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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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Bruderschaft? Der Administrator schüttelte sich, als apokalyptische Visionen vor seinem inneren Auge vorbeihuschten. Dann wandte er sich der anderen Option zu. Die schloss ein Stillhalteabkommen mit der Bruderschaft ein, ein Abkommen, das für Vilm profitabel sein konnte. Mit der Drohung, die Bruderschaft in einen Abgrund zu stürzen, ließ sich gewiss eine Menge aus den Goldenen herausholen. Vilm wäre reich und wohlhabend und der geflissentlichen Unterstützung einer der wichtigen Mächte sicher. Und zugleich wäre der Regenplanet Komplize jener finsteren Ehe, die die Bruderschaft mit Unbekannten eingegangen war. Und was immer geschehen würde – jener unbekannte Partner würde die teure Waffe, die in ihrem Test die Oosterbrijk vernichtet hatte, irgendwann einmal einsetzen wollen. Dann wäre Vilm mitschuldig. Woran auch immer. Wann auch immer.
    Will fühlte sich wie der Held in diesen antiken Filmen, er wusste den Namen nicht mehr, an eine Stelle indes erinnerte er sich. Da war der Held gezwungen, zwischen zwei Ungeheuern namens Skylla und Charybdis zu wählen. Das eine Ungeheuer war so scheußlich und so tödlich wie das andere. Er hatte das für eine der typischen Übertreibungen der alten Filmemacher gehalten. Völlig weltfremd. Die Aufzeichnungen, die die Einarmige Eliza in der Schule vorgeführt hatte, waren voll gewesen von unwahrscheinlichen Zuspitzungen und idiotischen Zufällen. Dennoch hatte es meistens einen halbwegs glücklichen Schluss gegeben. Der Held in diesem blöden Film war bärtig gewesen, mit mächtigen Muskelpaketen auf dem Brustkasten. Ununterbrochen hatte er gekämpft, nahezu nackt, nur mit einem außerordentlich albernen Höschen bekleidet. Wenn Will sich recht entsann, hatte diese Figur beiden Ungeheuern ein Schnippchen geschlagen. Der Preis war hoch gewesen. Will erinnerte sich an eine widerliche Szene, in der das von Zähnen starrende Maul eines langhalsigen Ungetüms menschliche Körper zerkaut hatte, von denen Kunstblut herabregnete. Alles gut und schön, dennoch gab sein armes Hirn keine Idee her, was er tun sollte, um diesem Mahlstrom zu entgehen. Auf der einen Seite die tödlichen Strömungen der Charybdis, die Schrecken eines furchtbaren Krieges, und auf der anderen Seite die gierigen Schnauzen der Skylla, Lüge und Heimlichkeit und Geld, faulige Zähne, die sich erbarmungslos ins Fleisch wehrloser Menschen graben. Will Carlos, geboren auf Serafim, mit seinen Eltern auf dem Flug zu einer neuen Welt verunglückt, auf Vilm aufgewachsen, Administrator eines Planeten, da stand er und sah sich einem Dilemma gegenüber, das seinen Hirnkasten fast sprengte. Er blickte sich um.
    Da saß Pak-46-erg, den feisten Körper in dünne Folie und sonst nichts eingepackt, jede Menge hochtechnologischer Apparaturen in den Körper eingepflanzt und eine so verquere Art zu denken im Schädel, dass einem die Haare davon wehtaten. Da war Sdevan, dessen zupackende Intelligenz mehr in seinem felligen als seinem menschlichen Körper steckte und der trotz seiner Impulsivität das Urteil, das Will fällte, ohne Fragen akzeptieren würde. Und da war Tonja, kompliziert und gewohnheitsmäßig aufsässig und seit Kurzem auf ungewohnte Art schwanger. Auf nicht ganz so ungewohnte Art, wie Sdevan im Augenblick schwanger war.
    Ich habe eine Verantwortung für sie, dachte Will, für die ungeborenen Würmchen, ob sie später einmal ein Fell haben oder nicht. Seine Sicht verengte sich und umfasste die beiden Vilmer, den Gedanken an ihren Nachwuchs. Es war dieser Moment, in dem er sich für eine der beiden gleichermaßen widerlichen Möglichkeiten entschied, die sich ihm mit hämischem Grinsen anboten.

11. Echo einer Karambolage
    Als das Eingesicht hereingetrabt kam und an Elizas Beinen herumschnüffelte, schreckte sie aus dem Schlaf hoch und wusste zunächst nicht, wo sie war und was das zottelige Wesen darstellte, das sie mit lustigen Augen anblinzelte. Dann fiel es ihr wieder ein. Das war Jonathan-J, der sechspfotige Teil des Mannes, der wenige Meter entfernt an den Maschinerien arbeitete. Eliza fand es nach all den Jahren immer noch anstrengend, sich an Leute zu gewöhnen, die sich aus normalen Kindern in ebenso kluge wie merkwürdige Wesen verwandelt hatten und deren jedes aus zwei Körpern bestand. Bei Jonathan kam hinzu, dass er denselben Namen trug wie jemand, der lange tot und alles andere als vergessen war.
    Ächzend stemmte Eliza sich aus dem Sitzplatz, in dem sie eingenickt war. Es dauerte, bis sie ihren
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