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Conan-Saga 40 - Conan der Held

Conan-Saga 40 - Conan der Held

Titel: Conan-Saga 40 - Conan der Held
Autoren: Leonard Carpenter
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K APITEL 1
     
    Das Heiligtum im Dschungel
     
     
    Der schlammige Dschungelteich war von dichtem Schilf und Gebüsch umgeben. Leichte Wellen kräuselten die grüne Oberfläche und schlugen gegen das schleimige Ufer. Da teilten sich die Binsen dicht über dem dunklen Gewässer, und ein Gesicht lugte hervor.
    Es war dunkel und undeutlich. Wie die Schnauze eines wilden Tieres schob es sich langsam vor. Doch darin glänzten Augen, so blau wie der klare, eisige Himmel im Norden. In der Tiefe der üppigen Dschungelwildnis sah man diese Farbe nur selten.
    Die fremdländischen hellen Augen durchdrangen das vom Blattwerk gefilterte Sonnenlicht des Teichufers. Als der Fremde keine Gefahr entdeckte, trat er aus dem Schilf heraus. Er war ein kraftvoller großer Mann, mit einem Schwert an der Seite und grotesk bemalt. Bis zu den Schenkeln reichte das träge Wasser, als er hindurchwatete.
    Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Akrobaten vorwärts, die sonnengebräunten breiten Schultern und die Brust leicht nach vorn gebeugt – jederzeit sprungbereit. Das Gesicht hatte er mit Ruß und Lehm bemalt. Als zusätzliche Tarnung steckten in dem Stirnband, das die lange schwarze Mähne bändigte, Laubzweige und Farne. Ansonsten war er recht spärlich bekleidet: Ein lederner Lendenschurz, ein Riemen als Halterung für den Dolch und ein breiter Schwertgurt kreuzten sich auf der nackten Brust und dem Rücken. Wären die Waffen nicht aus feinstem Stahl und mit Bronze verziert gewesen, hätte man ihn für einen Wilden aus dem Dschungel halten können.
    Plötzlich blieb er stehen und zückte die lange Klinge seines Jatagans*, um eine gelbgrüne Wasserschlange von seinem Schenkel fernzuhalten. Dann glitt er vorwärts. Die muskulösen Beine preßten die Sohlen der Sandalen in den schleimigen gelben Boden des Teichs. Am Ufer hielt er inne, um die roten Blutegel von den glänzenden Waden zu pflücken. Dann richtete er sich auf und gab anderen, die noch nicht zu sehen waren, mit dem Schwert das Zeichen, ihm zu folgen.
     
    * Jatagan – eine ostind., später insbes. türkische Hiebwaffe, mit teils konvex, teils konkav gekrümmter Klinge und zweilappigem Knauf, ohne Parierstange. Im 19. Jahrhundert Bezeichnung des Säbelbajonetts, das in Frankreich zum Chassepotgewehr M66, in Bayern zum Werdergewehr M69 getragen wurde.
     
    Der nächste Mann, der in den Binsen auftauchte, brauchte keinen Ruß, da seine Haut von Natur aus so dunkel war wie eine Dschungelnacht. Er hatte sich mit weißem Lehm beschmiert, um die Symmetrie der Züge zu unterbrechen. An Körpergröße konnte er sich mit dem ersten Krieger messen. Er trug ein leichtes Kettenhemd und ebenfalls eine S-förmige Klinge. Vielleicht hätte er sich auch ebenso geschmeidig durch den Schlamm bewegt, wenn seine Aufmerksamkeit nicht durch die ihm folgenden Männer abgelenkt worden wäre.
    Das halbe Dutzend Männer war etwas kleiner und hatte die olivenfarbene Haut und die Habichtnasen der Turaner, wie man trotz der Tarnbemalung erkennen konnte. Sie trugen eine wahrlich bunte Mischung turanischer Uniformen. Hier ragte eine Pickelhaube auf, dort sah man eine kurze purpurrote Tunika oder ein Kettenhemd. Sie hatten die regulären Uniformen auch anderweitig abenteuerlich durch Dschungelblätter, bunte Blüten und die langen schillernden Federn tropischer Vögel verändert. Ihre Waffen klirrten auf dem mühsamen Marsch, und oft hörte man Plätschern und leise Flüche. Bei jedem Geräusch drehte der dunkelhäutige Offizier sich um und zischte sie an, still zu sein.
    Inzwischen kletterte der hellhäutige Kundschafter das steile Ufer hinauf. An manchen Stellen sank er auf allen vieren in den Schlamm ein. Er hatte den Jatagan auf den Rücken geschnallt. Aus der Entfernung war sein Vorankommen im Dschungel nur an dem schwachen Lichtschein auf den glänzenden Gliedmaßen, einem biegenden Ast oder daran zu erkennen, daß eine erschreckte Motte aufflog. Von größeren Tieren war nichts zu sehen. Obwohl man erwartet hätte, daß in diesem Urwald überall kleine Tiere rascheln oder Laut geben würden, herrschte Stille.
    Der Krieger kämpfte sich durch Lianen und Dornenreben, welche die Haut aufreißen und vergiften konnten. Er wagte aber nicht, stehenzubleiben und sich umzusehen, weil dann die blutsaugenden Stechmücken sich auf ihm niedergelassen hätten.
    Nahe dem Kamm des Steilufers wurde der Bewuchs spärlicher. Der Kriecher krallte die Hände in die Erde, zog sich hoch und blickte über den Kamm.
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