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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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nach allem was hier passiert, noch die richtige Frau für mich sein würde. Ich schluckte drei Pillen und schlief ein.
    Der zweite Tag brach an.
Noch nie habe ich erlebt, dass eine Ferienanlage am frühen Morgen mit Countrymusik zum Leben erweckt wird! Ehrlich! Eine von Steves Ideen, jeden Morgen mit guten Klängen den Tag zu beginnen. Dr. Calhound hatte die Musik von Dolly Pardon ausgesucht.
Hätte ich das getan, hätte es Highway to Hell von AC/DC gegeben, und der Tag wäre für viele ruiniert gewesen. Doch mit Dolly strahlten wirklich alle Gesichter am Morgen und trafen sich gut gelaunt im Speiseraum. Nancy sang lautstark mit, servierte das Essen und tanzte dabei keck. Unsere Laune sprudelte regelrecht über.
Meine Güte, wenn ich daran denke, wie toll diese Ferien begonnen haben … und was dann daraus geworden ist.
Ich hatte meinen Groll von letzter Nacht zunächst vergessen.
Dr. Calhound signalisierte mir, dass er gerne kurz mit mir alleine reden würde. Aha, jetzt kam das Treffen des Geheimbundes von letzter Nacht in Steves Büro zur Sprache! Dr. Calhound hatte es also auch herausgefunden.
Ich signalisierte mit einer kleinen Geste klar, ich komme gleich . Klar!
Wir suchten uns einen kleinen Tisch im Garten, abseits des Geschehens und brachten unseren restlichen Kaffee, der kein Koffein zu enthalten schien, mit. Ich wurde einfach nicht richtig wach und hatte den Eindruck, auch Calhound bewegte sich noch im Land der Träume. Dabei hatte er doch die ganze Nacht durch geschnarcht.
„Haben Sie ein Vorstellung davon …“
… was heute Nacht in Steves Büro los war?, dachte ich die Frage zu Ende. Doch es kamen ganz andere Wörter über seine Lippen.
„ … was wir heute mit den Jungen unternehmen sollen?“
Seine müden Augen sahen mich erwartungsvoll an. Da ich mit dieser Frage nicht gerechnet hatte, hatte ich auch spontan keine Antwort. Soll ich ehrlich sein?, fragte ich mich insgeheim und sagte. „Klar!“ Klar??
Calhound wurde aufmerksam und nippte an seinem Schlafkaffee. Sein Blick signalisierte, meine Pläne auf den Tisch zu legen. Virtuell natürlich. Doch, welche Pläne? Ich hatte nichts, weder im Kopf noch in den Händen und sagte. „Ich dachte da an Chris. Er hat eine ausgefeilte Fantasie. Wir sollten ihm die Chance geben, sich mit uns zusammen etwas einfallen zu lassen.“ Gedacht habe ich aber: Dann habe ich seine Ideen besser unter Kontrolle.
Calhound lächelte. Das gefiel ihm, zumal ich wusste, dass ich gewisse Differenzen mit Chris hatte, die ich nun pädagogisch und psychologisch auszuräumen versuchte.
„Gute Idee!“, bestätigte mein Gegenüber. „Sollen wir ihn gleich holen?“
Was denn, jetzt schon? Ich hatte diesen Blödsinn noch gar nicht richtig durchdacht, da sollte ich schon den nächsten Blödsinn anzetteln? „Klar“, sagte ich und trank geschwind meinen Kaffee leer.
    Hanna ging mit den Jungen auf den Erlebnisspielplatz, wo sie an Sicherheitsseilen klettern und sich schwingen konnten, während Jenny die Zimmer kontrollierte. Sarah und Chris standen an einer Ecke und flirteten. Das gefiel Sarah. Sollte sie nicht längst bei Hannah sein und ihr helfen? Doch stattdessen kokettierte sie mit ihrem Haar und Minirock vor den Augen eines Dreizehnjährigen herum. Das missfiel mir sehr, und ich rief Chris zu uns, während ich Sarah den Weg zum Spielplatz mit meinem Zeigefinger zeigte. Ich durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Ein bisschen mehr Sedativum heute Morgen hätte nicht geschadet.
„Sir“, sagte Chris, mit zwei Cola in der Hand. Er stellte die Getränke mit einer freundlichen Geste bei uns ab. „Für Sie.“
Oh, nein, dachte ich. So nicht Knabe! Ich habe die Geschichte mit Dr. Pilburg letztes Jahr nicht vergessen! Es würde kein Déjà-vu geben!
„Danke“, sagte Calhound erfreut. „Das ist aber nett von dir. Hast du dir keine Limo mitgebracht?“
Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte Calhound unsere Absprache vergessen, dass wir kein Essen oder Trinken von unseren Patienten annehmen? Er hatte die Geschichte von der letzten Ferienfahrt nicht mitbekommen. In meinem Gedächtnis hatte sie sich wie ein Brandmal festgesetzt.
Ich versuchte die Situation zu retten, indem ich Chris anwies, bitte auch für sich etwas zu trinken zu besorgen. Es wäre sehr warm, und er müsse auch trinken. Das wäre mir wichtig. Chris kam der Bitte sofort nach und verschwand damit aus unserer Hörweite.
Ich beugte mich sofort zu Calhound und flüsterte: „ Wir nehmen keine Getränke von unseren
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