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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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Patienten an. Letztes Jahr hat Chris Medikamente untergemischt. Das hatte fatale Folgen. Das hatten wir doch besprochen.“
Calhound sah mich verwundert an, als wolle er sagen: Hatten wir das? Und was fragte er?
„Hatten wir das?“
Ich nickte eifrig und kippte unter den verwirrten Blicken meines Kollegen beide Cola ins Gras. Danach ließ mich Calhound nicht mehr aus den Augen. Das spürte ich.
Chris kam zurück und balancierte vorsichtig ein Glas Limo vor sich her. „Sie haben mich gerufen, Sir“, sagte er, als er sich zu uns setzte.
Scheiße, in diesem Jargon konnte es unmöglich zwischen uns weitergehen. Ich hatte schließlich keinen Kollegen vor mir.
„Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen, Sir“, setzte Chris mit triefender Freundlichkeit nach.
„Bitte lass das Sir weg, Chris. Dr. Koman reicht vollkommen aus.“
„Christopher bitte, Dr. Koman.“
„Christopher.“ Ich nickte.
Dr. Calhound erhob sich plötzlich. „Ich muss mal“, sagte er und verschwand.
Zurück blieben nur wir beide und sahen verunsichert zu Boden.
„Und“, begann ich, „wie gefällt es dir hier?“
Chris sah auf, an mir vorbei. „Gut. Gute Umgebung. Regt Geist und Seele an.“
Ja, dachte ich, regt deinen Geist und meine Seele an.
„Stimmt“, gab ich zurück.
Unser kurzes Gespräch verstummte damit ganz. Wir warteten auf die Rückkehr von Dr. Calhound, der unbedingt die Spannung zwischen uns nehmen musste. 
Ich besah mir ein fröhliches Ballspiel, dass Sarah mit vier Jungen unweit unserer Wiese begonnen hatte. Alle hatten viel Spaß und wirkten entspannt und vergnügt. Ich sah aber auch, wie Chris Sarah nachsah, die sich einem Jungen näherte und ihn keck anstieß. Ich sah, wie sich Chris‘ Augen zu Schlitzen verengten und sein Gesicht Eifersucht und Kontrollsucht widerspiegelte.
Dr. Calhound kam zurück und unterbrach unsere Beobachtungen. Er rieb sich seine frisch gewaschenen Hände aneinander. Chris wandte sich widerwillig wieder zu uns. In seinem Gesichtsausdruck war nun Verärgerung zu sehen.
„So“, sagte Calhound, „was hätten wir denn anstehen?“, und sah Chris dabei an. So, als wäre der Junge jetzt sein Kollege, was mich sehr verärgerte. Ich fing die Frage ab: „Wir sollten Christopher erst erklären, was wir abgesprochen haben.“
Calhound sah mich an. „Haben wir das?“, fragte er. 
Jetzt war ich noch verärgerter. Wollte mich mein eigener Kollege vor meinem Patienten etwa lächerlich machen? Daraufhin gab ich ihm eine fatale Antwort: „Wenn Sie, Dr. Calhound, nicht in der Lage sind, mir zuzuhören oder sich an Vereinbarungen, die zuvor getroffen wurden zu halten, dann sollten wir überlegen, ob Sie überhaupt die richtige Person an meiner Seite sind.“ Das sagte ich ihm. Ich! Ausgerechnet ich .
Ich blamierte Dr. Calhound mit der vollendeten Geste einer ausgestreckten Kampffaust und veranlasste ihn, sich kurzum zu erheben und mit hochrotem Kopf davonzugehen.
Chris grinste. Er sah Calhound hinterher, bis dieser im Gebäude verschwunden war und sah dann grinsend zu mir herüber. Meine Kampffaust hatte sich noch nicht gelöst. Ich hielt sie jetzt unter den Tisch versteckt. Was hatte ich getan? Sollten mich meine Pillen nicht beruhigen?
„Das war wohl nichts“, hörte ich Christopher sagen, sah ihn aufstehen und zu Sarah verschwinden. Dann sah ich Calhound wieder aus dem Gebäude kommen, ja nahezu herausstürmen und zu Jenny laufen. Dort tuschelten sie, und sie zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. Petze!
Mein Gehirn verlangte nach mehr Medikamenten. Pille auf, Problem rein, Pille zu, runterschlucken. Diese Vorstellung trieb mich in mein Zimmer, um genau diesen Vorgang zu erledigen. Leider konnte ich meine Pillen nicht finden. Ich wühlte alles durch, vom Bad bis zum Schrank. Und ich räumte nichts mehr weg. Durch das Fenster sah ich Jenny ins Gebäude eilen. Oh Gott, sie würde jetzt kommen, wie sah es hier aus!
Ich begann, hektisch aufzuräumen und schenkte ihr ein Garfield-Lächeln, als sie zur Tür hereinstürmte.
„Wie sieht’s denn hier aus?“, schrie sie.
Wieso? War doch alles aufgeräumt. Bis dahin teilten sich auch unsere Ansichten. Es hatte alles wieder seinen Platz, aber nicht seine Ordnung. Dann hielt sie die Pillendose vor mir. „Suchst du die?“
Ich versuchte, mir die Dose mit einer kurzen Handbewegung anzueignen, doch Jenny zog sie schnell weg.
Scheiße, dachte ich. Darüber hatten die vier gestern Nacht im Büro debattiert. Und das ausgerechnet noch mit Chris! Damit war mir klar: die
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