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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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danach rasteten in seinem Hinterkopf ein paar Informationen ein, und er stellte erstaunt fest, dass er Originaldateien vom Absturz der Vilm van der Oosterbrijk vor sich hatte, siebenunddreißig Jahre altes Zeug. Was sollte er damit? Wen konnte es interessieren, was damals vor sich gegangen war? Selbst der Administrator musste damals ein kleines Kind gewesen sein. Pak sah auf und wollte die Fragen, die durch seinen schmerzenden Kopf kreisten, laut stellen. Ein Blick in die beiden Augenpaare, die ihn beobachteten, hielt ihn davon ab. Da musste es noch etwas anderes geben.
    Wenige Minuten später lehnte er sich zurück und atmete tief durch. Die Kopfschmerzen hatten sich in einen Trommelwirbel verwandelt, der Pak ernsthafte Qualen bereitete. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Originaldateien vom Absturz der Oosterbrijk, siebenunddreißig Jahre altes Zeug. Alles andere als uninteressant. Und wenn das alles stimmte – es gab keinerlei Zweifel, dass es so war –, dann hatte die Bruderschaft ein planetengroßes Problem am Hals. Das war eine Bombe, die alles pulverisieren konnte, was der Orden in seiner jahrhundertelangen Existenz an Reichtum und Reputation angehäuft hatte. Pak-46-erg starrte den Vilmer an, ein unheimliches Doppelwesen aus Mensch und Tier, das ihn aus vier dunklen Augen musterte und nicht die geringste Regung zeigte. Ich müsste etwas sagen, dachte Pak; ich habe nur nicht die leiseste Ahnung, was.
    »Ihnen dürfte klar sein«, sagte Will, »dass wir alle uns in Gefahr befinden, wenn auf Sanctuarium ruchbar wird, was wir gefunden haben. Ich traue der Bruderschaft buchstäblich alles zu. Die bringen es fertig, den Planeten zu zerstören, um zu vertuschen, was sie getan haben.«
    Pak erwiderte nichts. Ihm war klar, dass die Goldene Bruderschaft über die Machtmittel für Derartiges verfügte. Und ihm wurde klar, dass er als Abgesandter auf Vilm ein kleines Rädchen in einem Getriebe war, dessen Dimensionen seinen schmerzenden Schädel zu sprengen drohten. Er war ein wesentlich kleineres Rädchen gewesen, als er gedacht hatte. Und das Getriebe war bedeutend größer, als er vermutet hatte. In seinem Kopf beschäftigten sich giftig surrende Kreissägen damit, Teile seines Gehirns in handliche Stücke zu zerkleinern. Pak-46-erg und der Palast in Vilm Village und die anderen Goldenen darin waren nichts, was die Führer der Bruderschaft abhalten würde, einen rettenden Vernichtungsschlag zu führen. Pak schaute den Administrator hilflos an und dachte daran, dem Vilmer goldene Ringe und alle Insignien der Bruderschaft vor die Füße zu werfen. Allein der Gedanke machte ihn frösteln und ließ seine Hoden schmerzhaft zusammenschrumpfen. Pak umfasste die Stirn mit beiden Händen und schloss die Augen. Der Schmerz fräste sich durch seine Gedanken.
    »Ich gebe Ihnen Bedenkzeit«, sagte Will und öffnete die Luke von Nummer sieben. »Ich komme in wenigen Minuten zurück.«
    Pak reagierte nicht. Will-J sprang aus dem Gleiter und war wie der Blitz in dem anderen Geländekugler verschwunden. Will-A folgte langsam und beruhigte sich mit dem Gedanken, dass der Goldene keine Chance hatte, von hier zu verschwinden. Warum sollte er auch. Dann wurde Will davon abgelenkt, dass drei Eingesichter die Köpfe zusammensteckten und voneinander Neuigkeiten erfuhren, die nichts mit siebenunddreißig Jahre alten Dateien zu tun hatten. Der Administrator saß auf der Kante des Geländekuglers und wischte sich den leuchtenden Brei von den Schuhen, als Tonja ihn umhalste.
    »Ist das nicht wunderbar?«, sagte sie. »Wir sind schwanger.«
    »Seit wann? Und wieso ‚wir‘?«, fragte Will verunsichert zurück. Sdevan lachte, und Tonja versuchte, Will klarzumachen, dass sie mit Zwillingen schwanger war, und dass die beiden embryonalen Eingesichter in ihren vilmschen Körpern auf eine ähnliche, wenn auch andere Art Zwillinge waren. Der Administrator war zunächst etwas durcheinander, ehe er verstand, dass Tonja und Sdevan nebenbei das Rätsel gelöst hatten, das es um die Fortpflanzung der Eingesichter gegeben hatte. Der Tag der enträtselten Geheimnisse, dachte er, und wieder mal wirft das gelöste Geheimnis mehr neue Fragen auf, als es erledigt hat. Genau, wie es dem armen Pak gegangen ist. Der wäre froh, wenn er es mit trivialen Problemen wie denen der Vermehrung zu tun hätte. Obwohl, über die sexuellen Praktiken der Goldenen wissen wir so gut wie nichts. Will musterte die strahlenden Gesichter von Tonja und Sdevan,
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