezogen, wie es hieß. So hatten die Besucher Pech, die in diesen Tagen hinab in das Hexenloch fuhren, um sich dort mit Andenken einzudecken, besonders mit Uhren, die es in zahlreichen Variationen gab.
    Harry stieg wieder in seinen Wagen. Er hatte bewusst diese Stunde gewählt, in der sich der Tag allmählich verabschiedete.
    Er wollte dort allein sein und auch die Nacht über, wenn es sein musste. Stahl konnte sich vorstellen, dass gerade in der Nacht das Unheimliche mehr zum Vorschein kommen würde.
    Er wünschte es sich.
    Noch mehr wünschte er sich die Familie zurück. Er hoffte, dass die Vier nicht ums Leben gekommen waren.
    Gerade als Harry wieder
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