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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte
Autoren: Paolo Bacigalupi
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fliehen. Manche waren bereits in See gestochen. Ihre weißen Segel blähten sich im Wind. Mahlia sah zu, wie eines der Schiffe seine Tragflächen ausfuhr und über das Wasser Kurs auf die hohe See nahm.
    Es war wunderschön. Wie eine Möwe, die die Flügel ausbreitete.
    Â» Und was jetzt? « , fragte Ocho.
    Mahlia musterte die Schiffe und deutete dann auf eines von ihnen. » Das da. «
    Es war ein elegantes Schiff, windschnittig und schnell. Ein glänzender weißer Rumpf und Segel, die gerade ausgerollt wurden. Ein reicher Blutkäufer, der fette Beute gemacht hatte und jetzt die Stadt verließ, ehe dort erneut die Kämpfe ausbrachen.
    Â» Bist du sicher? « , fragte Ocho.
    Â» Dieses Schiff sieht genau aus wie die der Leute, mit denen meine Mutter Geschäfte gemacht hat. «
    Ocho gab seinen Jungs den Befehl, auf das Schiff zuzusteuern, und die Schlauchboote durchpflügten die Wellen. Mahlia betrachtete das glänzende Schiff, als es näher kam. Sie musste daran denken, wie sie vor vielen Jahren im Potomac Harbor gestanden und verzweifelt darum gebettelt hatte, dass die Schiffe der Friedenswächter zurückkehren würden.
    Dieses Mal bettelst du nicht, dachte sie. Dieses Mal erkaufst du dir einen Platz.
    Â» Wird das funktionieren? « , flüsterte Ocho, während sie sich dem Klipper näherten.
    Â» Ja, es wird funktionieren. Halt diese alte Flagge hoch. Die mit dem Kreis aus Sternen und den rotweißen Streifen. «
    Â» Dieses alte angekohlte Ding? «
    Â» Ja. Das wird ihre Aufmerksamkeit erregen. Die Flagge werden sie bestimmt haben wollen. «
    Die Schlauchboote rasten über die Wellen hinweg, die zerlumpte Flagge gehisst. Tatsächlich zog der Klipper die Segel wieder ein, die er gerade ausgerollt hatte.
    Mahlia sah Leute an Deck, die mit Ferngläsern zu ihnen hinabblickten. Sie beobachteten. Die Besitzer des Schiffes waren offenbar an dem interessiert, was sie zu verkaufen hatte. Ihr Herz schlug schneller. Es würde funktionieren!
    Â» Haltet die Waffen gesenkt, Jungs « , sagte Ocho. » Versucht zu lächeln und freundlich auszusehen. «
    Mahlia hätte beinahe gelacht. Ocho schien ihre Belustigung zu bemerken, aber sein Lächeln verschwand so schnell, wie es erschienen war.
    Â» Glaubst du wirklich, dass sie uns mitnehmen werden? «
    Â» Immerhin haben sie angehalten. «
    Â» Nein, ich meine… « Er berührte seine Wange mit dem Brandmal. » Die wissen, was wir getan haben, nicht wahr? Was wir sind. «
    Mahlia schaute ihn an, und wieder sah sie den Teil von ihm, der nicht Soldat war. Einen letzten Rest von dem, was der Sergeant früher einmal gewesen war, bevor die versunkenen Städte ihn verschluckt hatten. Das ängstliche Kind, das so lange geschlagen und misshandelt worden war, bis kaum noch etwas Menschliches übrig blieb. Es war noch immer da. Ein völlig anderer Mensch, der sie anblickte und so gerne hoffen wollte.
    Sie wollte ihm antworten, dass alles gut werden würde. Dass sie sich Respekt erkaufen und an irgendeinen Ort fahren würden, wo niemand jemals von der VPF , den versunkenen Städten oder der Gottesarmee gehört hatte. Wo das alles gar nicht existierte. Peking vielleicht. Oder Seascape Boston. Oder noch weiter weg. Sie könnten ihr altes Leben komplett hinter sich lassen.
    Irgendwo würden sie eine Zuflucht finden.
    Aber dann blickte sie auf ihre fehlende rechte Hand hinab und den Verband an ihrer linken, und der gleiche Zweifel machte sich auch in ihr breit. Würde irgendjemand Verwendung haben für eine Arztgehilfin mit nur vier Fingern?
    Schließlich sagte sie: » Eins nach dem anderen, Soldat. Zuerst auf das Schiff, den Rest werden wir herausfinden. «
    Sie hielten neben dem Klipper an, der hoch über ihnen aufragte. Jemand warf eine Strickleiter hinunter, und dann kletterten ein paar Soldaten die Leiter hoch an Bord. Einer nach dem anderen stieg hinauf, und schließlich war Mahlia an der Reihe.
    Sie holte tief Luft, streckte die linke Hand aus und hielt sich an der Leiter fest. Die Soldaten halfen ihr hoch. Sie ließ das Schlauchboot hinter sich und kletterte die Leiter hinauf nach oben.

Danksagung
    Dank an Michelle Nijhuis, die mir von den Wolf-Kojote-Hybriden erzählt hat, die die Vorlage für die Kojwölfe darstellten. An Ruhan Zhao, der meinen eingerosteten chinesischen Sprachfähigkeiten auf die Sprünge geholfen hat. An Rob Ziegler,
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