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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Haus gestürmt waren und sämtliche Kollaborateure umgebracht hatten. Sie hatten die Menschen aus den Häusern gezerrt und sie exekutiert. Ihre Mutter hatte ihr geholfen, sich zu verstecken, bevor die Soldaten in ihr Haus eingedrungen waren.
    Und jetzt würde das Gleiche wieder geschehen. Eine weitere Welle der Gewalt würde die Stadt überfluten, während die VPF auseinanderfiel und neue Kriegsherren das entstandene Vakuum füllten.
    Vor ihnen kam ihr altes Wohnhaus in Sicht. Mahlia deutete darauf, und Ocho nickte. » Ja. Ich erkenne es wieder. «
    Die Schlauchboote bremsten ab. Zwei Dutzend Soldaten sprangen aus den Booten und stürmten in das Gebäude hinein. Mahlia suchte die Tür zum Geheimversteck, drückte gegen den Riegel und betete zu den Parzen…
    Die Tür schwang auf.
    Das Lagerhaus erwartete sie. Die Sammlung ihrer Mutter. Und all die Dinge, die ihr Vater gehortet hatte. Es war alles noch da. Nichts war geplündert worden. Stern hatte keine Gelegenheit dazu gehabt. Oder vielleicht hatte der Leutnant ihm auch gar nichts von dem Lagerhaus erzählt. Es war alles unberührt. Die Gemälde, die Statuen und die alten Bücher. Die Schatzkammer einer toten Nation.
    Â» Packt so viel ein, wie ihr könnt « , sagte Mahlia. » Alles, was in die Boote passt. «
    Die Soldaten griffen, was sie tragen konnten. Alte Musketen. Blaugraue Uniformen. Flaggen mit Kreisen aus Sternen vor einem blauen Hintergrund. Vergilbte Pergamente. Alles, was leicht war und in die Schlauchboote geladen werden konnte.
    Â» Wird das funktionieren? « , fragte Ocho, während sie Kunstwerke und historische Schätze in die Schlauchboote einluden, die am Gehsteig im Wasser schaukelten. » Denkst du wirklich, dass wir uns damit einen Platz auf einem der Schiffe erkaufen können? «
    Tool antwortete für Mahlia. » Wenn deine Soldaten Mahlia Geleitschutz geben und sie mit den Blutkäufern verhandelt, wird es funktionieren. Ihr werdet euch freikaufen können. «
    Mahlia sah Tool an. Etwas an seinem Tonfall missfiel ihr. » Das gilt auch für dich « , sagte sie. » Mit dem, was wir hier eingeladen haben, können wir uns alle freikaufen. «
    Â» Nein. « Tool schüttelte den Kopf. » Jemand wie mich werden die Blutkäufer nicht mitnehmen wollen. Ich muss einen anderen Weg finden. «
    Â» Aber… « Mahlia zögerte. » Was wird dann mit dir? Du kannst doch nicht hierbleiben. «
    Tool lächelte beinahe. » Lass das mal meine Sorge sein. Dir liegt vielleicht nicht viel an den versunkenen Städten. Aber für mich… « Er hielt inne und sog die Luft ein. » Für mich riecht es hier nach Heimat. «
    Mit einem Erschauern fiel Mahlia wieder ein, was der Oberst erzählt hatte, als sie sich in seiner Gefangenschaft befunden hatten. Dass Halbmenschen ohne einen Schutzherrn nicht überleben konnten.
    Â» Du bist doch nicht etwa lebensmüde, oder? « , fragte sie. » So wie dieser andere Halbmensch? Der immer wieder hierher zurückgekehrt ist, bis die Soldaten ihn erschossen haben? «
    Tool entblößte die spitzen Zähne zu einem raubtierhaften Lächeln. Er ging neben ihr in die Hocke und strich ihr überraschend sanft über die Wange.
    Â» Keine Sorge « , grollte er. » Ich bin kein Opfer des Krieges. Ich bin sein Meister. « Er sah zu dem Kanal und den Zivilisten hinüber. Soldaten liefen wie aufgeschreckte Ameisen umher. Er spitzte die Ohren, und seine Nüstern zuckten.
    Â» Die VPF wird untergehen, aber ihre Soldaten brauchen etwas, an das sie sich klammern können. Sie werden sich nach einem Anführer sehnen. « Tools leises Knurren klang zufrieden. Er blickte wieder Mahlia an. » Ich habe auf sieben Kontinenten gekämpft, aber nie um ein eigenes Gebiet. « Er betrachtete die Gebäude. » Wo du nur Grauen siehst, sehe ich… eine Zuflucht. «
    Er richtete sich auf. » Ihr müsst gehen. Die Gottesarmee ist nur noch wenige Häuserblöcke entfernt, und die anderen Kriegsherren sind auch nicht weit. Es wird lange dauern, bis ihr hierher zurückkehren könnt. «
    Â» Was hast du vor? « , fragte Mahlia. » Du wirst sterben. «
    Tool lachte. » Ich habe noch nie einen Krieg verloren. Und ich werde auch diesen nicht verlieren. Die Soldaten der VPF sind undiszipliniert und schlecht ausgebildet, und sie haben wenig echte Kriegserfahrung. Wenn ich mit ihnen
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