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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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der raumfahrenden Menschheit, und so war es ihm herzlich egal, dass er seit den verbotenen Experimenten der pentanischen Genetiker der erste schwangere Mann war, wenn auch auf eine Art, die sich kaum jemand vorstellen konnte, der nicht Vilmer war. Was den beiden/vieren auch egal war: Von diesem Tag an nahm die Entwicklung Vilms neue Wege, und die hatten nicht nur damit zu tun, dass alle Neugeborenen dieser Welt Zwillinge waren.
    Sondern damit, dass weit entfernt in Vilm Village der mittlerweile völlig betrunkene Abgesandte der Goldenen Bruderschaft aus dem Büro des Administrators getragen wurde. Zwar hatte Will versucht, mit dem Mann ein sinnvolles Gespräch zu führen, aber Pak hatte den Alkohol als Fluchtweg aus heiklen Problemen entdeckt. Der Abgesandte hatte den übrig gebliebenen Vilmwhisky in wahnwitzigem Tempo konsumiert und außer unverständlichem Gebrabbel nichts mehr sagen können. Seine Augen waren verschleiert und blickten, wenn sie aufgingen, in verschiedene Richtungen. Es blieb dem Administrator nichts übrig, als mit Hilfe einiger Vilmer, auf deren Diskretion er vertrauen konnte, den schlaffen Körper des Abgesandten in den Palast zu schaffen. Das Vorhaben war schwieriger als gedacht, weil die halbintelligente Schutzhaut, in die Pak gehüllt war, die Griffe der Vilmer mehrmals falsch interpretierte und in ihre undurchdringliche Schutzfunktion verfiel. Die Eingesichter umkreisten ihre menschlichen Partner und amüsierten sich köstlich, wie dieser arme halbe Mensch zum Paket wurde. Als Pak im Palast gelandet war, glich seine Gestalt einer bizarr verrenkten Statue; es war das Problem des Palastpersonals, den Abgesandten aus seiner Hülle zu holen. Der folgende Tag belehrte Pak-46-erg dann in schmerzhafter Weise über die physiologischen Effekte von Vilmwhisky und darüber, dass dieser spezielle Fluchtweg nur zeitweilige und mit widerlichen Nebenwirkungen verbundene Lösungen bot, die sich nach gewisser Zeit sämtlich als haltlos erwiesen.
    Will machte sich kaum Vorwürfe; woher hatte er wissen sollen, dass die Goldenen keinen Alkohol kannten. Nachdem er die Nachrichten von Tonja und Sdevan durchgearbeitet hatte, blieb er still in seinem Büro sitzen und dachte nach. Er sprach in den frühen Morgenstunden mit den beiden und achtete darauf, dass die Verschlüsselung alle drei Sekunden auf einen neuen Code umschaltete. Niemand durfte mithören. Er nahm Rücksprache mit Francesco Calandra und erfuhr befriedigt, dass der Palast seit Stunden keine luftgestützten Spione ausgeschickt hatte. Pak-46-erg war nicht so besoffen gewesen, als dass er nicht daran gedacht hätte, diese Tätigkeit einstellen zu lassen. Oder jemand anders hatte das für ihn getan. Nun also zur Sache, dachte Will, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie zum Wurbl dieser Tag zu Ende gehen wird. Er zitierte gnadenlos den Abgesandten zur Fortsetzung des Gesprächs zu sich, und als der Goldene hohläugig, blass und von rasenden Kopfschmerzen geplagt vor ihm saß, bot er ihm einen Schluck köstlichen Vilmwhiskys an. Das Eingesicht trippelte kleine Kreise um den Tisch herum; Will konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich die Leiden des Gesandten aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen.
    Pak verzog das Gesicht. »Wollen Sie mich umbringen?«
    »Ich gratuliere«, sagte Will und lehnte sich zurück. »Das war der erste einfache, verständliche und ungekünstelte Satz, den ich von Ihnen gehört habe.«
    Paks Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen.
    »Ich meine, dass ich die Nase gestrichen voll habe von diplomatischen Spielchen und falschen Höflichkeiten«, sagte Will. »Wir können Klartext reden, in etwa so, wie ich es gestern getan habe.«
    Pak druckste. »Sie meinen ...«
    »Ich meine, als ich Ihnen die würdelose Spioniererei Ihres Palastes unter die Nase gerieben habe, ja.«
    »Ich habe mich erkundigt.«
    »Ach ja. Sie haben sich erkundigt.« Will stellte das Herumgelaufe ein und legte sich wie ein gewöhnlicher Hund auf den Teppich. Der Goldene würde das pelzige Wesen tapfer ignorieren wie immer. Man weigerte sich hartnäckig zuzugeben, dass Vilmer anders waren als herkömmliche Homo-sapiens-Menschen. In dieser Beziehung waren sich sogar die Bruderschaft und das Flottenkommando einig. Der Administrator setzte zwei Tassen aus hauchdünnem, durchscheinendem Porzellan auf den Tisch. Irgendwann, dachte er, mache ich das mit den Mittelpfoten. Mal sehen, wie Pak es schafft, das zu übersehen. Will
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