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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte
Autoren: Paolo Bacigalupi
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wutverzerrt. » Du hast das getan! Das ist alles deine Schuld! «
    Ocho hob abwehrend die Hände. » Er war auch mein Freund! Wir waren Waffenbrüder. «
    Â» Er war überhaupt nicht wie du! «
    Ocho stammelte eine Entschuldigung, aber dann wurde auch er von einer Welle des Zorns übermannt.
    Â» Keiner von uns hat darum gebeten, Soldat zu sein! « , schrie er. » Keiner von uns! Wir waren alle wie er. « Er zog sich an einer Säule hoch, verlagerte das Gewicht auf das verletzte Bein und zuckte vor Schmerzen zusammen. » Keiner von uns ist so geboren worden « , sagte er. » Sie haben uns dazu gemacht. «
    Das Mädchen wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment hustete Ghost, und sie wandte sich ihm sofort zu. Ghosts Augen waren glasig. Er streckte die Hand nach dem Mädchen aus. Zog sie zu sich herab. Das Mädchen schluchzte und drückte ihn an sich. Anscheinend sagte Ghost etwas zu ihr. Er flüsterte und hustete Blut.
    Ocho wandte sich ab. Was tat er hier? Er musste so schnell wie möglich verschwinden. Sobald die Adlergarde sich wieder gefasst hatte, war er tot. Er hob ein weiteres Gewehr vom Boden auf und suchte nach Munition. Er bezweifelte, dass der Halbmensch…
    Ein Schatten fiel über ihn.
    Ocho blickte hoch und keuchte auf. Der Halbmensch ragte über ihm auf, das vernarbte Tiergesicht von Kampflust verzerrt. Blut lief an ihm hinab. Plötzlich wurde Ocho bewusst, wie viele Leichen in der Kommandozentrale verstreut lagen. Wie still es plötzlich geworden war.
    Der Halbmensch hatte sie alle umgebracht. Jeden Einzelnen von ihnen. Diejenigen, die er nicht erschossen hatte, hatte er mit bloßen Händen zerfetzt. Ocho hatte gewusst, dass der Halbmensch gefährlich war, aber das übertraf selbst seine schlimmsten Vorstellungen.
    Das Ungeheuer knurrte Ocho an und lief weiter. Offenbar hielt es ihn nicht für eine Bedrohung trotz der Waffe in seiner Hand.
    Was hatte er da nur von der Leine gelassen?

4 4
    Â» Mouse « , flüsterte Mahlia.
    Sie wiegte den Jungen in den Armen. Er wirkte so klein. Schon immer war er eher schmächtig gewesen. Aber jetzt, schwer verletzt wie er war, wirkte er winzig. Und blass. Viel blasser als sonst…
    Wegen des Blutverlusts, flüsterte ihr die Stimme des Arztes zu. Er verlor zu viel Blut. Im Geiste ging sie verschiedene Möglichkeiten durch, wie sie ihm helfen könnte. Wie sie verhindern könnte, dass die Lache aus klebriger roter Flüssigkeit sich weiter unter ihm ausbreitete.
    Direkter Druck auf die Wunde. Plasma. Bluttransfusionen. Schmerzmittel. Die Beine hochlagern. Den Schockzustand behandeln. Die Atemwege befreien, die Blutzirkulation gewährleisten. Stabilisieren. Operieren.
    Es war zwecklos. Sie hatte nicht die nötigen Instrumente. Nichts von dem, was Doktor Mahfouz ihr beigebracht hatte, half ihr jetzt weiter.
    Mouse streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht. » Wie kommt es eigentlich, dass immer ich derjenige bin, der dich retten muss? « , flüsterte er.
    Mahlia drückte ihn an sich. » Es tut mir leid. « Tränen liefen ihr über die Wangen. » Es tut mir furchtbar leid. «
    Mouse versuchte zu reden. Hustete. » Ich kann nicht glauben, dass du mir gefolgt bist. «
    Â» Ich musste einfach. «
    Â» Nein. « Er schüttelte den Kopf und lächelte müde. » So ticke doch eigentlich ich. « Er zeichnete mit dem Finger ihre Tränen nach und tippte ihr mit einem Grinsen gegen das Kinn. » Du sollst doch die Klügere von uns beiden sein. « Er hustete noch einmal, und Blut befleckte seine Lippen. Er stöhnte vor Schmerzen. » Hätte wohl auf dich hören sollen, was? «
    Ein Geschoss schlug ein und ließ das Gebäude erzittern.
    Â» Ich werde dich hier rausbringen « , sagte Mahlia.
    Â» Wenn du wüsstest, was ich getan habe, würdest du das nicht sagen. «
    Â» Mir ist egal, was du getan hast. Ich bringe dich hier raus. « Sie versuchte aufzustehen, aber Mouse streckte die Hand aus und zog sie zu sich heran. Er war überraschend stark.
    Â» Du musst von hier verschwinden « , keuchte er. » Geh und komm nicht zurück. « Noch nie hatte er so ernst ausgesehen. » Du musst mir versprechen, dass du überleben wirst « , sagte er, und dann lächelte er und atmete ein letztes Mal aus. Sein Körper war nur noch eine leere Hülle.
    Tool ging neben Mahlia in die Hocke. » Es wird Zeit zu
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