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Villa Oma

Villa Oma

Titel: Villa Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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Schließlich setzten sie sich auf das Fensterbrett und starrten auf die schmutzige Straße, auf die ein häßlicher Schneeregen herabfiel. Niemand mochte bei diesem Wetter Spazierengehen. Lange war die Straße leer. Aber plötzlich kam eine seltsame Gruppe dahergewandelt. Oma und Resi, die sich untergehakt hatten, gingen dicht nebeneinander unter Omas großem, schwarzem Schirm. Daneben watschelte die Gans Agathe. Sie sah nicht mehr so strahlend weiß aus wie vorhin in der Küche. Ihr Gefieder war mit Schlamm bespritzt, und sie platschte mit ihren großen Füßen vergnügt durch alle Pfützen.

    Vergnügt war auch die Resi, als sie zu dritt die Küche betraten. Sie hatte ein hochrotes Gesicht, und ihre Augen strahlten.
    „Wie haben Sie das nur gemacht, Frau Pieselang“, rief sie immer wieder, „der Herr Dietrich war ja wie umgedreht. ,Hier , du altes sentimentales Frauenzimmer’, hat er zu mir gesagt, ,ich schenk dir deine Gans. Bloß aus den Augen mußt du sie mir bringen, damit ich vergeß , daß ich eine Niederlage erlitten habe.’“ Resi wandte sich den beiden Mädchen zu: „Und da hat die Frau Oma gesagt, ich dürfte die Agathe halt in ihr Altersheim für Tiere bringen — und dein Vater, Karolinchen , läßt dir sagen, daß du doch zu Hause wieder tüchtig futtern sollst, sonst würde ihm das Essen auch nicht schmecken. Das wäre ja auch schade, wenn du heute abend meine Pilzomeletts nicht ißt .“
    Die Gans Agathe zog in den Kellerraum neben Herrn Krügers Schusterwerkstatt. Am Tage watschelte sie im ganzen Haus herum, weil sie sehr neugierig war. Die Tiere gewöhnten sich bald an sie, bis auf Fiffi und Satan. Fiffi stimmte ein wildes Wutgekläff an, wenn er den neuen Hausgenossen zu Gesicht bekam und versuchte, Agathe in den Schwanz zu beißen, und Satan fauchte und sprang einmal von Herrn Krügers Schulter aus auf ihren Rücken. Doch Agathe hielt die beiden mit kräftigen Schnabelhieben in Schach, so daß sie sich bald nicht mehr an sie heranwagten.
    Schließlich erwies sich aber, daß Agathe ein äußerst nützlicher Vogel war. Dieses Haus voller Hunde hatte keinen wirklichen Wachhund. Die dicken Hunde waren viel zu faul dazu; Fiffi war zu verspielt. Er kläffte nur, wenn ihm gerade danach zumute war. Die Gans Agathe aber fing sofort an zu schnattern, wenn sich ein Fremder dem Haus näherte und vertrieb einmal einen finster aussehenden, zerlumpten Mann, der unbemerkt den Garten betreten hatte, indem sie laut schreiend mit wildem Flügelschlag und vorgestrecktem Hals auf ihn zustürmte, ein wirklich furchterregender Eindruck.

Das Museum

    Schon lange vor Weihnachten fielen tagelang dicke Flocken vom Himmel. Die Kinder genossen den Schnee bei Schneeballschlachten und Schlittenfahrten, aber den Pieselangs brachte er auch Sorgen. Das Futter für ihre Tiere wurde knapp. Der Esel Peppino konnte nicht mehr grasen. Auch Agathe fand nichts mehr, so tief sie auch ihren Hals in den Schnee steckte. Und für die Kaninchen, die ein Junge ihnen zur Betreuung gegeben hatte, weil seine Eltern sie nicht im Hause haben wollten, konnten die Kinder keine Kräuter mehr am Wegrand finden. Es gab zwar im Hause eine Menge Pensionsgäste, für die ihre ehemaligen Herren bezahlten, außerdem kamen Freunde von Frau Hubermeier von Zeit zu Zeit zur Erholung, um mit ihren Tieren zusammen bei Oma Abmagerungskuren zu machen. Doch die Menge der nicht-zahlenden Hausbewohner war um vieles größer. Denn immer, wenn in der näheren und weiteren Umgebung jemand ein hilfloses Tier fand, das niemand sonst versorgte, brachte er es zu Oma. So hatte sich die Zahl der Hunde und Katzen sehr vermehrt. Dazu kamen Meerschweinchen, ein paar räudige Kanarienvögel, die nicht mehr sangen, ein Goldhamster und ein uralter Papagei, der einer armen, alten Frau gehört hatte, die gestorben war. Für alle die hungrigen Mäuler mußte Nahrung herbeigeschafft werden.
    „Wir müssen uns etwas ausdenken, wie wir Geld verdienen können“, sagte Oma.
    „Kuchen backen und verkaufen“, schlug Brigitte vor.
    Frau Hubermeier war davon begeistert, aber Oma meinte: „Wir müßten erst Geld haben, um Zucker, Mehl und Butter zu kaufen. Außerdem backen die Bauern zum Sonntag selber Kuchen und werden uns nicht viel abnehmen. Wir haben auch nicht die Zeit dazu, herumzulaufen und die Kuchen anzubieten.“
    „Könnten wir nicht ein Konzert geben?“ fragte Peter.
    Aber niemand außer Jimmy war besonders musikalisch, und dieser hätte nicht allein ein Konzert
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