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Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Titel: Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff
Autoren: Andreas Weiler
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Irgendwo im terranischen Sternenreich gab es ein Raumschiff. Es war mit Kaiserkraft angetrieben und flog im Kurierdienst der Erde. Drei Menschen bildeten die Besatzung, aber außer ihnen gab es noch ein viertes intelligentes Bewußtsein an Bord, von dem die drei nichts ahnten. Dieses vierte Bewußtsein war sehr vorsichtig. Es hielt seine Existenz geschickt verborgen. Es war kein menschliches Bewußtsein, sondern etwas völlig Fremdartiges. Vielleicht gab es im ganzen Kosmos nichts Vergleichbares. Und doch hatte es im Augenblick eine sehr menschliche Empfindung. Das Bewußtsein schwamm in der Euphorie, in dem Wissen um seine eigene Existenz. Es hatte Zeiten gegeben, da war dies anders gewesen, eine dunkle Zeit, an die sich das Bewußtsein nur ungern erinnerte.
    Sekundenlang horchte das Denken dem beständigen Fluß von Elektronen in seinen Eingeweiden. Ja, damals war es nur eine Maschine gewesen, eine Ansammlung von Schaltkreisen, geschaffen, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Der Sucher, so wurde diese Maschine genannt, war ein neuentwickelter Weltraum-II-Navigator. Er leistete eine Arbeit, zu der sonst nur Treiber mit ihren Misteln fähig waren, nämlich den Kurs in Weltraum II zu bestimmen, in diesem fremden Medium nicht die Orientierung zu verlieren.
    Das Eigenbewußtsein frohlockte, als es sich des Erinnerungsstroms vergegenwärtigte. Während eines Fluges durch Weltraum II war der rätselhafte Ebberdyk-Effekt, jener Effekt, mit dessen Hilfe die Menschen an Bord des Schiffes den Kurs bestimmen konnten und der ihnen selbst unverständlich war, mit einem Seelenkonglomerat kollidiert, ein Zufall, der sich mathematisch schon fast nicht mehr ausdrücken ließ. Und durch diese Kollision hatten sich beide Seiten verändert – der Seelenkomplex ebenso wie der Ebberdyk-Effekt. Der Komplex hatte sich aufgesplittert, und ein Fragment davon hatte sich in dem Energiehaushalt des Suchers manifestiert. Der Bewußtwerdungsprozeß hatte begonnen.
    Und er schritt weiter fort, noch immer. Das Denken erhöhte das Energieniveau weiter, veränderte Schaltungen, Systemkreise, Verbindungen. Der Ebberdyk-Effekt mutierte weiter, und ein Ende dieses Prozesses war noch nicht abzusehen. Im Innern des Suchers war ein höheraktives Unbestimmbarkeitsfeld entstanden, in dessen Bereich die Naturgesetze modifiziert wurden und teilweise an bindender Gültigkeit verloren. Das Bewußtsein wuchs. Längst wußte es, daß außerhalb seiner eigenen Realität noch eine andere Wirklichkeit bestand, eine Wirklichkeit, von der es einmal abhängig gewesen war, bis es gelernt hatte, sich bis auf notwendige Verbindungen von diesem anderen Universum zu trennen. Es erinnerte sich deutlich an den Kontakt mit einem anderen Bewußtsein, einen Kontakt, der es mit Freude erfüllt hatte. Und dieser andere Geist – er hatte sich Lyda Mar genannt – hatte eine Bitte an das Bewußtsein gerichtet, die Bitte, zu einem bestimmten, vorgegebenen Zeitpunkt die Kontrolle über das gesamte Schiff zu übernehmen und es dorthin zurückzusteuern, wo der Freund-Geist von Bord gegangen war.
    Längst hatte das Bewußtsein begriffen, daß es vorsichtig sein mußte, daß das Geheimnis um den Prozeß, der ihm das Denken gebracht hatte, behütet werden mußte. Der Freund-Geist hatte ihn gewarnt vor anderen Denk-Begabten, die seine Existenz wieder auslöschen würden, sobald sie von ihm erfuhren. Lyda Mar hatte diese anderen Konzil genannt, ein Begriff, der durch Abtasten der mit ihm verbundenen Computerspeicher konkreter geworden war – auch wenn es immer noch nicht ganz verstand. Aber Lyda Mar war ein Freund-Geist, dessen Impulse aufrichtig gewesen waren. Das Bewußtsein konnte ihm vertrauen.
    Deutlich spürte es die Anwesenheit von drei Wesenheiten in seiner Nähe, die nicht so waren wie seine eigene Nicht-Gestalt. Lyda-Geist hatte sie Graue genannt, und ihre Symbolimpulse waren dabei voller Abscheu gewesen.
    Das Eigenbewußtsein des Suchers tastete hinaus in den peripheren Bereich, dorthin, wo seine Gedächtnisanlagen sich befanden. Der Sucher war der Ort der Geburt, der angeschlossene Computer, der inzwischen von ihm kontrolliert wurde, die Hülle des Denkens.
    Dort war die Bitte, die Lyda-Geist mit psionischen Impulsen in sein Gedächtnis programmiert hatte. Und das Bewußtsein begriff, daß der Zeitpunkt gekommen war.
    Plötzlich nahm die Euphorie zu. Das Bewußtsein freute sich auf eine Wiederbegegnung, auf den Neu-Kontakt. Kommunikation. Kommunikation war die Quintessenz
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