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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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die auf die beiden Eingesichter schauten, als wären das ihre spielenden Kinder. Und das waren sie ja auch, auf eine besondere Art und Weise.
    Die Dateien, dachte Will, sollten schnellstens zu jenen gelangen, die man am ehesten als unsere Freunde bezeichnen könnte. Wir sollten eine Kopie nach Karna schicken und eine zweite nach Galdäa, vielleicht sollten wir den dreckigen Kram außerdem nach Utragenorius befördern. Oder sollten wir alles still für uns behalten? Ich weiß es nicht, zum Wurbl. Er sah auf; Will-J starrte Will-A ins Gesicht, und in den wenigen Sekunden, da die Bestandteile des Administrators einander durch verschiedene Augen betrachteten, fielen einige Entscheidungen. Er stand auf, Will-J stürzte aus der Luke und rannte zu Pak-46-erg zurück, der dasaß, als hätte ihn die Last des Wissens zerquetscht.
    Pak sah auf und musterte das Eingesicht. »Vermutlich«, sagte er, »ist es völlig egal, mit welchem Teil von Ihnen ich spreche, auch wenn ich es nicht verstehe.«
    Unstreitig das erste Mal, dachte Will, dass einer von der verdammten Brut zugibt, dass bei Vilmern Leute und Eingesichter eine Person sind. Will-J suchte sich eine halbwegs erträgliche Stelle, legte sich hin und blickte den Goldenen erwartungsvoll an. Obwohl Will-A in dem anderen Fahrzeug mit Tonja und Sdevan sprach, hörte Will-J aufmerksam zu. Will wäre es nie in den Sinn gekommen, dass man es seltsam finden könnte, dass jemand in ein und demselben Augenblick an zwei Orten war und gleichzeitig zwei Gespräche führte.
    »Mir ist einiges klar geworden«, sagte Pak-46-erg langsam, »wenn ich mir auch sicher bin, dass ich nicht alles weiß und mir vermutlich das eine oder andere falsch zusammenreime. Es gibt Dinge, die jetzt Sinn ergeben. Ereignisse, die für mich völlig rätselhaft gewesen sind. Der Riesenärger, den es auf Sanctuarium gab, als die Nachricht eintraf, dass Christoff Masurat die Überlebenden der Vilm van der Oosterbrijk entdeckt hat. An diesem Tag sind Köpfe gerollt. Hochrangige Leute aus den Chefetagen der Ordensführung sind an diesem Tag zum letzten Mal gesehen worden. Mehrere Klöster bekamen neue Präfekten. Eins der Geheimprojekte – die Unterstützung von Casbah Masaki – wurde von heute auf morgen eingestellt.«
    »Wer ist Casbah Masaki?«, fragte Will von draußen; er stand vor der Luke.
    »Nicht wer«, sagte Pak, »sondern was. Casbah Masaki war eine unserer geheimen Stationen.« Pak blickte zur Luke, durch die der Rest von Will hereinkam. Die Gestalt des Goldenen war im Sessel zusammengesunken wie ein Teigklumpen. »Das besagte Geheimprojekt – eine Überwachungsstation auf Vilm, auf der südlichen Hemisphäre. Klein, zwölf Leute und eine Menge Technik. Man hat sie nicht evakuiert. Man hat die verräterische Technologie terminiert.«
    »Terminiert? Was ist damit gemeint?«, wollte Will wissen.
    Pak starrte auf den missfarbenen Matsch, zu dem die Moose auf dem Fußboden zertreten worden waren. Tonja und Sdevan standen draußen auf der gewölbten Fläche des Gleiters und hörten zu. Sie konnten ihren Ohren kaum glauben. »Abgeschaltet und beseitigt«, sagte Pak, »geheime Objekte haben solche Vorrichtungen, um sie im Falle einer Entdeckung oder Eroberung unschädlich machen zu können.«
    Interessant, dachte Will, ihr macht das öfter. Was mögen die Goldenen noch für Dreck am Stecken haben? Interessant, dachte Sdevan, das erklärt die merkwürdigen Messwerte und Signale, die Francesco und Marek so viel Kopfzerbrechen bereitet haben.
    »Ein Befehl von der Leitstation«, erklärte Pak, »löst eine weiche Selbstvernichtung aus, gesteuerte Korrosion und Ähnliches. Mit normalen Mitteln ist eine so ausgeschaltete Station nach einigen Wochen kaum noch aufzuspüren. Nach einem halben Jahr ist nichts übrig, was einen Hinweis auf die Bruderschaft oder die Leitstation liefern könnte. Die Leitstation befindet sich niemals auf Sanctuarium, Atibon Legba oder ähnlich sensiblen Punkten. Und sie wird schnellstens verlegt, wenn ein Projekt terminiert worden ist.«
    Tonja fragte dazwischen. »Was ist aus den Leuten geworden, die in dieser Station im Süden gearbeitet haben? In Casbah Masaki?«
    Pak blickte auf und schaute Tonja verwirrt an. »Wieso – was soll aus ihnen geworden sein?«
    Tonja-J verdrehte die Augen. Tonja-A war zu höflich für solche Gefühlsausbrüche. »Ich meine«, sagte sie, »wo sind die Leute? Hat man sie abgeholt? Liegen sie in Tiefschlafzellen?« Grinsend setzte sie hinzu: »Oder sitzen
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