Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute

Titel: Reiterhof Birkenhain 06 - Rettung in letzter Minute
Autoren: Margot Berger
Vom Netzwerk:
1. Kapital
    Sieben Tage Regenwetter

    »Wenn es nicht bald aufhört zu regnen«, sagte Kai Jensen und zog seine gewachste Jacke noch weiter über den Kopf, »dann könnt ihr bei uns den Jugendschwimmschein machen, aber bestimmt kein Reiterabzeichen.«
    Der Stallbesitzer des Reiterhofs Birkenhain stand neben zwei durchnässten Kapuzenjacken auf dem Erdwall, der seine Wiesen vom Flüsschen Lottbach trennte. Düster starrte er in das gurgelnde Wasser unter sich. Und auf seine Stiefel, die vor Nässe quietschten, wenn er die Füße darin bewegte.
    Sturzbäche waren das, richtige Sturzbäche, die vom Himmel herunterkamen.
    »Als ob jemand da oben vergessen hätte, den Wasserhahn zuzudrehen ... «, ertönte es unter der gelben Kapuze neben ihm.
    » ... und das mitten im August.«
    Die Ergänzung kam aus der blauen Kapuze, die jetzt ein wenig angehoben wurde. Kastanienrotes Haar wurde sichtbar, das zu Jule Ahrend gehörte. Die Zwölfjährige drehte sich um, vorsichtig, um den Regen nicht ins Gesicht zu bekommen.
    »Tut mir Leid, Mäuschen«, rief Jule zur Weide hinüber, wo ihr Lieblingsschulpferd die Nase ins Gras steckte. »Es geht schon wieder zurück in den Stall.«
    Mäuschen, so nannte Jule die braune Hannoveraner Stute, die eigentlich Sally hieß und die einträchtig mit den schwarzen Friesen Ankum und Brinkum graste. Die Pferde schienen sich wohl zu fühlen. Obwohl sie vor Nässe trieften, als hätte man sie aus der Waschmaschine gezogen.
    »Vielleicht waren sie in ihrem ersten Leben Seepferdchen?«, grinste Conny und angelte ihren Führ-strick aus der Jackentasche, um die Pferde zu holen. Wie Jule verbrachte die weizenblonde Conny den Rest der Sommerferien in Jensens Reitschule, die fast vor ihrer Haustür in Großmoorstedt lag, am Rande von Hamburg.
    Erst vor einer halben Stunde, in einer überraschenden Regenpause, hatten sie die drei Pferde heute Morgen auf die Weide gebracht. Damit sie mal etwas anderes sahen als Reithalle, Reithalle und Reithalle. Aber nun war die Trockenphase schon wieder vorbei. Dabei war es erst kurz vor neun.
    »Die Fjordpferde sollten doch auch nach draußen, aber das kann man wohl vergessen«, stellte Conny fest.
    Herr Jensen nickte mit einem Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
    »Wenn das so weitergeht, ist hier bald Land unter. Der Fluss geht ja schon fast bis an die Oberkante. Eine Überschwemmung ist genau das, was mir dieses Jahr noch fehlt.«
    Conny und Jule wechselten einen raschen Blick. Sah Herr Jensen wieder zu schwarz? Und wenn - verübeln konnte man es ihm nicht. Was hatte er diesen Sommer nicht schon alles wegstecken müssen! Seinen schweren Unfall, ein verschwundenes Pferd, einen fast brennenden Heuboden...
    Bloß nicht davon reden! Das würde seine Laune garantiert verschlechtern. Die Mädchen blieben hinter ihm, als sie sich mit den Pferden auf den Weg zum Stall machten. Der Regen prasselte den Mädchen auf die Kapuzen und lief in ihre Stiefelschäfte und in die Jackenärmel, weil sie die Hände zum Führen anheben mussten.
    »So geht das jetzt seit vier Tagen«, stöhnte Jule und zog Sally weiter. »Vier Tage! Ohne Unterbrechung.«
    Das bedeutete für die Pferde des Reiterhofs: Boxenarrest. Nicht weil die Pferde wasserscheu waren. Im Gegenteil - sie liebten Regen. Aber die Hufe zertraten die nassen Wiesen und die Graswurzeln gingen ein. Die Weiden verwandelten sich unter dem Pferdegewicht in Schlammwüsten.
    »Den Rest der Weiden macht mir dieses Mistvieh kaputt.«
    Mitten im strömenden Regen blieb der Stallbesitzer stehen. Ärgerlich blickte er aus dem Schutz seiner hochgezogenen Jacke über die Wiesen, die sich an den Reiterhof anschlossen.
    »Seht euch das an!«
    Jensens triefender, blonder Haarschopf deutete auf die Maulwurfshügel, von denen die Weiden übersät waren. Der Friese Ankum sah in rührender Eintracht mit dem Chef in die gleiche Richtung.
    »Hunderte von Hügeln sind das«, schimpfte Jensen. »Wo ein Maulwurf gräbt, da wächst nichts mehr. Dann haben wir bald überhaupt kein Gras mehr für die Pferde. Und der Kerl hat nichts anderes im Kopf als graben, graben, graben. Dieser ...«
    Kai Jensen besann sich, schluckte ein Schimpfwort hinunter und sagte nur: » ... dieser Grabowski.«
    Er machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, obwohl es erst seit vier Tagen goss.
    »Herr Jensen, Sie dürfen ihm nichts tun.«
    Conny, genannt Mücke, beeilte sich ihren Reitlehrer einzuholen.
    Kai Jensen warf Conny einen Blick zu, der nichts Gutes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher