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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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Die Köchin zeigte unweit des ersten Grabes eine weitere gekennzeichnete Stelle. „Da würde es sich auch gut machen – ein neues Beet.“
Jenny lächelte, Calhound musste lachen, aber Chris grinste nur. Er sah zu mir hoch, zeigte seine verschmutzten Hände und grinste mich hämisch an.
Die Köchin gehörte also auch dazu. Und sie hatte ihm einen Spaten gegeben, damit es schneller ging! Erst vergiften, dann verbuddeln!
Mir kamen meine Erdproben in dem Gefrierbeutel wieder in den Sinn. Den musste ich unbedingt retten. Darin befand sich der Beweis für den Komplott. Also stieß ich durch die Menge von Leuten, die um mich herumstanden und rannte zurück zur Sitzgarnitur. Dort musste irgendwo der Beutel liegen. Ich ließ mich auf die Knie fallen und robbte herum. Wo verdammt war der Beutel geblieben? In meiner Hektik sah ich, wie Chris um die Hecke bog und auf mich zukam. Ich wurde panisch! Er wollte den Beutel sicher auch haben. Schließlich war er der Initiator des Komplotts. Seine Mitverschwörer hoben derweil sicher mein Grab mit dem Spaten aus.
Je näher Chris kam, je hektischer wurde meine Suche. Wie würde er mich umbringen wollen? Hatte er Werkzeug in der Hand? Tatsächlich, ich sah eine kleine Gartenharke in seiner linken Hand. War er Rechts- oder Linkshänder? In welcher Hand hatte er mehr Kraft? Würde er mir mit der schwächeren Hand die Harke in den Schädel rammen, würde sie vielleicht nur in den Schädelknochen eindringen, ohne schwere Verletzungen. Aber mit der stärkeren Hand würde er mir den Schädel spalten können.
Ich musste hochkommen. Nur nicht vor ihm auf dem Boden kriechen. Das würde seine Tatabsichten noch begünstigen. Jetzt war auch der Beutel egal. Darum konnte ich mich später noch kümmern.
Chris kam näher. Die Harke wechselte von der linken in die rechte Hand. Aha, also Rechtshänder. Er grinste. Das Grinsen der tausend Worte.
Ich wich zurück und sah geschwind zum Kaffeetisch. Vielleicht konnte mich eine zerbrochene Tasse retten. Besser wäre, ich würde an die Harke kommen.
Chris kam näher. „Dr. Koman …“, hörte ich ihn sagen.
„Nenn mich Dad“, sagte ich, „und lass es uns hinter uns bringen, Sohn.“
Er blieb plötzlich stehen. Sein Grinsen verschwand. Aha, jetzt wird’s ernst. Da kann einem schon mal das Grinsen vergehen.
Ich schlug die Kaffeetasse auf den Rand des Tisches und spaltete sie. Jetzt hatte sie scharfe Schnittkanten. Besser als gar keine Waffe.
„Dr. Koman“, hörte ich Chris erneut sagen.
Ich hob die Tasse zur Abwehr und stellte mich breitbeinig hin, um einen guten Stand beim Angriff zu haben. Hinter Chris sah ich seine Verbündeten hinter der Hecke hervorkommen. Aha, das Grab war ausgehoben!
„Nenn´ mich Dad“, forderte ich den Jungen erneut auf, lauter, aggressiver.
Ich hörte Jenny schreien und sah, wie Chris verwirrt nach hinten sah. Das war meine Chance! Mein Blick richtete sich auf seine Harke. Die musste ich jetzt erwischen.
Als Chris wieder zu mir hinsah und „Dad?“ sagte, entriss ich ihm die Harke, holte aus und rammte sie voller Wucht mit meiner linken Hand in seinen Schädel. Ich bin Linkshänder.
    Mir würde nichts passieren. Es war Notwehr. Ich hatte den Gefrierbeutel als Beweis und sagte zu den anderen Beerdigungsgästen: „Ihr könnt ihn jetzt neben seiner Mutter einbuddeln.“
Die Blumen für die Bepflanzung standen auch schon bereit.
     
     
     
    Bob Koman wurde nach dieser Tat in eine geschlossene Psychiatrie eingeliefert. 
     
    Die Schuldfrage bleibt ungeklärt. 
    Manchmal gibt es vielleicht keine Schuld. 
    Manchmal entwickeln sich die Dinge außerhalb jeglicher Macht.

 Persönliches Nachwort:
    Mit dieser Buchausgabe endet meine erste Trilogie.
Ich habe versucht, mich mit Menschen auseinanderzusetzen, die einst Opfer waren und dadurch an psychischen Störungen oder Krankheiten litten. Während des Schreibens habe ich mich in sie hineinversetzt und Szene für Szene entstehen lassen, selbst unwissend darüber, was herauskommen würde. 
     

Danksagung:
    Es ist nicht leicht, für diese Art von Geschichten Probeleser zu finden, die sich die Mühe machen, alles durchzulesen und kritisch/konstruktiv mit mir zu besprechen. Dazu gehört Interesse an dem Thema … und viel Durchhaltevermögen.
Deswegen ist es mir besonders wichtig, diesen Menschen dafür zu danken, dass sie sich so viel Zeit genommen haben.
Ich danke besonders herzlich für die großartige Unterstützung:
Michael Stappers 
Ruth Krings
Friederike Delater
Heike
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