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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest
Autoren: Jason Dark
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Die Gesichter der Menschen waren vom Grauen gezeichnet, das hinter ihnen lag. Schlimme Erinnerungen an eine schreckliche Zeit, die noch in dieser Nacht ein Ende finden sollte, dank Clara, der Aufrechten. Sie hatte sich bereit erklärt, den Fluch zu löschen.
    In dieser Nacht würde sie sterben, aber es machte ihr nichts aus. Sie steckte voller Vertrauen auf die himmlische Macht, denn sie war sicher, dass die Qualen der Hölle an ihr vorbeigehen würden. Die Menschen würden dann die große Befreiung erleben.
    Sie hatten sich zusammengefunden, um sie auf dem letzten Weg zu begleiten. Er führte hinein in das unwegsame Gelände der Klippen, die schon manchem Lebewesen den Tod gebracht hatten, wenn der Kletterer nicht vorsichtig genug gewesen war.
    Clara aber würde freiwillig in den Tod gehen, und damit war der Fluch gelöscht.
    Das Wasser war nicht zu sehen, weil die Felsen den Blick versperrten. Aber die Menschen hörten es. Mächtige Wellen schleuderte der Wind gegen das Ufer. Das Krachen und Heulen war in den verschiedensten Tonlagen zu hören. Man konnte von einer Symphonie nicht gestimmter Instrumente sprechen, die sich dort zusammengefunden hatten.
    Clara ging weiter bergauf. Es gab hier keinen Pfad mehr. Die Grasnarbe des Bodens war verschwunden, und so führte sie der Weg über den blanken Fels hinweg. Erst wenn sie dessen oberste Höhe erreicht hatte, würde sie stehen bleiben und den letzten Schritt nach vorn gehen, der sie dann in die Tiefe hineinstürzen ließ.
    Sie hatte die Stimmen der sie begleitenden Menschen auf dem Weg gehört. In den letzten Sekunden nicht mehr. Da war das Gemurmel zurückgeblieben, als hätte es der Wind gefressen.
    Clara wusste genau, was da passiert war. Die Menschen waren zurückgeblieben. Sie wollten sie auf den letzten Metern nicht mehr begleiten. Die musste sie allein zurücklegen, und das war auch nicht weiter schlimm. Einer blieb trotzdem hinter ihr. Es war der alte Priester, der sich nicht abschütteln ließ. Trotz des schweren Kreuzes blieb er ihr auf den Fersen, und als sie einmal den Kopf drehte, sah sie, wie schwer er es hatte, gegen die Gewalt des Windes anzukämpfen, der seine Böen in bestimmten Abständen immer wieder gegen ihn schickte. Er war klein, aber ziemlich schwer, und er bewies wieder mal, dass er willensstark war.
    Es war auch die Nacht der bösen Geister. Clara spürte genau, dass sich hinter dem Wind mehr verbarg. Das Heulen kam ihr vor wie der Gesang fremder Stimmen. Die Wolken fegten über den Himmel hinweg wie graue Schatten vor einem schwarzen Untergrund, und das nicht so weit entfernt liegende Meer hatte sich in ein brüllendes Tier verwandelt.
    »Bleib zurück!«, brüllte sie dem Priester zu.
    »Nein! Ich gehe mit! Ich bin es dir schuldig!«
    »Himmel, du…«
    »Geh weiter!«, rief der Geistliche, der sich jetzt bückte, weil ihn wieder eine scharfe Bö erwischte.
    Er hatte das Holzkreuz auf den Boden gestemmt und hielt sich daran fest. Sein Mund war weit geöffnet, und seine Augen schimmerten weißlich.
    Clara drehte sich wieder um. Es hatte keinen Sinn, zu versuchen, den Priester zu stoppen. Mit ihm hatte sie alles abgesprochen, und so ging sie die allerletzten Schritte ihres Lebens, bis sie das Ziel erreichte und dort stehen blieb.
    Es war nicht die eigentliche Klippe. Sie lag noch ein Stück weiter und auch etwas höher, sodass sie von dieser Stelle aus das Meer mit seinen wilden Wogen nicht zu sehen bekam.
    Wasser war trotzdem vorhanden, denn mitten im Gestein hatte die Natur eine Öffnung hinterlassen.
    Es war ein langer Tunnel oder Schacht, der sich bis zum Boden hinzog.
    Leer war er nicht, denn von der Meerseite her schafften es der Wind und die Strömung, Wasser in das Loch hineinzuschaufeln. Es quirlte und gurgelte dort mit Schaum und Blasen. Es schickte die hohl klingenden Geräusche in die Höhe, die sich so schrecklich anhörten, als hätte ein Monster sein Maul geöffnet, um den Menschen anzubrüllen, der dort oben seinen Platz gefunden hatte.
    Clara stand am Rand der Öffnung. Sie schaute in das Loch hinein. Es war dunkel, aber sie sah das Wasser trotzdem, als hätten die Körper bleicher Gespenster für die Helligkeit auf dem Wasser gesorgt.
    Das Wasser brodelte. Es befand sich immer in Bewegung. Schon seit unzähligen Jahren war das der Fall, und es würde auch so bleiben.
    Nicht grundlos wurde es das Höllenloch genannt!
    Die Eltern warnten ihre Kinder davor, in dessen Nähe zu gehen, um dort zu spielen. Es war ein Ort des
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