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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Autoren: John Sandford
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mich!«, und flog mit einem Koffer voller T-Shirts und einer Speedo-Badehose, die er »die Steinschleuder« nannte, auf die Bahamas.
     
    Er dirigierte Virgil über kleine Straßen zwischen den Highways 1 und 79 in südlicher und westlicher Richtung durch flache grüne Landschaften, wo es nicht viel zu sehen gab außer Lärchen, Sumpfgebieten und hier und da einer kleinen Farm mit einigen Pferden. Je näher sie dem Eagle Nest kamen, desto dichter wurden die Wälder und desto enger die Straßen, und die Seen blitzten blau oder schwarz hinter den Bäumen hervor.
    »Wie lang sie wohl gebraucht haben, bis ihnen der Name Eagle Nest – Adlerhorst – eingefallen ist?«, überlegte Johnson laut. »Vielleicht drei Sekunden?«
    »Sie hätten’s genauso gut Stachelschwein-Lodge, Sunset Shores oder Musky Point nennen können«, sagte Virgil.
    »Deine Laune wird schlechter«, stellte Johnson fest. »Am See war ich noch derjenige, der rumgebrummelt hat.«
    »Mann, Scheiße, ich hab das ganze Jahr geschuftet wie ein Ochse«, knurrte Virgil.
    »Abgesehen von den Unterstunden«, sagte Johnson.
    »Die zählen nicht. Da hab ich auch gearbeitet, allerdings nicht für den Staat.«
    »Nimm dir ein Beispiel an mir. Ich bin hart im Nehmen. Anders als ihr verzärtelten hübschen Jungs.«
    »Verzärtelt. Ganz schön imposantes Wort für einen Kerl wie dich«, bemerkte Virgil.
    Johnson grinste. »Gleich kommt die Abzweigung.«
     
    Unterwegs hatte sich in Virgils Kopf eine Vorstellung von Eagle Nest herausgebildet: eine Lodge aus geschälten Baumstämmen mit einem Vorsicht-Steinschlag-Schild am einen Ende der Bar und einer Hütte zum Fische-Ausnehmen am Anlegesteg. Ein Dutzend kleiner Sperrholzhütten zwischen den Kiefern entlang dem Ufer; bei jeder Hütte ein ramponiertes Aluminiumboot. Dazu ein Geräteschuppen im hinteren Teil, der Geruch von Benzin und Öl, vermischt mit dem von Erde und Laub und in windstillen Nächten mit dem aus der Sickergrube. Wie das zu einer vermögenden Frau aus einer Werbeagentur passte, wusste er nicht – vielleicht machte ihre Familie schon seit Urzeiten hier Urlaub.
    Als er den Wagen in die Einfahrt der Anlage lenkte, begann er, seine Vorstellung zu revidieren. Virgil fischte seit dreißig Jahren, seit er alt genug war, eine Angelrute zu halten, in den North Woods und glaubte, die meisten der großen Lodges zu kennen, die sich im Allgemeinen an den Ufern der Seen befanden.
    Er hatte noch nie etwas von einem Eagle Nest am Stone Lake gehört, aber die kostspielig asphaltierte Auffahrt, die sich in großzügigen Windungen durch einen Wald mit vereinzelten Weymouthskiefern schlängelte, verhieß Ungewöhnliches.
    Als sie über eine kleine Erhöhung auf eine Lichtung gelangten, bemerkte Johnson: »Wow. Hübsche Location.«
    Die Lodge stand auf einem Grashügel über dem See, hatte einen ersten Stock, bestand aus gehauenem Stein, Baumstämmen und Glas und fügte sich perfekt in die Landschaft. Die Hütten am Ufer waren genauso sorgfältig gebaut und platziert wie das Hauptgebäude, alle mit Veranda, Blick aufs Wasser und Sonnendeck. Hier war ein teurer Architekt am Werk gewesen, dachte Virgil, allerdings schon vor längerem. Die Lodge, obwohl gut gepflegt, hatte bereits ein paar Jahre auf dem Buckel.
    Bei den Hütten befanden sich keine Autos. Vor der Lodge zweigte die Straße nach links ab und führte in eine Senke mit einem durch eine über vier Meter hohe immergrüne Hecke von Lodge und Hütten abgetrennten Parkplatz. Dort standen vier Fahrzeuge des Sheriffs, dazu etwa zwanzig Zivilautos und ein Leichenwagen. Es waren keine Polizisten zu sehen; eine Angestellte der Lodge lud gerade Gepäck aus einem Yamaha Rhino in einen Mercedes-Benz-Kombi.
    Tiefer im Wald, auf der anderen Seite des Parkplatzes, entdeckte Virgil ein grünes Metallgebäude, wahrscheinlich der Shop. Weder der Parkplatz noch der Shop waren von der Lodge oder den Hütten aus zu sehen. Schön.
    »Wo sind die Boote?«, fragte Johnson, als Virgil den Wagen auf einen freien Platz lenkte.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich auf der anderen Seite der Lodge«, antwortete Virgil.
     
    Als sie aus dem Truck stiegen, erkundigte sich die Angestellte, eine Frau mittleren Alters in rot-blauer Uniform: »Kann ich Ihnen helfen, Gentlemen?«
    »Wo ist die Lodge?«, fragte Virgil.
    »Den Weg hoch. Sie wissen, dass die Anlage nur für Frauen ist?«
    »Polizei«, erklärte Johnson.
    »Ah. Okay. Es sind schon ein paar Deputies da.« An Virgil gewandt fügte sie hinzu:
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