Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2629 – Die Weltengeißel

PR 2629 – Die Weltengeißel

Titel: PR 2629 – Die Weltengeißel
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Prolog
    Totenpanik
     
    Obwohl das Metall ständig redet und singt, kennen nur die Alten jene überlieferten Lieder der Mythen von Angst und Verderben. Den Jungen gehen sie verloren, denn sie kümmern sich um andere Dinge, sie schauen nach vorn und achten die Vergangenheit nicht.
    Das wird eines Tages ihr Untergang sein!
    Die neuen Generationen lösen sich alle zwanzig Jahre aus dem mentalen Verbund und schaffen ihr eigenes Kollektiv; das war immer so und wird immer so bleiben, solange es Cruny gibt.
    Das ist gut und sichert die Fortentwicklung unseres Volkes – aber es ist bedauerlich, dass jedes Mal etwas verloren geht. Mehr noch, es wird eine Katastrophe geben, wenn wir am letzten Tag nicht mehr wissen, wie wir uns schützen können.
    Und dieser Tag der neuen Totenpanik wird kommen. Jeder alte Cruny weiß das. Jeder, der nicht taub und blind ist ... oder zumindest so tut, als ob.
    Zwar bieten auch die alten Überlieferungen keinen echten Schutz und werden nur einem von tausend das Leben retten. Aber besser einer von tausend als überhaupt keine Überlebenden. Besser wenige auf einem Leichenfeld als der völlige Untergang des Volkes.
    Sogar die neue Generation der Gelehrten kümmert sich nicht mehr um die alten Mythen oder das Erbe unserer Vorfahren auf dieser Welt.
    Sie ignorieren die Metallschwingen und das seltsame Licht aus ihrem Inneren, das selbst in der Nacht nicht erlischt und die Totengeister fernhält. Sie sehen dies alles zwar jeden Tag, aber sie blenden es aus, tun, als wäre es nicht vorhanden. Sie verschließen die Ohren, wenn das Metall zu reden beginnt, als wären die alten Mythen nicht mehr wert als das Rauschen des Windes in den Tälern oder das Gluckern des Wassers in den Flüssen.
    Aber wenn einer von den Alten vor den Metallschwingen steht und der Geschichte aus der Vergangenheit lauscht, wissen sie, dass die Lieder uns als Warnung dienen sollen. Der Zorn der Götter wird uns erneut treffen, der Himmel wird herabstürzen, und der Tod wird auf Cruny wandeln.
    Und die Totenpanik wird unsere Leiber zerreißen, wir werden Bestien sein wie unsere Vorfahren einst.
    Wann? Das weiß niemand. Doch es könnte schon bald sein. Heute, morgen oder übermorgen ...

1.
    Szimon Corosh'tha, Cruny
     
    Vierzehn Stunden vor Beginn des Weltuntergangs
     
    Die Metallschwinge sang ihr stetes Lied. Es nervte. Szimon Corosh'tha ging nicht bloß weiter, sondern hob sogar ab, indem er mit den Flügeln schlug und sich in die Höhe schraubte.
    Er hatte gelernt, sich dem Kollektiv zu entziehen, wenn er allein sein wollte. Ein wenig räumlicher Abstand, mehr war nicht nötig, und schon verblassten die schwirrenden Stimmen in seinem Kopf.
    Die Gedanken der anderen bildeten normalerweise ein stetes Rauschen, tausend Laute in seinem Kopf. Sie halfen Szimon, seinen Weg zu finden, aber sie ... Ja, sie nervten auch. Genau wie das Singen der Metallschwinge, die unablässig von Panik, Leid, Angst und Tod erzählte.
    Als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Das Leben war so schön! Er brauchte niemanden, der ständig an allem herummeckerte und einen Chitinsplitter in jedem Nährbrei fand!
    Manchmal, wenn er den Wolken entgegenflog, fragte er sich, ob es nicht besser wäre, für immer allein zu bleiben. Fortan als Einzelwesen zu leben, nicht länger Teil eines Kollektivs.
    Ein verrückter Gedanke! Die anderen lachten ihn aus, wenn sie diese Überlegung in seinem Kopf entdeckten.
    Wir sind Cruny, sagten sie zu solchen Gelegenheiten. Wir sind eben nicht allein. Das ist nicht unsere Natur. Aber sie hielten sich auch an alle Regeln, kämen nicht einmal auf die Idee, sie zu brechen. Ganz im Unterschied zu ihm. Wenn er flog, tauchte er oft in die unteren Wolkenränder ein, etwas höher als erlaubt. Wer sollte es ihm schon nachweisen?
    Außerdem war ihm bisher nie ein Leid geschehen. Kein einziges seiner acht Beine hatte er verloren, obwohl es hieß, dort oben würden böse Raubvögel in den Wolken lauern, die die Unvorsichtigen packten, zerfetzten und an ihre Kindern verfütterten.
    Eine lächerliche Geschichte. Manche nannten es auch gleich bei dem Namen, der zeigte, wie albern das alles war: Dort oben warten Monster!
    Szimon war nicht wie alle anderen, das merkte er immer wieder. Manchmal behaupteten sie sogar, dass Cruny ganz einfach nicht allein existieren konnten. Meistens fügten sie hinzu, dass Cruny eben keine K'culy-Katzen waren. Dann klang deutliche Verachtung in der Stimme mit.
    Auch daran merkte Szimon Corosh'tha, dass er sich von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher