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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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erschrecken — aber über die schmutzigen Füße brauchst du nichts zu sagen. Ich habe mir ausgedacht, wie wir bohnern können, daß es sogar Spaß macht.“
    So stellte sich Rolf wieder auf seinen Posten an der Tür und wartete auf neue Gäste, die im Verlauf des Tages auch in Scharen kamen. Brigittes und Peters Klassen erschienen, Lehrer Pieselang kam aus der Kleinstadt mit seiner Gymnasialklasse, der Bürgermeister mit den Bezirksverordneten und sonst noch allerlei Neugierige aus dem Ort. Das Museum war ein großer Erfolg. Abwechselnd führten Oma, Frau Hubermeier und die Pieselang-Kinder bis auf Rolf. Die zuerst gelangweilten Schulkinder waren bald gepackt und interessiert und hörten mit Staunen, was für wunderbare Dinge es in der Welt gab, an denen sie sogar zum Teil täglich vorbeiliefen, ohne darüber nachzudenken. Groß war die Aufregung, als sie erfuhren, daß es Prämien dafür gab, wenn sie dem Museum neue Wunder zuführten. Allerdings mußten es wirkliche Wunder sein, und die Kinder mußten darüber genau Bescheid wissen und ihre Erfahrungen auf großen Tafeln aufmalen oder schreiben.
    „Denkt euch das nicht so einfach“, sagten die Pieselang-Kinder, Aber viele der Schulkinder waren fest entschlossen, auf Wunderjagd zu gehen. Es war ja auch etwas Besonderes, wenn auf den Tafeln der eigene Name stehen würde. Zum Beispiel stand auf der Vogelflugtafel „Wunder, entdeckt von Jan Pieselang“. Da es so viel zu betrachten, zu verstehen und zu lernen gab, waren die Besucher des Museums nach einer Besichtigung stets recht erschöpft. Das hatte Oma wohl vorausgesehen und auf dem Flur vor den Museumsräumen einen großen Tisch aufgestellt, an dem es Coca-Cola und köstlichen, natürlich von Frau Hubermeier gebackenen Kuchen zu kaufen gab. Das ergab noch einen zusätzlichen Verdienst für das Haus.
    Am Abend saßen die Pieselang-Kinder, Frau Hubermeier, Herr Krüger und Jimmy rund um Oma und halfen beim Geldzählen. Es war wirklich eine Menge eingekommen, und sie brauchten sich vorerst nicht um Futter für die Tiere zu sorgen. Es würde natürlich nicht jeden Tag einen so großen Verdienst geben wie an diesem ersten Besichtigungstag, aber die Schule am Ort wollte all ihre Klassen in das Wundermuseum schicken, und auch die Klassen des Gymnasiums der Stadt, an dem Lehrer Pieselang arbeitete, wollten kommen. Die Bauern des Ortes waren neugierig geworden und würden sicher mit ihren Familien einen Sonntagsbesuch mit Besichtigung machen. All das würde ausreichen, daß die Pieselangs ohne Schwierigkeiten den Winter über ihre Tiere füttern konnten. Bevor sie heute ins Bett gingen, und sie waren nach all den Aufregungen rechtschaffen müde, gab es aber noch eine besondere Überraschung.
    „Wer hilft mir beim Aufräumen und Bohnern im Museum?“ fragte Oma. „Morgen früh muß ja wieder alles blitzblank sein.“
    Die Kinder machten lange Gesichter. „Ich bin so müde“, brummte Jan, „ich hatte drei Führungen.“
    „Na und ich“, sagte Brigitte spitz, „meinst du, ich hätte weniger getan als du? Ich habe einmal geführt und dann den ganzen Nachmittag am Tisch gestanden und Kuchen verkauft.“
    Peter erklärte, er müsse noch dringend ein Bild von einem Regenbogen zu Ende malen, damit das auch bald aufgehängt werden könnte.
    Nur Rolf und Jimmy gingen mit Oma ins Museum hinüber. Was man aber dort nach kurzer Zeit vernahm, klang gar nicht nach schwerer Arbeit, sondern nach großem Vergnügen. Man hörte Omas Rufe, Rolfs übermütiges Kichern und Jimmys lautes Lachen. Die anderen wurden neugierig. Selbst auf die Gefahr hin, daß sie dann auch zur Arbeit eingespannt würden, öffneten sie die Tür. Als erstes sahen sie Rolf, der jauchzend an ihnen vorbeisauste. In der Mitte des Raumes führte Jimmy mit Gliederverrenkungen einen wilden Tanz auf.

    Sie hatten Bohnerlappen unter die Schuhe gebunden, und ihre lustigen Tänze waren nicht nur vergnüglich, sondern auch nützlich, weil sie gleichzeitig den Boden blankrieben. Am hübschesten aber war Oma anzusehen. Sie, die eine geübte Rollschuhläuferin war, rutschte in eleganten Schwüngen mit einem Staubbesen in der Hand von einem Gegenstand zum anderen. Bei den übrigen Pieselangs war jetzt kein Gedanke mehr daran, daß sie zu müde zum Bohnern seien oder noch etwas arbeiten müßten. Sie banden sich auch Putzlappen unter die Schuhe und sausten kurze Zeit darauf kreuz und quer durch den Raum. Im Nu war der Fußboden blitzblank.
    Da morgen Sonntag war, durften
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