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Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch
Autoren: Bettina Belitz
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konnte, als sie zu schließen. Selbst Mogwais kühle Hundeschnauze, die immer wieder tröstend gegen meine herabhängende Hand stupste, konnte mich nicht aufheitern. Meine Welt war dunkel und leer geworden. Ich wusste nicht, was ich darin noch verloren hatte.
    Als meine Gedanken schon fahrig wurden, kämpfte ich mich noch einmal aus dem Bett und holte eine der axe-Duschgelflaschen, die ich vorhin schluchzend ausgepackt hatte, aus meinem Schrank, öffnete sie und legte sie vor meine Nase auf das Kopfkissen. Bei jedem Atemzug stellte ich mir vor, Leander wäre da. Hier bei mir auf dem Bett. Ich war so erschöpft, dass mein billiger Trick funktionierte. Wenn ich schlief, konnte ich ungestört von Leander träumen, ihn riechen, dann war er noch da … bei mir …
    »Nicht mehr weinen, chérie. Aaaah. Autsch.«
    Ups, das war aber ein schneller Traum. Ich war kaum eingeschlafen, da ging es schon los. Besser als Kino.
    »Chérie? Luzie. Hallo. Hallo?« Ein Knipsen ertönte neben meinem eingepackten Ohr, dann wurde es hell vor meinen vom Heulen geschwollenen Lidern. »Haaallooo. Ich bin da-haaa. Luzie? Himmel, siehst du scheiße aus. Und wieso umarmst du mein Duschgel? Soo gut riecht es auch wieder nicht. Ich hätte ja lieber Boss oder Armani, aber dazu reicht dein Taschengeld nicht. Luzie!?«
    Nein, bitte nicht so ein Traum. Nicht einer von denen, die sich anfühlen wie echt, und wenn man aufwacht, ist man ganz taub vor Enttäuschung. So einen Traum wollte ich nicht. Dann lieber gar keinen. Außerdem war Leander in meinen Träumen eigentlich immer netter als in der Wirklichkeit. Und das hier eben war nicht nett gewesen.
    »He. Ssssst. Luzie. Luzie, bitte schau mich mal an, bevor ich wieder umkippe, ich glaub, das passiert nämlich gleich, ich …«
    »Leander!« Ich fuhr hoch und fiel ihm so stürmisch um den Hals, dass wir zusammen aus dem Bett fielen und gegen das Sofa polterten. »Ist das echt? Bin ich wach?«
    »Echt«, sagte er stöhnend und befühlte seine Schulter. »Und wie echt … Merde!«
    »Bist du wieder gesund?« Ich löste mich von ihm und betrachtete ihn argwöhnisch. Seine Wangenknochen warfen bläuliche Schatten auf sein Gesicht und seine Augen wirkten matt. Selbst das schneeblaue hatte seine Leuchtkraft verloren.
    »Na ja. Mein Arm ist zurück im Gelenk und der Bruch – er wird wohl heilen.« Sein rechter Arm hing tatsächlich nicht mehr schlaff herab. Trotzdem gefiel mir Leander nicht. Er sah kränklich aus. Entschuldigend hob er die Schultern und keuchte gleichzeitig vor Schmerz auf. »Hab ihn mir selbst eingerenkt«, stieß er hervor und schloss kurz die Augen.
    »Selbst eingerenkt? Wie denn das?«
    »Hab mich mit der Schulter gegen die Burgmauer geworfen, als du heute Morgen im Hof warst. Zwei Mal. Dann hat es geklappt.«
    »Oh Gott … Hat das nicht schrecklich wehgetan?«
    »Hat es«, bestätigte er seufzend und grinste schief. »Guck nicht so, Luzie. Das, was die Zentrale mit mir gemacht hat, um meinen Körper zu entfernen, war viel schlimmer. Aber dieses Mal hatte ich Angst, dass ich nicht mehr körperlos werden kann. Es war genau anders herum.«
    »Und?«, fragte ich angespannt. »Bist du wieder körperlos geworden, nachdem ich weg war? So wie vorher?«
    Leander schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein. Luzie, ich war nie mehr völlig körperlos seit dem Fluch. Ich hab meinen Körper immer irgendwie gespürt. Trotzdem hatte ich noch Wächtereigenschaften, konnte fliegen und mich ganz leicht machen, wenn ich wollte. Und selbst du konntest mich nicht sehen, wenn ich mich weit genug von dir entfernt hatte. Aber jetzt …« Sein Blick verdunkelte sich. »Es hat sich verändert. Ich hab mich verändert. Das Fliegen eben war so anstrengend wie noch nie. Alles tut weh. Ich bin dreimal fast abgestürzt. Und dann mein Kopf. Ich kann mich an kaum mehr etwas von heute Nacht erinnern.« Also auch nicht an unseren Kuss, dachte ich – und stellte fest, dass mir das gar nicht so ungelegen kam. Ich besaß jetzt nämlich nicht die Nerven, mit Leander über den Kuss zu reden. Und doch wollte ich so sehr, dass er sich erinnerte. Ab und zu.
    »Luzie?«
    Ich musste schlucken, um antworten zu können. »Ja? Was ist? Wirst du wieder ohnmächtig?«
    »Wenn du mir etwas zu essen und zu trinken holst, nicht. Ein Stück Brot und etwas Wasser. Vielleicht ein oder zwei Fleischklößchen. Und dann will ich nur daliegen und mich ausruhen. Zwei bis drei Tage lang. Musst alleine zur Schule gehen. Okay?«
    »Okay! Ich bin sofort
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