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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
Autoren: Karsten Kruschel
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langen Körper in die Senkrechte gebracht hatte. Je älter sie wurde, desto deutlicher hatte sie das Gefühl, die Kontrolle über die entfernteren Teile ihres Leibes zu verlieren. Alle meine Zipperlein sind da, dachte sie. Der Rücken schmerzte, die Knie waren geschwollen, und die Armprothese hing am Stumpf wie Ballast. Erst nach ein paar Zuckungen nahm der Apparat widerwillig seine Arbeit auf. »Alles alt«, sagte Eliza zu Jonathan-J; sie nickte ausdrucksvoll mit ihrem Tierkopf und machte ein paar schnelle Drehungen um die eigene Achse, als wolle sie die fest geschlossenen Augen an ihrem hinteren Schädel erreichen.
    »Ich komme«, murrte Eliza, »drängle nicht so.« Sie schlurfte nach draußen, wo sie von einem verhältnismäßig warmen Regen empfangen wurde, ungefähr siebzehn Grad. Fast sehnten sich ihre alten Knochen nach einem der seltenen Tage, an denen die Sonne schien, und sei es für Minuten. Sie hatte den hiesigen Zentralstern seit Jahren nicht mit eigenen Augen gesehen. Sie konnte sich kaum des Gefühls entsinnen, das direktes Sonnenlicht auf der Haut verursachte. Die Bilder, die von den eifrigen automatischen Stationen der Bruderschaft aus dem Orbit herabgefunkt wurden, waren nur Bilder.
    Jonathan arbeitete mit einigen anderen an Fundstücken aus dem Gebirge, und sie erkannte seine lang aufgeschossene Gestalt sofort. Wie immer erinnerte sie der Anblick an Sdevan, der seit Langem fort war. Es sah ihm nicht ähnlich, sich nicht wenigstens hin und wieder von seinen Reisen zwischen den Sternen zu melden. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Hoffentlich war er nicht spurlos verschwunden wie Tom, den seit Jahren niemand gesehen hatte, nachdem er fröhlich ins westliche Tiefland aufgebrochen war. Eliza verscheuchte die Gedanken an Sdevan und an Tom und erinnerte sich daran, das dies Jonathan war. Er gab seinem Eingesicht etwas, und das tierische Wesen hielt es mit seinen Mittelpfoten fest und brachte es Eliza. Sie drehte das Ding hin und her. Irgendwo hatte sie so etwas schon gesehen. Eine metallene Schachtel, länglich, die fest installiert gewesen und aus ihren Befestigungen brutal herausgerissen worden war.
    »Na, dämmert’s?«, fragte Adrian Harenbergh, der zu Eliza hinübergegangen war. Sie schüttelte den Kopf, woraufhin er leise ächzte. Um auf dem Klapphocker Platz nehmen zu können, faltete der alte Mann seine klapperdürre Gestalt zusammen. Dann erklärte er ihr, dass es sich um ein Teil von den überall im Weltenkreuzer verteilten Speicherbänken handelte, die das Rückgrat des Netzes bildeten. Alles, was durchs Netz ging, wurde in solchen Einheiten gepuffert. Verschlüsselt, vielfach abgesichert. Niemand konnte solche Dateien lesen, wenn das Netz, in das sie gehörten, zerstört wurde.
    »Geschmolzene Information«, sagte Eliza, »ich kann mich erinnern. Wie ein Buch, in dem alle Wörter stimmen, jedoch niemand weiß, welches in welche Zeile auf welcher Seite gehört.«
    »Genau. Nur selten sind Teile solcher Daten erhalten geblieben, unter ganz bestimmten Bedingungen, in externen Speichern zum Beispiel.«
    »Das da«, Eliza hob den Baustein hoch, »war kein externer Speicher. Es enthält nur Datensalat.«
    Adrian Harenbergh gab ihr recht und zeigte dennoch auf das metallene Ding, als wäre es etwas Besonderes. »Aber«, fügte Adrian hinzu, »wir werden von unseren Freunden in den Klarsichtverpackungen mit dem Besten versorgt, was es gibt. Alles, was gut und teuer ist, bekommen wir direkt von Sanctuarium geliefert. Neueste Software, die schnellsten Rechner, raffinierteste Technik. Damit ist manches möglich, was bis vor Kurzem einfach nicht ging.« Eliza nickte. Sie verstand zwar nicht, wie Will es fertigbrachte, dass die Goldene Bruderschaft bereitwillig alles bezahlte, was Vilm brauchte, die Tatsache selbst allerdings war selbstverständlich geworden. »Diese neuen Rechner«, erklärte Adrian, »funktionieren nach einem Prinzip, das ich selbst nicht ganz begreife. Sie sind nicht nur unerhört schnell, sie haben so was wie Ahnungen.«
    Eliza schaute dem alten Techniker verblüfft in die Augen. »Blechkästen mit dem dritten Gesicht?«
    »Nein, natürlich nicht. Eine so komplexe Struktur, dass sie verborgene Zusammenhänge erkennen können. Auf Wegen, die man nicht nachvollziehen kann. Es existieren dazu mathematische Modelle ... Allein, es gibt im bewohnten Kosmos nur zirka fünfzehn Menschen, die solche Dinge durchschauen. Keiner von ihnen befindet sich auf diesem nassen Planeten. Wenn wir
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