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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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entwickelte Wills Expedition deutlich mehr Geschwindigkeit. Auch Butterdornsaft wurde nicht getrunken. Pak versuchte ein einziges Mal, aus dem Administrator nähere Informationen über diese merkwürdige Reise und ihr Ziel zu bekommen, und er holte sich eine so schroffe Abfuhr, dass er stattdessen haufenweise Fragen über die unterirdischen Gewässer stellte, in denen sie unterwegs waren. Erst als sie in die stillen, riesigen Hallen kamen, verstummte er. Auch Will verschlug es die Sprache.
    Der Geländekugler schwamm inmitten eines riesigen unterirdischen Sees, der von steinernen Kuppeln überwölbt wurde, als wäre es ein Himmel aus Fels. Die Flächen der Klippen waren überwuchert von sanft leuchtenden Pilzgeflechten, einer Art Lichtmoos. Was es auch war: Es illuminierte pulsierend die gigantischen Hallen. Der Geländekugler nahm Fahrt auf und pflügte energisch durch die schier endlose Wasserfläche.
    »Wollten Sie mir das zeigen?«, fragte Pak-46-erg. »Dann haben Sie die Goldene Bruderschaft verkannt. Wir haben keinen Sinn für das, was andere Völker als schön bezeichnen. Auch ‚beeindruckend‘ ist keine Vokabel, die uns etwas bedeutet.«
    »Was ich Ihnen zeigen werde«, sagte Will düster, »ist weder schön noch beeindruckend. Es ist das vertrackteste Problem, dem ich mich je gegenübergesehen habe.« Pak blickte ihn unsicher an. Er litt an den Folgen des Vilmwhiskys und war nicht sicher, ob er dem Administrator folgen konnte. Der benahm sich nicht, wie Pak ihn in Erinnerung hatte. »Und«, setzte Will hinzu, »es dürfte das schwierigste Problem Ihrer Laufbahn werden.« Will-J schaute nicht mehr hinaus; stattdessen fixierte das Eingesicht den Abgesandten, als wolle es seinen Kater bewachen. Pak tat, als bemerke er den intelligenten Blick nicht; es war nur ein Tier, das ihn betrachtete.
    Der Geländekugler fuhr seine Stelzen aus und stakte durch flaches Wasser; dann verließ er das verborgene vilmsche Meer und stelzte durch schimmernden Schleim, der handspannenhoch den Boden bedeckte. Am Horizont – wenn man das so nennen konnte – tauchte ein anderer Geländekugler auf, kleiner und eleganter, der Nachfolger des Prototyps. Er wartete neben einem unförmigen Etwas, das aus dem Schlick ragte wie ein Denkmal. Ein technisch aussehendes Ding, das Pak nicht einordnen konnte. Erst nachdem das kugelige Gefährt den Gegenstand einmal umrundet hatte, dämmerte es dem Goldenen: Zwar zeigte diese Maschine schwere Beschädigungen und missfarbenen Bewuchs, die teufelsrochenförmige Gestalt jedoch war unverkennbar.
    »Ein Gleiter«, sagte er. »Weltenkreuzer habe diese Geräte oft an Bord, auch Landeschiffe. Wie kommt ein Gleiter hierher, tief unter die Oberfläche? Schwer beschädigt? Ein so veraltetes Modell?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Will. »Aber lassen Sie uns an Bord gehen.« Pak nickte, und seine Kopfschmerzen bewegten sich im selben Takt. Die beiden Vilmer in dem anderen Geländekugler sahen mit unbewegten Gesichtern und allen acht Augen zu, wie Pak und Will aus dem Geländekugler hinauskletterten und in den alten Gleiter stiegen. Alle berührten höchst ungern den schimmernden glitschigen Film auf dem Boden, und das Eingesicht trippelte auf gespitzten Pfoten in das verschimmelte Flugzeug hinüber. Im Cockpit des Gleiters war wenig übrig von der ursprünglichen Einrichtung; die vilmsche Flora war durch die zersplitterte Scheibe eingedrungen und hatte im Laufe der Jahre alles mit Glibber überzogen. Einige Aggregate waren jedoch von Tonja und Sdevan freigelegt worden, sie hatten einen Kondensatriden ans Energienetz des Flugzeuges angeschlossen und eine Konsole installiert. Pak wirkte in dieser Umgebung, nackt und mit Goldringen behangen, wie er war, noch deplatzierter als sonst.
    »Bedienen Sie sich«, sagte Will, »Sie haben Zugriff auf den Flugschreiber, und dort achten Sie auf Dateien, die normalerweise im Flugschreiber nichts verloren haben. Lesen Sie, was Barbara Brewka, Claudius Dorand und Jonathan Vliesenbrink uns hinterlassen haben. Es ist interessant.« Pak sah den Administrator unsicher an; in der Stimme des Vilmers hatte ein Unterton gelegen, der dem Goldenen nicht gefallen wollte. Will hatte es sich auf den Resten eines Pilotensitzes bequem gemacht, und zwei dunkle Augenpaare starrten zu Pak hinüber.
    Der Abgesandte der Goldenen Bruderschaft vertiefte sich in die Daten, die, wie er sofort feststellte, alt waren. Sie stammten aus dem Jahre 1735 nach Landau, eine Weile her. Einige Sekunden
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